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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Band III
Seite - 298 -
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Tagebücher298 Amnestie wirklich an terrain zu gewinnen, eine politische Bedeutung aber hat dieses durchaus nicht, die italiener sind erregbar und mehr noch als an- dere völker durch Pomp und macht zu bestechen, in 6 monathen aber läuft wieder Alles im alten geleise, höchstens könnte es insoferne von Bedeutung seyn, als es auf die Ansichten und gefühle des kaisers rückwirken würde. er scheint überhaupt allmälig ins populäre geleise einlenken zu wollen (weil es das bequemere ist), ohne von seiner rücksichtslosen machtvollkommen- heit etwas aufopfern zu wollen, d.h. er möchte lieber ein populärer als ein militärischer Autokrat seyn, weil es ihm am stoffe zu diesem letzteren fehlt, wenn er aber einmahl die unmöglichkeit erfahren haben wird, jene beyden dinge zu vereinigen, dann wird es sich erst zeigen, welches von beyden er erwählen wird. der hof soll nicht vor mitte märz zurückkehren, im may soll dann eine ähnliche spektakelreise nach ungarn unternommen werden, ob mit glei- chem erfolge? wird sich zeigen. einstweilen hat man von regierungswegen (!) ein magnatencomité, an deren spitze fürst Paul esterhazy, gepreßt, um über die festlichkeiten zu berathen, welche das land bey diesem Anlasse veranstalten soll. nun hat aber dieses comité, wie ich höre, erklärt, daß Jeder von ihnen als Privatmann Alles thun werde, was in seinen kräften stehe, daß aber von nationaldemonstrationen keine rede seyn könne, es wäre denn eine Bitte um Wiederherstellung ihrer verfassung! Auch gabri- elle schreibt mir, daß die stimmung, wenigstens in den höheren kreisen, in ungarn nie so feindselig war wie jetzt. überhaupt sind die inneren Zustände nichts weniger als rosenfarb. die sinkenden getreidepreise sind in einem vorzugsweise agrikolen staate wie oesterreich eine große calamität und machen die erdrückende höhe der steuern erst jetzt recht fühlbar, nun spricht man sogar von einer erhöhung derselben und von einer neuen Anleihe! die ungeheuren verluste auf der Börse, in folge der vorjährigen speculationswuth, greifen weiter in die ver- schiedenen classen des volkes als je zuvor, die Administration wird immer kostspieliger, schlechter und vexatorischer, die Justiz immer verwickelter, langsamer und corrupter. Bruck’s stern ist, wie es scheint, im sinken, da- gegen der Bach’s wieder in Aufnahme, dieser hat so eben das großkreuz des stephansordens erhalten! nichts ist taktloser als dieses in den koth her- unterziehen Alles dessen, was sonst geachtet und ambitionnirt wurde und einen gewissen nimbus um sich hatte. so hat schlitter für die so eben von ihm ausgearbeitete neue organisirung der Armeeverwaltung (organisation – reorganisation – desorganisation, so heißt es bey uns schon seit 9 Jahren) orden, geheimrathstitel und Personalzulage erhalten, ohne daß man noch weiß, ob dieses opus, wie soviele Andere, nicht schon in 6 monathen sich als unpractisch darstellen wird.
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Band III
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Untertitel
Tagebücher 1839–1858
Band
III
Autor
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Herausgeber
Franz Adlgasser
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
476
Schlagwörter
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Tagebücher 1854–1858 7
  2. Literatur 359
  3. Kommentiertes Personenregister 373
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