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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Band II
Seite - 112 -
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Tagebücher112 wollte, um zu hören, was es in frankfurt gebe, und mir sein glaubensbe- kenntniß abzulegen, so ozeroff, camill lotzbeck, falkner, otterstedt, che- lius, gayling etc. Baden ist noch sehr leer, und man spricht auch dort, wenigstens gegen mich, nur von Politik, wovon sollte man in dieser Zeit auch sonst sprechen? schöner, herrlicher aber ist Baden als je, und diese anderthalb tage haben mich wahrhaft erquickt, wiewohl die hitze fürcherlich war. das ganze großherzogthum ist übrigens von der republikanischen Partey beynahe hoffnungslos unterwühlt, die stimmung scheint wirklich beynahe durchgehend gegen die monarchie zu seyn, denn die Anhänger derselben sind auch dort, wie überall, lässig und furchtsam, während die radicalen große thätigkeit entwickeln und fast die ganze Presse in ihren händen ha- ben. darauf müssen wir unsern hauptaugenmerk richten, sonst gehen wir zu grunde. ich hoffe übrigens, daß die französische republik, welche auf die hiesige stimmung einen so verderblichen (und für das deutsche selbstgefühl beschämenden) einfluß gehabt hat, sich nicht mehr lange halten wird. nach Allem, was ich höre, wird sie an den finanziellen schwierigkeiten scheitern, und die regierung ist dort gerade so ohnmächtig und jämmerlich wie bey uns, daß in frankreich keine tausend menschen von herzen republikaner sind, glaube ich noch immer behaupten zu können. gestern um 3/4 8 verließ ich Baden und war um 3 uhr hier. ich fand Briefe von Wien, wo ich schon wieder als minister genannt werde. Wessen- berg formirt ein neues cabinett, auch franz stadion soll eintreten, letzteres mißbillige ich höchlich. der kaiser hat ein sehr schönes manifest erlassen, worin er die concessionen des 15. may bestätigt und die einberufung des reichstages nach Wien (für den 26. ist er ausgeschrieben) von der Wieder- herstellung eines geordneten Zustandes in dieser stadt abhängig macht. ob unser, d.h. schmerlings und mein schreiben an erzherzog franz carl von einfluß gewesen sind? ich hatte gestern noch ein sehr angenehmes kleines diner bey gräfinn Bergen mit schmerling und menshengen. Abends waren wir mit beyden ga- gern bey koch, ziemlich langweilig. die Pfingsttage sind trotz aller Anzeichen ruhig vorübergegangen, wie es aber damit aussehen werde, wenn die centralgewalt zur verhandlung kömmt (wahrscheinlich am montag den 19.), das weiß man nicht. Jedoch sind alle Anstalten getroffen und truppen in masse in Bereitschaft. heute um 11 uhr haben wir wieder sitzung, und dann geht denn die Arbeit wieder an. [frankfurt] 16. Juni Abends in der vorgestrigen sitzung kam nicht viel Anderes vor, als daß zur Bildung einer marine 6 millionen thaler bewilligt wurden, wobey die linke sich
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Band II
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Untertitel
Tagebücher 1839–1858
Band
II
Autor
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Herausgeber
Franz Adlgasser
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
716
Schlagwörter
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Tagebücher 1848–1853 7
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