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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Band III
Seite - 165 -
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16510. März 1855 [Wien] 5. märz man weiß wie natürlich noch keine détails aus Petersburg, jedoch ist soviel bekannt, daß der thronfolger die regierung ohne Widerstand angetreten hat. das große Publicum deutet den tod des kaiser nicolaus auf frieden, und die Papiere an allen europäischen Börsen sind nahmhaft gestiegen, so schwer es ist, jetzt schon eine bestimmte Ansicht zu haben, so neige ich dennoch wie im ersten Augenblicke so auch jetzt noch zur entgegengesetz- ten Ansicht hin. lord John russell ist hier angekommen, doch ist natürlich von einer eröffnung der conferenzen keine rede, bis die instructionen des neuen kaisers eingetroffen seyn werden. rechberg ist nach frankfurt ab- gegangen, um Prokesch zu ersetzen, welcher hier bey den conferenzen fun- giren wird, ich habe ihn während der wenigen tage seines hierseyns wenig gesehen und beynahe gar nicht gesprochen, unser einstiges freundschaft- liches verhältniß scheint geändert. Bruck ist angekommen, doch habe ich noch weder von ihm gesehen noch gehört. heute ist die kaiserinn von einer Prinzessinn entbunden worden. mor- gen ist die taufe, man sprach schon seit monaten für diesen fall von zahl- reichen Amnestieen und gnadenakten. vedremo. es scheint dieses Jahr, nach einem so strengen Winter, früher frühling werden zu wollen, die luft ist bereits ziemlich warm und aller schnee ver- schwunden. [Wien] 10. märz ich habe zu früh gejubelt, der schnee ist wieder da, in diesem hundeclima ist des Winters kein ende. die friedensillusionen, die ich übrigens nie getheilt habe, schwinden nach und nach. das Antrittsmanifest des neuen kaisers von rußland und seine ersten ernennungen deuten eher auf das gegentheil, dennoch sollen die conferenzen übermorgen beginnen, nachdem gortschakoff die voll- machten erhalten, um die frühere Basis der verhandlungen festzuhalten. Bruck ist jetzt der mann des tages, und Alles drängt sich an ihn, er scheint sich sehr geschickt zu benehmen und mit seinen forderungen allmä- lig hervorzutreten, diese gehen wie natürlich weit über den unmittelbaren Bereich des finanzportefeuilles hinaus. ohne durchgreifende Änderungen in der verwaltung, ja in der Politik (selbst abgesehen von der großen europä- ischen frage des momentes) kann eine herstellung unserer finanzen nicht mehr stattfinden. Unabhängigkeit vom Reichsrathe, Wiederherstellung ei- nes kriegsministeriums hat er bereits begehrt, doch sind dieses lappalien, solange der schlußstein fehlt: Beschränkung der kaiserlichen Willkürherr- schaft und eine wohlfeile verwaltung. das sind freylich zwey arge klippen, und ich glaube noch immer, daß Bruck daran scheitern wird, für den Augen-
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Band III
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Untertitel
Tagebücher 1839–1858
Band
III
Autor
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Herausgeber
Franz Adlgasser
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
476
Schlagwörter
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Tagebücher 1854–1858 7
  2. Literatur 359
  3. Kommentiertes Personenregister 373
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