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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Band III
Seite - 115 -
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11510. Juni 1854 [Wien] 10. Juni es ist hier kalt und regnerisch wie im october, was mir sehr unangenehm ist, da ich hoffte, hier schon mein gewöhnliches Wiener sommerleben füh- ren zu können, welches ich wenigstens auf einige Wochen so sehr liebe. der kaiser kömmt erst in 3–4 tagen zurück und hat gestern in tetschen eine Zusammenkunft mit dem könige von Preußen gehabt, welche, da bey- derseits die minister des Auswärtigen dabey sind, jedenfalls auch politi- scher natur war, der böhmische Adel, welcher überhaupt seit 1848 in der niederträchtigkeit Allen übrigen voranleuchtet, hat sich dießmal wieder durch glänzende schwanzwedeleyen ausgezeichnet, caroussels, feste etc. dieses Benehmen ist ebenso würde- als taktlos. im oriente kommen die dinge endlich in Bewegung, die russen erlei- den bey silistria eine schlappe nach der andern. omer Pascha rückt von schemlo aus ihnen entgegen. die franzosen und engländer stehen bey varna und bey Adrianopel, in griechenland sind die franzosen meister und der könig ihr willenloses spielzeug. die allgemeine Praeoccupation im Publikum hier bilden gegenwärtig die zu erwartenden großen finanzmaßregeln, man spricht von einer Zwangsan- leihe von 500 millionen. der Augenblick scheint mir übel gewählt, um an eine Wiederherstellung der valuta zu denken, der ökonomische ruin der nation sowohl als des staates war nie so offenbar wie jetzt. Auch Wien hat auf mich noch nie so lebhaft den eindruck des verfalles, des einschrumpfens gemacht als dieses mahl, dieser geistlose, engherzige, kurzsichtige Absolutismus, der uns seit 4–5 Jahren regiert, scheint sich selbst ad absurdum zu deduciren. in meiner persönlichen Angelegenheit habe ich meine schritte damit be- gonnen, daß ich zu Lanckoronski ging, der mich sehr höflich und verlegen empfing, ich wollte nämlich, um mich nicht der Unannehmlichkeit einer Abweisung auszusetzen, eine authentische interpretation darüber haben, ob ich mich überhaupt zu einer Audienz beym kaiser melden dürfe oder nicht? nachdem er lange den Wortlaut der an mich gerichteten verordnung ponderirt hatte, meinte er, es sey allerdings dieselbe so zu verstehen, daß mir nicht nur bey hofe, sondern auch bey seiner majestät zu erscheinen verbothen, und ich würde daher sicherer gehen, mein Begehren um eine un- tersuchung schriftlich anzubringen. übrigens sprach er viel dummes Zeug und versicherte mich (als ob mich das etwas anginge), daß in künftigen ähn- lichen Fällen immer auch der Betheiligte vorläufig gehört werden würde! i answered with a sneer. ich habe denn heute ein ganz kurzes gesuch an den kaiser gerichtet, worin ich um eine untersuchung und zugleich auch um eine Audienz bitte, und dasselbe an lanckoronski zur überreichung geschickt, und will diesen und allen meinen schritten in dieser sache die größtmögliche Publicität geben. sie ist übrigens weniger bekannt, als ich
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Band III
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Untertitel
Tagebücher 1839–1858
Band
III
Autor
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Herausgeber
Franz Adlgasser
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
476
Schlagwörter
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Tagebücher 1854–1858 7
  2. Literatur 359
  3. Kommentiertes Personenregister 373
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