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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Band III
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66 Tagebücher den alle die rosenkränze, kreuze etc. gemacht, die man in Jerusalem kauft, von dieser industrie lebt fast die ganze Bevölkerung. die kälte und feuchtigkeit dieser letzten tage hat mir wieder eine leichte verkühlung und diarhöe zugezogen, überhaupt ist der unterschied im klima etc. zwischen hier und egypten enorm. ich habe mohammed, wiewohl er mich noch bis Jaffa zu bringen hatte, dennoch vorgestern nach cairo zurückgesendet und hoffe, nun das falsche geschlecht der dragomans im Wesentlichen losgeworden zu seyn. das Paschalik von Jerusalem zählt 200.000 männliche einwohner. die untergouverneurs heißen mutsellim und sind in gaza, Jaffa, hebron, ramle etc., die meisten dörfer stehen unter erblichen sheikhs, welche die ganze regierung in händen haben, vielen druck ausüben und sich nicht selten gegen die Regierung auflehnen, auch oft unter einander bekriegen, wobey dann die Beduinen zuhilfe gerufen werden, ein eigentlicher grund- besitz existirt nicht, fängt jedoch an sich zu bilden, der den grund bebaut, hat ein recht auf seine früchte, als der alleinige grundeigenthümer wird der sultan angesehen. Jene sheikhs heben den miri, d.h. die grundsteuer ein und führen sie, wenn sie lust haben, der regierung ab. diese ist selbst zu schwach, eine rekrutenaushebung durchzuführen, das letztemahl als es versucht wurde, war vor 3 Jahren, worüber die ganze Provinz, namentlich das gebirge in Aufstand gerieth, selbst bey diesen kriegeszeiten wurden nur volontärs aufgerufen, und diese fanden sich nicht oder kaum. die centralregierung des Paschaliks ist in den händen des Paschas und seines divans, an dessen entscheidungen er gebunden ist. dieser besteht hier aus dem cadi, dem mufti (von constantinopel ernannte Beamte), aus 4 vom Pascha gewählten repraesentanten der effendis von Jerusalem (so nennt man den hiesigen Adel: etwa 40 familien, Abkömmlinge mahomets, die mit sultan soliman hierher gekommen sind), dem von constantinopel aus ernannten chef dieser effendis (also eine Art landmarschall) und 4 re- praesentanten der 4 nationen: lateiner, griechen, Armenier und Juden. der Pascha hat weiter gar kein recht als das des vorsitzes, der An- und Abstel- lung der geringeren Beamten und sein etwaiges persönliches übergewicht. er darf weder auf tod noch auf kerker sprechen. Alles dieses ist in dem bekannten tansinet (constitution) festgesetzt, welchen die Pforte, um die gewalt des Paschas zu schwächen, durchaus in egypten einführen wollte. im ganzen, sagt Pizzamano, gibt es keine mildere, aber auch keine schwächere regierung als die türkische, welch ein unterschied gegen egypten. ich vergaß neulich, daß man in der grabkirche Adams grab zeigt, gerade unter der kreuzesstätte, sünde und sühnung beysammen, poëtisch genug. die engländer und ihre sowie überhaupt die prostestantischen missio- nen (unter denen sehr viele deutsche beyderley geschlechts sind) spielen
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Band III
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Untertitel
Tagebücher 1839–1858
Band
III
Autor
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Herausgeber
Franz Adlgasser
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
476
Schlagwörter
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Tagebücher 1854–1858 7
  2. Literatur 359
  3. Kommentiertes Personenregister 373
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