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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Band III
Seite - 247 -
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24723. Februar 1856 die ganze Aufmerksamkeit des landes und der regierung ist übrigens jetzt durch industrielle unternehmungen, durch eine wüthende Agiotage und durch die friedensconferenzen in Anspruch genommen. unternehmun- gen aller Art, eisenbahnen, creditgesellschaften, Bergbaugesellschaften etc. entstehen allenthalben. Wenn dabey nicht soviel schwindeley mit unterliefe, so wäre dieß ein sehr erfreuliches resultat, und auch so leidet es keinen Zweifel, daß der materielle Wohlstand des landes sich trotz einzelner ver- luste bedeutend heben wird, was es in höherer, in sittlicher und politischer Beziehung für folgen haben wird? da ließe sich manches verschiedene sa- gen, jedenfalls wird es die leute an selbstthätigkeit gewöhnen, sie unter einander in verbindung bringen und ihnen gegenüber der regierung muth und selbstständigkeit einflößen. An administrative (welche zugleich politische seyn müßten) reformen im inneren ist daher gegenwärtig nicht zu denken, so nothwendig diesel- ben auch selbst vom finanziellen standpunkte aus wären. Aber der junge herr sieht nicht weiter als die nase, hat noch immer seine jämmerlichen militärischen rathgeber hess, kempen etc. um sich, und niemand, Bruck ebensowenig als irgend ein Anderer, hat den muth, ihm eine unangenehme Wahrheit zu sagen, sondern man fährt ihn rücklings durch den finanziellen Agiotageschmutz in den morast. ich bin in den verwaltungsrath der Westbahn gewählt worden, nicht ohne opposition, welche wieder ausschließlich, aber dafür sehr entschieden auf meiner stellung zum hofe beruhte, doch sind Bruck und lindheim mit ihren Bemühungen durchgedrungen. vorgestern sollte nun Bruck die liste dem kaiser vorlegen, er zweifelt nicht im mindesten daran, daß er keinen An- stand gegen mich erheben werde, ja er sagte sogar, dieser würde ihm ein willkommener vorwand seyn, um die ganze sache hinsichtlich meiner per- sönlichen stellung (welche vielen doch nach und nach unbequem zu werden anfängt) zur sprache zu bringen, doch habe ich soviele erfahrungen in die- sen letzten Jahren gemacht, daß ich, so lange ich nichts positives darüber weiß, auf nichts mit Bestimmtheit zähle. Angenehm wäre mir diese stellung hauptsächlich, weil es ein Anfang einer Beschäftigung und vielleicht ein übergang zu einer andern mir mehr zusagenden wäre, namentlich aber weil ich im entgegengesetzten falle meine eitelkeit empfindlich verletzt fände (und zwar meine legitime eitelkeit), von einem unternehmen ausgeschlos- sen zu bleiben, woran ich solange gearbeitet habe, was längst kein geheim- niß mehr ist. ohnehin habe ich dabey des unangenehmen genug erfahren. übrigens ist meine existenz langweiliger und einförmiger als je, und ich wünsche mehr als je zuvor, von hier weg zu kommen, wo ich weder eine Be- schäftigung noch gesellige und geistige ressourcen habe. Wien wird immer unausstehlicher, kleinlicher, mit allen den unausbleiblichen folgen der lan-
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Band III
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Untertitel
Tagebücher 1839–1858
Band
III
Autor
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Herausgeber
Franz Adlgasser
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
476
Schlagwörter
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Tagebücher 1854–1858 7
  2. Literatur 359
  3. Kommentiertes Personenregister 373
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