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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Band III
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978. Mai 1854 entschieden philhellenisch. Bruck ist außer sich und sprach mir neulich da- von, daß er, wenn in dieser richtung beharrt würde, seine entlassung ge- ben wolle. es ist bezeichnend und traurig zugleich, daß er, ein Preuße, und Warrens, ein Amerikaner, die patriotischesten oesterreicher (letzterer we- nigstens äußerlich, weiter vermag ich nicht zu urtheilen) sind, die ich ken- ne.1 Bruck ist übrigens ein ausgezeichneter, in mancher Beziehung genialer mann, voll rührigkeit und ideen und dabey ruhig und klar, er neigt etwas mehr zu Rußland und ist etwas heftiger antienglisch als ich, sonst finde ich viele Ähnlichkeit in seinen Ansichten mit den meinigen. sein hauswesen hat einen nach meiner meinung etwas zu bürgerlichen Anstrich, aber er ist von seiner ganzen umgebung geehrt und geliebt und scheint ein durchaus vortrefflicher Mensch zu seyn. der hohe griechische clerus hat die gesammte civiljurisdiction über die 11 millionen griechen der türkey, nach byzantinischem rechte, er ist da- her ebenso mächtig als reich, der Patriarch in constantinopel (von dem die Patriarchen in Jerusalem, Antiochien und Alexandrien unabhängig sind) hat sowie diese eine synode von Bischöfen neben sich, an deren Beschlüsse er gebunden ist, die er aber ernennt. er selbst wird durch die notabeln, wel- che durch den logotheten (Advocatus ecclesiae) berufen werden, ernannt und von der Pforte bestätigt. die Bischöfe beziehen den Zehnten und he- ben nebstdem die landesfürstlichen steuern (karadj, Zehent etc.) ein und führen sie an die Paschas ab. daher ist der hohe clerus ganz gut türkisch und antirussisch gesinnt, was bey dem niederen clerus, der in Armuth und ignoranz ist, nicht der fall ist. übrigens hat sich die nationalgriechische Bevölkerung der türkey an Zahl, Wohlstand und Bildung seit den letzten Zeiten sehr gehoben, für schulen etc. geschieht sehr viel durch freywillige spenden etc. die slaven griechischer religion (d.i. die Bevölkerung ser- biens, Bulgariens fast ausschließlich, Bosniens mit katholiken gemischt, rumeliens mit griechen etc.), welche die mehrzahl jener 11 millionen bil- den, sind in dieser Beziehung weit hinter den griechen zurück, neigen weit mehr zu rußland und fühlen sich durch die suprematie der griechen, na- mentlich durch die ausschließliche Wahl griechischer Bischöfe gedrückt, gegen welche letztern sie auch schon mehrmals, von rußland unterstützt, 1 frh. karl ludwig v. Bruck war 1798 in dem seit 1815 preußischen elberfeld (heute Wup- pertal) geboren und hatte an den kämpfen 1815 gegen frankreich in einem preußischen regiment teilgenommen. 1821 übersiedelte er aus Bonn nach triest. der Journalist edu- ard Warrens, geboren 1820 in hamburg, war jung in die usA ausgewandert. etwa 1845 kam er als us-amerikanischer konsul nach triest, begann dort für den österreichischen lloyd zu arbeiten und wurde ein enger mitarbeiter Brucks. er übersiedelte mit dem „Jour- nal des österreichischen lloyd“ (seit 1849 „der lloyd“), der seit 26.9.1848 in Wien erschien, in die hauptstadt.
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Band III
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Untertitel
Tagebücher 1839–1858
Band
III
Autor
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Herausgeber
Franz Adlgasser
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
476
Schlagwörter
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Tagebücher 1854–1858 7
  2. Literatur 359
  3. Kommentiertes Personenregister 373
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