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1711.
Jänner 1854
vormittag verging mit dem Ausschöpfen des Wassers, das loch selbst
wurde in Assuan ausgebessert.
gegen 1 uhr bey entsetzlicher hitze waren wir in Assuan, die lage ist
wild und romantisch, schwarze felsen, eine menge ruinen von sarazeni-
schen castellen und gräbern aus mohammed’s Zeit. das nilbett sehr enge,
gegenüber die insel elephantine mit ruinen eines nilometers1 und hiero-
glyphen auf den felsblöcken am flusse. der Abfall des nils von hier bis
Alexandria (also auch der des landes Aegypten) ist 300 fuß.
nebst uns waren noch m. kennard und 2 französische Boote da, welche
die cataracten passiren. ich sandte sogleich um den reis der cataracte,
welche auch bald, 4 mann stark, an Bord erschienen, sie begehrten aber
eine enorme summe, 600 Piaster, für den übergang, und da ich fest da-
bey blieb, nur 400 zu geben, so schieden wir unverrichteter dinge. ich er-
kundigte mich nun um den österreichischen Agenten Abul-Ainin, welcher
aber eben abwesend und nach darau (in der nähe von komombos, einem
hauptsitze der Ababdeh Beduinen und Ausgangspunkt der caravanen-
straße nach Berenice und nach chartum) gegangen war. statt seiner er-
schien ein freund von ihm, el haggi mansur, ein sehr reicher kaufmann
und eigenthümer von mehr als 20 schiffen, wie mir mohammed sagte. da
ich ziemlich übler laune war, war ich auf dem Punkte, ihn ziemlich barsch
abzufertigen, woran ich, wie der erfolg lehrte, sehr übel gethan hätte. die-
ser mann, eine Autorität des ortes, ließ nämlich gleich, als er von dem
Begehren des cataractenreis hörte, den sheikh derselben an Bord holen.
dieser erschien mit den sämmtlichen reis und zahlreichem gefolge, wel-
che Alle, vielleicht 20 an der Zahl, auf dem verdecke um mich und mansur
herum Platz nahmen und mit caffeh traktirt wurden, es folgte nun eine
ächt orientalische characteristische conferenz von etwa 1 1/2 stunden,
während derer ich mit orientalischer geduld und ruhe da saß, während
sie um mich herum schrieen und lärmten, dabey einen caffeh trinkend und
rauchend. das resultat der ganzen conferenz war, daß der Preis von 400
Piaster festgesetzt wurde, wovon ich 300 sogleich erlegte, und einen Piloten
für die ganze strecke bis Wadihalfa um 80 Piaster aufnahm, ein erfolg,
den ich offenbar der intercession mansur’s verdankte, der mann war voll
liebenswürdigkeit und Anerbietungen und sandte mir noch heute früh, ehe
wir aufstanden, ein schaaf zum geschenke. Jener handel wurde wie ge-
bräuchlich durch ein gebeth bekräftiget.
nachdem dieses glücklich beendigt war, ging ich mit freeman und mo-
hammed nach den steinbrüchen, in denen man noch die deutlichsten spu-
ren von unvollendet gelassenen Arbeiten der Aegyptier, und von der Art,
1 Wasserstandsmesser.
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Tagebücher 1839–1858, Band III
- Titel
- „Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
- Untertitel
- Tagebücher 1839–1858
- Band
- III
- Autor
- Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
- Herausgeber
- Franz Adlgasser
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2011
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-205-78612-2
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 476
- Schlagwörter
- Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
- Kategorie
- Biographien