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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Band II
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Tagebücher140 [frankfurt| 20. Juli Wir stehen jetzt am scheidewege. ob sich eine deutsche einheit überhaupt herstellen läßt, ob oesterreich insbesondere unter dieser neuen gestaltung bey deutschland bleiben kann, muß sich jetzt entscheiden. die centralge- walt wird allem Anscheine nach so straff angezogen werden, daß eine selbst- ständigkeit der einzelnen staaten nicht mehr möglich ist, der verfassungs- entwurf, welchen wir nun seit 8 tagen im Ausschusse auf das lebhafteste discutiren, nimmt ihnen alle auswärtige Politik und die oberleitung ihrer militärmacht, und das muß er auch, wenn anders die einheit deutschlands zur Wahrheit werden soll. das erkenne ich sehr wohl. Andererseits aber frage ich mich: wird sich das österreichische volk dem fügen? und kann ich als oesterreicher es wünschen, daß der heilige nahme oesterreich unter- gehe und es eine Provinz von deutschland werde? daß den nichtdeutschen theilen der österreichischen monarchie (für welche man erst einen namen wird erfinden müssen) die volle Souverainetät, also auch die äußere Poli- tik, ungeschmälert verbleiben werde, ist natürlich außer Zweifel, ebenso gewiß aber ist, daß von den zwey theilen einer monarchie, wovon der eine unselbstständig und eine bloße Provinz eines großen Bundesstaates, der andere, größere und zukunftreichere hingegen vollkommen souverän ist, also eine eigene europäische Politik und heeresmacht hat, daß von diesen 2 theilen binnen kurzer Zeit der letztere die oberhand gewinnen wird, der kaiser wird nach Pesth ziehen, aus oesterreich wird ein ostreich werden, und die deutschen theile werden sich bald ganz von diesem ostreiche ablö- sen. das aber wollen wir nicht, das will namentlich ich nicht. ich sehe aus diesem dilemma keinen Ausweg, als daß entweder oester- reich ganz dem deutschen Bunde (welcher alsdann ein mitteleuropäischer werden würde) beytrete, oder daß es ganz aus demselben austrete und selbst einen Bundesstaat aus deutschen, slavischen, ungarischen, illyri- schen etc. Provinzen bilde. ohnehin ist dieses meiner Ansicht die einzig mögliche gestaltung oesterreichs. die Provinzialverfassungen müssen bey uns die haupt-, der centrallandtag nebensache werden, und wenn sich ungarn in folge der Wirren mit den croaten und slaven in mehrere Pro- vinzen zersplittert, so ist dieses nur ein schritt dazu, denn ein compactes ungarn und siebenbürgen würde den schwerpunkt eines solchen Bundes- staates verrücken. Aber wird ein solches Ausscheiden von deutschland jetzt möglich seyn? in unsern deutschen Provinzen herrscht ein germanischer enthusiasmus, welcher freilich nur auf unkenntniß der thatsachen beruht und, wenn ein- mal die nackte Wirklichkeit da steht, bald verrauchen dürfte. mehr fürchte ich das slavische element, und daß dieses durch ein solches Ausscheiden zum praedominirenden würde.
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Band II
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Untertitel
Tagebücher 1839–1858
Band
II
Autor
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Herausgeber
Franz Adlgasser
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
716
Schlagwörter
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Tagebücher 1848–1853 7
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