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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Band III
Seite - 136 -
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Tagebücher136 wahrscheinlicher, daß kaiser nicolaus den krieg, den wir de facto schon lange gegen ihn führen, nun uns auch erklären wird. Auch mit Preußen scheint es nach und nach zu einem Bruche kommen zu sollen und damit zu einem noch nicht zu berechnenden risse in den deutschen Bund, wobey wir, wenn wir geschickt operiren, große vortheile ernten können. die Alliirten sind in der crim gelandet und rücken auf sebastopol, aller Augen sind dahin gerichtet, und man erwartet jeden Augenblick einen ent- scheidenden schlag. ehe ich nach Baden ging, machte ich durch morier die Bekanntschaft des berühmten Philologen max müller, Professor in oxford, eines sehr ausge- zeichneten mannes, er kam eben von heidelberg und erzählte mir, gagern & c. seyen voll hoffnung und guter dinge. diese leute sind doch mit un- glaublicher Blindheit geschlagen. ich lese jetzt mit dem allergrößten interesse g. diezl’s verpöntes Buch: deutschland und die abendländische civilisation,1 er stellt das Princip der individuellen freyheit, somit Aristokratie und Protestantismus als ein aus- schließlich germanisches dem romanisch katholischen des Absolutismus der staatsidee (ob nun in constitutioneller oder rein monarchischer form), welches consequent zum communismus führt, ja eigentlich nichts anderes ist als dieser selbst in einer noch nicht entwickelten gestalt, entgegen und erblickt in diesem Zwiespalte und kampfe ganz richtig die ganze frage des Jahrhunderts. franzosen und russen gelten ihm beyde als die träger des letzteren Princips. trotz mancher confusion in den Anschauungen, na- mentlich in Beziehung auf die historische durchführung in deutschland ist es ein excellentes Buch und stimmt ganz mit meinen Ansichten überein, daß der Absolutismus als staatsidee in jeder form die Wurzel ist, an die die Axt gelegt werden muß, um unsere verkrüppelte generation zu erziehen. freylich hängt das innig mit der religiösen frage zusammen, daher auch mit meinen wildest dreams, soviel ist gewiß: catholicismus, wenigstens bey uns, ist synonym mit hundsfötterey, niederträchtigkeit und entartung. [Wien] 30. september vorgestern hatte ich Audienz beym kaiser und erschien als gevatter schneider im schwarzen frak, unter all den gesternten und gestickten herrn jedenfalls ein contrast. Auch mußte ich sehr lange warten, bis an mich die reihe kam, während mich der kaiser sonst immer sehr bald vor- gelassen hatte. Seine Majestät empfingen mich mit einem halb verlegenen, halb ungnädigen gesichte, wodurch ich mich jedoch nicht irre machen ließ, 1 gustav diezel (sic), deutschland und die abendländische civilisation. Zur läuterung unse- rer politischen und socialen Begriffe (stuttgart 1852).
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Band III
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Untertitel
Tagebücher 1839–1858
Band
III
Autor
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Herausgeber
Franz Adlgasser
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
476
Schlagwörter
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Tagebücher 1854–1858 7
  2. Literatur 359
  3. Kommentiertes Personenregister 373
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