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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Band II
Seite - 109 -
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1098. Juni 1848 vereinbart werden dürfe, dann aber hauptsächlich dagegen, daß der natio- nalversammlung überhaupt das recht officiell zugesprochen werde, andere Beschlüsse zu fassen, als die sich auf die entwerfung des verfassungswerkes beziehen. Zum glücke war auch schmerling zugegen, welcher sodann das maximum auseinandersetzte, auf welches die regierungen in dieser Ange- legenheit eingehen würden, und welches so ziemlich mit meinen Ansichten übereinstimmte. es wurde in folge dessen beschlossen und auch in der ge- strigen Abendsitzung des Ausschusses durchgesetzt, den frühern Antrags- entwurf ganz umzuarbeiten. usedom, der preußische gesandte, war deßhalb gestern lange bey mir, überhaupt habe ich, obwol nicht selbst mitglied des Ausschusses für die centralgewalt, auf diese sache großen einfluß gehabt, die idee des Prinzen triumvirates kömmt ebenfalls von mir, wenigstens wurde sie auf meine Anregung wieder aufgenommen. früher waren schmer- ling, camphausen und mathy schon so ziemlich designirt. ich werde hier mit soiréen etc. geplagt und lerne nach und nach die ganze frankfurter schöne Welt kennen. Alles beeifert sich, uns Artigkeiten zu er- weisen, wobey gagern immer der lion ist, der mann ist wirklich der held des tages, und ich gönne es ihm von herzen, denn er scheint mir eine durch und durch edle chevaleresque natur, obwol ich ihn vielleicht nicht für einen großen staatsmann halte. ich fürchte, er steht am culminationspunkte sei- ner größe. dergleichen soiréen waren heute bey Brentano, neulich bey koch etc., nebstdem gehe ich zuweilen Abends zu vrintz und manchmal zur grä- finn Bergen, der Witwe des kurfürsten von hessen, eine recht angenehme junge frau. im grunde ennuyirt mich dieß Alles, denn ich bin zu sehr mit andern dingen beschäftigt und wörtlich mit Arbeiten todtgeschlagen. nebst den öffentlichen sitzungen, die fast täglich von 9 bis 2 dauern, sitze ich dann noch 4–5 stunden im verfassungsausschusse, wo entsetzlich déraisonnirt, theoretisirt und vielregiert wird, ich fürchte, es wird ein unpraktisches machwerk werden, welches von keinem deutschen staate, wenigstens nicht von oesterreich, angenommen werden wird. in Wien herrscht ein totaler katzenjammer, der nationalausschuß von studenten, Bürgern etc. regiert, d.h. über Wien, denn außerhalb der linien gehorcht ihm niemand. die Provinzen haben sich alle von Wien unabhängig gestellt. dazwischen wankt das schmachvolle ministerium, der schandkerl Pillersdorf voran, seinem grabe zu. Breuner, montecuccoli etc., alle die frü- hern lieblinge des volks sind flüchtig und verfolgt, unsere Zeit ist für den Augenblick vorüber, schon schimpfen die Wiener Blätter über meine Wahl und bedauern, daß es nicht möring traf, ich bin vor der hand in Wien de- passirt und kann nichts Besseres thun, als meine Zeit, welche gewiß bald kommen wird, die Zeit der wiedererwachenden vernunft, in ruhe abwarten. Was ich unter diesen umständen wünschen würde, wäre nichts anders als
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Band II
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Untertitel
Tagebücher 1839–1858
Band
II
Autor
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Herausgeber
Franz Adlgasser
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
716
Schlagwörter
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Tagebücher 1848–1853 7
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