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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Band III
Seite - 153 -
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15327. Dezember 1854 wer so regiert hat, wer alle seine unterthanen wider sich hat, wird ein spielzeug in der hand des Auslands, welches nebstdem auch noch les cor- dons de notre bourse in händen hat. der tractat vom 2. genügt den Westmächten nicht mehr, das haben die minister im englischen Parlamente ganz deutlich ausgesprochen, und louis napoléon versagt die genehmigung zur Abschließung des eisenbahnvertra- ges, bis wir uns vollständig angeschlossen haben werden, was wohl auch im Jänner geschehen wird. Preußen ist jämmerlicher als je, es fühlt, daß es nicht aus kann, möchte aber gerne auf seine faust ein Bündniß abschließen, lieber als hieher kommen und pater peccavi sagen, und bettelt daher durch usedom (der auf einmahl wieder zu gnaden gekommen ist) in london und Paris, wird aber ganz gewiß abgewiesen werden und dann als reumüthiger schulbube hieher kommen. der lloyd ist wirklich unterdrückt worden, seine feinde wagten es nicht, ihm seine antirussische haltung zum vorwurfe zu machen, sondern nahmen den vorwand, er habe in einem seiner letzten Artikel das absolute Princip angegriffen, weil er sagte: in einem lande, wo der Wille eines einzelnen ent- scheide (er meinte rußland), sey jede Berechnung trüglich. das war aller- dings geschickt, da es den gönnern des lloyd die vertheidigung erschwerte, ein Beytrag zur charakteristik unserer Zustände. übrigens war die unter- drückung nach unserem elenden Preßgesetze allerdings legal, doch bedauere ich sie sehr, für die hebung, eigentlich erschaffung des österreichischen pu- blic spirit hat keine Zeitung, keine institution soviel gewirkt als der lloyd.1 Alles was geist und verve hat, wird todtgeschlagen, wo soll dann schwung und fortschritt herkommen? der Winter ist bisher beispiellos mild, viel regen und koth, daher auch die cholera wieder etwas im Zunehmen und namentlich dießmal unter be- kannteren Personen, selbst gabrielle hat einen kleinen Anfall gehabt, sie ist und bleibt wohl ein paar monathe hier, da erzherzogin hildegarde nach hermannstadt zu ihrem langweiligen gatten abgereist ist. 1 Anlass der zunächst befristeten und nach einem entsprechenden verfahren durch die Oberste Polizeibehörde permanenten Suspendierung des Lloyd war ein „perfider“ Leit- artikel (so Polizeiminister frh. Johann v. kempen) im morgenblatt des 9.12.1854. darin hieß es, die frage, ob russland auf die friedensschritte der Westmächte und österreichs eingehen werde, könne nicht beantwortet werden: „Wo die entscheidung einem einzelnen menschen heimgegeben ist, da wird jeder vernunftschluß trüglich, da werden die kleinsten ursachen zu den größten und eine individuelle stimmung während eines kurzen moments zu einem faktor der Weltgeschichte.“ nach vorlage des Artikels durch generaladjutant graf karl grünne verlangte der kaiser die suspendierung der Zeitung. vgl. das tage- buch des Polizeiministers kempen von 1848 bis 1859, hg. v. Josef karl mayr (Wien–leipzig 1931) 347–352.
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Band III
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Untertitel
Tagebücher 1839–1858
Band
III
Autor
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Herausgeber
Franz Adlgasser
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
476
Schlagwörter
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Tagebücher 1854–1858 7
  2. Literatur 359
  3. Kommentiertes Personenregister 373
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