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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Band III
Seite - 63 -
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6318. März 1854 kreuz dabey soll geschlagen haben. dieses loch wird, damit es die christen nicht küssen sollten, von den türken angespieen. übrigens herrscht, soviel ich sah und hörte, mit dieser einzigen Aus- nahme von seite der türken die äußerste toleranz, zum unterschiede von der intoleranz der einzelnen christlichen confessionen. Auch die türken verehren Jesum als einen Propheten, und Jerusalem ist ihnen die dritte heilige stadt. noch sah ich in der stadt den halbverfallenen hof des Johanniterhospi- zes, den thurm davids, das haus des lazarus und des reichen Prassers, lauter dinge natürlich, die man cum grano salis nehmen muß, die grotte des Jeremias etc., wunderbar wenig erübrigt aus der Zeit der kreuzzüge und der abendländischen könige. einige Aussätzige sah ich auch, diese bib- lische krankheit existiert, glaube ich, nur hier. Nachher machte ich noch einen des späten Abends wegen nur flüchtigen Besuch in der heiligen grabkirche. die stadt ist scheußlich, schmutzig, glatt, halsbrecherisch, das Wet- ter ist kalt und feucht, vor wenig Tagen fiel haushoher Schnee, wovon ich noch den koth zu sehen bekam, in meiner ärmlichen Zelle im kloster und dem schlechten essen, welches ich daselbst am 1. und 2. tage erhielt, war mir recht unbehaglich, nun aber bin ich in Pizzamanos hause wie in Abrahams schooß, obwohl auch da ein ziemliches dérangement durch die fieber herrscht, an denen in diesem feuchten kalten ungesunden clima Alles leidet, die Frau vom Hause, eine sehr liebenswürdige Frau, befindet sich nebstbey noch in sehr vorgerückter schwangerschaft, kurz, Jerusalem scheint kein angenehmer Aufenthalt zu seyn, und mir, der ich aus dem ge- segneten egypten komme, erscheint es schmutzig, naß und kalt, als wäre ich in irgend einem polnischen städtchen. vorgestern machte ich mit Pizzamano dem superior, der gleich am 15. bey mir gewesen war, einen gegenbesuch, besichtigte dann das kloster, die druckerey, an deren spitze ein Pater Andreas aus eger steht, etc., dann besuchten wir die armenische kirche und den armenischen Patriarchen in seinem prachtvollen Palais, der gute alte herr traktirte uns mit allen mög- lichen orientalischen Leckereyen, Zuckerwerk, Confituren etc. Am selben Abende ereignete sich in der casanova der unfall, daß ein böh- mischer Büchsenmacher, der u.a. auch meine gewehre und Pistolen zu put- zen hatte, unglücklicherweise einen galizischen schneidergesellen maustodt schoß, der schuß ging (beym Putzen) dem armen teufel gerade durchs herz. gestern holte ich Pater Andreas in seiner druckerey ab und ging mit ihm in die heilige grabkirche, die ich in allen détails besichtigte, der calvarien- berg, die unterirdische capelle der heiligen helena, die flagellationssäule, der ort wo longinus stand, wo sie über christi kleider würfelten, wo er ge-
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Band III
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Untertitel
Tagebücher 1839–1858
Band
III
Autor
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Herausgeber
Franz Adlgasser
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
476
Schlagwörter
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Tagebücher 1854–1858 7
  2. Literatur 359
  3. Kommentiertes Personenregister 373
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