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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Band III
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14 Tagebücher Am 6. gegen Abend landeten wir vor esneh, wo die mannschaft Brod bak- ken wollte. das ufer schwärmte von Almehs1 und freudenmädchen aller farben, die meisten derselben häßlich und ganz gemeiner gattung. esneh ist der klassische Boden für diese Art Weiber, übrigens scheint der bessere elegantere reizendere theil derselben nach und nach abzusterben, seit sie von der europäisirenden sittlichkeitspolizey der regierung verfolgt wer- den. Aus cairo sind sie ausgewiesen, und wenn auch noch unter der hand irgend etwas dergleichen dort besteht, so ist es doch mit großen schwierig- keiten und ungelegenheiten verbunden. die besseren unter ihnen haben daher auf eine oder die andere Art ihren Beruf verlassen. die sittlichkeit ist überhaupt in muselmännischen ländern äußerlich viel besser gewahrt als in europa, was aber nicht hindert, daß viele türken ihre sklavinnen ausleihen, sowohl weil deren kinder dann ihre sklaven werden, als des unmittelbaren gewinnes halber, oft wird ein solcher vertrag zwischen dem herrn und der sclavinn auf eine Anzahl Jahre geschlossen, nach deren ver- lauf sie frey wird. überhaupt sind die sclaven durch gesetz und gebrauch ziemlich geschützt und meistens in einer recht guten lage, hat eine scla- vinn ein kind von ihrem herrn, so ist sie und das kind frey. insoferne hat der coran immerhin mildernd und civilisirend gewirkt. übrigens sind die Begriffe von moralität im oriente himmelweit von den unsrigen verschieden, z.B. mein dragoman, ein alter Betbruder, welcher vor dem Anblicke einer Almeh zurückschaudert und uns, als wir gestern in esneh durch das stadtviertel gingen, in dem sie wohnen, um keinen Preis begleitet hätte, derselbe mann, als ich ihn einmahl in cairo befrage, wie ich es machen müßte, wenn ich mir eine hübsche sclavinn beylegen wollte? machte mich von selbst darauf aufmerksam, daß, wenn ich diese schwängern sollte, ich sie dann nicht mehr (wie es doch wahrscheinlich meine Absicht sey) weiter verkaufen könnte, er wolle es daher in diesem falle besorgen, sie eine fehlgeburt machen zu lassen, was allgemein ge- bräuchlich sey! gestern vormittag gingen wir in den ort esné und sahen dort einen noch recht gut erhaltenen kleinen tempel, der einzige, welcher (und zwar 1842 auf Befehl mehemet Ali’s) vollkommen bis auf den grund ausgegraben ist. dabey sieht man deutlich, wie sehr, etwa um 25 fuß, seitdem der Boden sich gehoben hat. um wie vieles schöner und imposanter wären die großen tempel in theben, dendera etc., wenn man dort ein gleiches gethan hätte! einige stunden später ging ich allein mit mohammed nach dem eine kleine stunde entfernten koptischen kloster sitteh mariam (Jungfrau ma- ria), dem ältesten in egypten, von kaiserinn helena erbaut und gestiftet. 1 Almeh (mehrzahl Awalim), in den künsten gelehrte, tänzerinnen und sängerinnen.
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Band III
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Untertitel
Tagebücher 1839–1858
Band
III
Autor
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Herausgeber
Franz Adlgasser
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
476
Schlagwörter
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Tagebücher 1854–1858 7
  2. Literatur 359
  3. Kommentiertes Personenregister 373
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