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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Band III
Seite - 102 -
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Tagebücher102 politisch ist er deutsch gesinnt, mit einer schwärmerey, die ich achte, aber durchaus nicht theile, da mir in dieser großdeutschen richtung oesterreich verloren geht. es ist eine bunte Parthey bey uns, welche diese richtung verfolgt und für das „hand in hand gehen“ mit Preußen schwärmt, ego non. dabey hat Bruck sein Auge auf die Presse geworfen und scheint, wie redcliffe es im vorigen Jahre gethan hat, unsere regierung zu seinen An- sichten fortreißen und nöthigen zu wollen. dazu hat er den literaten isidor heller hier als seinen Privatsekretär mit, welcher in alle Welt schnaubende antienglische und großdeutsche Artikel schreibt, doch scheinen mir die chancen des gelingens sehr geringe, und das ende von dem Allen wird wohl seyn, daß Bruck in ein paar monathen seine entlassung nehmen wird. [konstantinopel] 21. may vorgestern freytag fuhren wir abermals in großer gesellschaft nach den süßen Wässern, wo mir unbegreiflicher Weise mitten aus einem Kreise von herrn und damen von ein paar Zigeunerinnen mein regenschirm gestoh- len wurde. vorher waren wir in eyub, wo wir dießmal die herrlichen türki- schen gräber vollständig besichtigten und dann die Anhöhe erstiegen, von welcher man eine superbe Aussicht hat, in der moschee wird der sandjak, die fahne des Propheten, aufbewahrt. gestern früh ging ich mit Bruck, Preu und haymerle in das große schöne Bad sultan mehmud, um zum erstenmahle ein türkisches Bad zu nehmen. die operation mit allen ihren torturen, vor- und nachruhe etc. dauerte mehr als 3 stunden, und ich fühlte mich den ganzen tag matt und schläfrig. morgen reise ich ab, mit dem dampfschiffe egitto, capitaine Poiret, und denke, heute über 14 tage in Wien zu seyn. Bruck und sein ganzes haus haben mich während dieser 3 Wochen mit der größten freundlichkeit und Auszeichnung behandelt, schade daß das hauswesen zu confus und namentlich die kost gar zu schlecht ist, als daß man sich recht behaglich in demselben fühlen könnte. An diesem und an manchem anderen erheblicheren übelstande ist seine schwägerinn ursa- che, welche die frau im hause macht und keinen Begriff nicht nur von einem vornehmen, sondern auch nur einem bürgerlichen haushalte und von ordnung hat und auch sonst eine zwar gutmüthige aber hundsgemeine Frau ist, deren Einfluß auf Bruck mir unerklärlich ist. Am meisten leiden unter allem diesen die herren der internunziatur, und Weiss speyt feuer und flamme. die russen sollen die dobrudscha geräumt haben, bey rustschuk über die donau gegangen seyn und nun silistria von allen seiten blokiren. In Varna findet jetzt eine Zusammenkunft Omer Paschas mit St. Arn- aud, raglan, den beyden Admirälen, dem seraskier und dem kapudan
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Band III
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Untertitel
Tagebücher 1839–1858
Band
III
Autor
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Herausgeber
Franz Adlgasser
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
476
Schlagwörter
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Tagebücher 1854–1858 7
  2. Literatur 359
  3. Kommentiertes Personenregister 373
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