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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Band III
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93. Jänner 1854 [am nil vor luxor] 3. Jänner den ganzen vorgestrigen tag brachten wir mit rudern und Ziehen zu und sahen nichts merkwürdiges als einen scheikh el Belad, welcher am ufer gravitätisch mit Pfeife und gefolge daherritt, vor ihm ein mann mit der meßstange, um die felder und darnach die grundsteuer abzumessen, das geschieht jährlich neu. gestern früh waren wir im Angesichte des klassi- schen Bodens von oberaegypten: theben (ein eigentliches dorf dieses nah- mens gibt es nicht, doch wohnen eine menge Araber in den gräbern und grotten der alten königsstadt theben), kurneh auf der westlichen, luxor und karnak auf der östlichen seite. Wir stiegen gegen 1/2 10, lange ehe das Boot nach theben kam, aus, nahmen esel, führer, Wasserbuben etc. und ritten zuerst nach dem tempel von kurneh, von osiris und seinem sohne remeses 2. (sesostris) gebaut, also circa 1370 Jahre vor christo, und Amun, dem ägyptischen Jupiter geweiht, es steht davon nichts mehr als einige säulenreihen und Querbalken von kolossalen steinen. dann ritten wir über stein-, Ziegel- und schutthaufen, mit denen sowie mit knochen und mumi- enresten die gegend meilenweit bedeckt ist, an einigen zertrümmerten ko- lossalen statuen vorüber, zu dem memnonium, eigentlich remeseum, einer herrlichen ruine, von der aber ebenfalls nur mehr die säulen mit einigen finsteren Kammern und daneben einer schiefen Mauer von Gugelsteinen aufrecht stehen. daneben liegt die kolossalste statue in egypten und wahr- scheinlich in der Welt, einen könig vorstellend, in zahllosen trümmern, von denen aber die 2 hauptstücke: kopf und oberleib, jedes für sich, wie kleine felsen aussehen. das Alles vom schönsten granit aus Assuan (syene). die meisten dieser entsetzlichen verwüstungen, welche an allen ägypti- schen monumenten sichtbar sind, wurden von cambyses angerichtet, als er Aegypten erobert, es muß an dieser verwüstung mit beyspielloser Ausdauer und kraftaufwand gearbeitet worden seyn, die meisten figuren, namentlich die köpfe der könige, götter etc. sind mit dem meißel zerstört etc. Auch die mohametaner haben übrigens das ihrige beygetragen. Auch dieser magnifique Tempel ist von Sesostris gebaut, und die Bas- reliefs und hieroglyphen stellen dessen siege, schlachten etc. vor, sind da- her selbst für einen layen interessant, als kunstwerke stehen sie dagegen ungefähr auf der stufe einer Wandzeichnung mit kreide oder kohle eines europäischen schulbuben. überhaupt scheinen die egyptischen ruinen das characteristische zu haben, daß sie nur durch ihre dimensionen und durch ihr hohes Alter, also durch die Reflection, interessieren, der Schönheitssinn wird fast überall be- leidigt. daher lassen einen diese monumente kalt, in einem griechischen oder römischen Bauwerke ist mehr Poësie als in ganz egypten. es gibt ein- zelne Ausnahmen, und vielleicht ist das memnonium eine solche.
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Band III
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Untertitel
Tagebücher 1839–1858
Band
III
Autor
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Herausgeber
Franz Adlgasser
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
476
Schlagwörter
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Tagebücher 1854–1858 7
  2. Literatur 359
  3. Kommentiertes Personenregister 373
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