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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Band III
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44 Tagebücher fallen, überraschender schritt. kaiser nicolaus scheint entschlossen, coûte que coûte durchzudringen, hat aber orloff nach Berlin und Wien geschickt, um Zeit zu gewinnen, mittlerweilen erleiden die russen an der donau eine schlappe um die Andere, und gortschakoff soll abgerufen seyn, ich gönne ihnen dieses loch in ihrem nimbus, bey sinope hat sich die türkische escadre übrigens höchst ungeschickterweise zusammenschießen lassen. Wir spielen eine jämmerliche rolle, möchten gerne die Zähne zeigen und wagen es doch nicht, man sieht deutlich, daß kein leitender gedanke, keine einsicht und kein muth vorhanden ist. der kaiser soll sehr verstimmt seyn, Buol soll fallen, wozu das Alles? on n’y gagnera rien. dabey steigt das Deficit, und das Silberagio ist wieder auf 27%!! In Wien scheint man sehr schwarz zu sehen, oben und unten, und mit recht, denn niemand weiß dort, was er will, on vent la fin sans vouloir les moyens. AbbasPascha ist begreiflich in großer Verlegenheit den europäischen mächten gegenüber und hilft sich dadurch, daß er sich unsichtbar macht, seit 6 Wochen haben ihn nicht nur die consuln, sondern sein eigener mini- ster des Auswärtigen nicht gesehen. die russischen unterthanen hier sind in folge eines in constantinopel abgeschlossenen vertrages unter öster- reichischen schutz gestellt. kurz und gut, ein allgemeiner krieg scheint bevorzustehen, und ich selbst glaube fast (aber auch nur fast) daran, wir im sacke rußlands, Preu- ßen schwankt, und der Prinz von Preußen ist mehr als zweydeutig, c’est fort naturel. voilà pour la politique générale, mich persönlich hat die tempête dans le verre d’eau getroffen, ich bin meiner hohen Würde als kammerherr ent- setzt oder vielmehr davon suspendirt. die commission hat in echtöster- reichischer Weise gerade zur ungeschicktesten Zeit ihre schneckengeburt ans licht gebracht, ich theile dieses loos mit 13 andern, darunter 3 ge- heime räthe. Außer Breuner weiß ich noch keinen nahmen. Also in diesem Augenblicke, nach einer 5jährigen restauration und rachezeit und nach all den schönen Worten, die ich persönlich in den letzten monathen erhalten, nach all den Thatsachen, welche über mich officiell und anders zur Sprache gekommen sind, ohne Beweis, ohne vertheidigung. diese sache scheint eine vollkommene fehlgeburt, selbst die orthodoxe- sten leute, leute wie man deren nur mehr in Wien sieht, sollen, wie man mir schreibt, entweder indignirt seyn oder sich darüber lustig machen, ja was das Beste ist und wieder echt österreichisch (leider), die den streich geführt haben, schämen sich dessen im selben Augenblicke und meinen, es sey ja nicht so arg gemeint. ich fand gestern einen langen Brief gabrielles, die mir dieses mittheilte. Meine Empfindung war und ist die einer unsäglichen Verachtung für alle
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Band III
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Untertitel
Tagebücher 1839–1858
Band
III
Autor
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Herausgeber
Franz Adlgasser
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
476
Schlagwörter
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Tagebücher 1854–1858 7
  2. Literatur 359
  3. Kommentiertes Personenregister 373
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