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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Band II
Seite - 56 -
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56 Tagebücher welches ich mit Bach ausgearbeitet hatte. Projekte zu Zeitungsunterneh- mungen tauchen auf wie die Pilze, das ist jetzt Alles nebensache, jetzt gilt es, das landvolk zu beruhigen, und dazu würde ich die jetzigen Provinzi- alstände, jede in seine Provinz, berufen, denn da diese so ziemlich alle Be- rechtigten repraesentiren, so sind sie dazu competent, freylich wird das ohne große opfer von seite der grundherrn und wohl auch von seiten des staates nicht abgehen, für Jene aber, welche 35 Jahre lang nichts thaten und es da- hin kommen ließen, wo wir jetzt stehen, ist kein galgen zu hoch! sie sitzen aber noch fast Alle am ruder!! Auch für die Ausarbeitung des verfassungsentwurfes muß sogleich etwas geschehen, aber auch hier ist man, soviel ich weiß, noch nicht einmal über das Princip einig! ein Preßgesetz soll diese Woche erscheinen. es sieht elen- diglich aus. heute war der berühmte reisende moritz Wagner bey mir und brachte mir ein schreiben von kolb, welcher mich beschwört, die Allgemeine Zeitung nicht im stiche zu lassen,1 doch habe ich jetzt Wichtigeres im kopfe. sie hat die Absicht, nach Wien zu übersiedeln, das wäre sehr gut, und dann würde ich mich gerne daran betheiligen. ganz deutschland ist in flammen, es zeigen sich Anfänge eines Bauern- krieges in Bayern, Baden, Würtemberg, hessen etc. An mehreren orten süddeutschlands soll kaiser ferdinand als deutscher kaiser proclamirt worden seyn, so auch in schlesien. in Berlin scheint eine complete revo- lution ausgebrochen zu seyn, seit 2 tagen fehlen Briefe und Zeitungen von dort, kurz, die Welt ist ein babylonischer thurm geworden, das gemüthli- che angenehme genußleben ist für unsere generation auf immer dahin, seit 8 tagen, es ist eine neue Welt, und die wohlbekannten alten straßen und Plätze erhöhen nur den contrast. ich bin weit entfernt, den frühern Zustand zurückzuwünschen, aber einer wehmüthigen erinnerung von Zeit zu Zeit kann ich mich doch nicht erwehren. [Wien] 24. märz vorgestern erschien eine allgemeine Amnestie für politische vergehen, ist hauptsächlich für Polen und italien wichtig. das Preßgesetz, von hofrath Pederzani auf grundlage des badischen ausgearbeitet und einem comité von litteraten, Juristen etc. mitgetheilt, erscheint diese tage und soll sehr libe- ral seyn. die bäuerlichen verhältnisse sind noch immer die dringendste Ange- legenheit. obwohl das landvolk noch fast überall ruhig ist, so kann man 1 gustav kolb an Andrian, Augsburg 15.3.1848 (k. 115, umschlag 664): „das eis ist, hoffe ich, bei Ihnen am Brechen; bei uns ist es gebrochen.“
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Band II
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Untertitel
Tagebücher 1839–1858
Band
II
Autor
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Herausgeber
Franz Adlgasser
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
716
Schlagwörter
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Tagebücher 1848–1853 7
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