Die Hinrichtungsstätte am Schießplatz Kobylisy im Norden von Prag#
Der Schießplatz Kobylisy (Kobyliská střelnice) ist ein ehemaliger Schießplatz im nördlich der Moldau gelegenen Stadtteil Kobylisy im 8. Bezirk von Prag. Heute erinnert eine Gedenkstätte an Massenerschießungen, die während der Besetzung der Tschechoslowakei durch das nationalsozialistische Deutsche Reich hier stattfanden. Der Schießstand wurde 1890 als Übungsgelände der Infanterie für die Armee der Österreich-Ungarischen Monarchie nahe dem Dorf Kobylisy errichtet. Für die Pferde wurden Stallungen am Gelände erbaut. Die Truppen der ab 1918 selbständigen Tschechoslowakei nutzten das Areal weiter, ebenso diente es als Trainingsgelände für Vereine wie dem Sokol. Mit der Annexion Tschechiens und der Errichtung des Protektorats Böhmen und Mähren unter nationalsozialistischer Herrschaft wurden die Stallungen in Gefängnisse umgewandelt. Nach dem Attentat auf Reinhard Heydrich kam es als "Vergeltungsmaßnahme" zu Massenerschießungen, fast 540 Menschen wurden im Zeitraum vom 30. Mai bis zum 3. Juli 1942 ermordet. Viele der Opfer wurden anschließend im Krematorium Strašnice verbrannt. Unter den Opfern befanden sich auch
- Jan Auerhan, Vorsitzender des Tschechischen Statistikamts
- Alois Eliáš, General und Ministerpräsident des „Reichsprotektorates Böhmen und Mähren“
- Josef Mašín, Offizier und Mitglied der Widerstandsgruppe Drei Könige
- Josef Páta, Professor für Sorabistik in Prag
- Matěj Pavlík, orthodoxer Bischof, als Märtyrer heiliggesprochen
- Františka Plamínková, Frauenrechtlerin und Politikerin
- Evžen Rošický, Leichtathlet, Sportjournalist und Widerstandskämpfer
- Vladislav Vančura, Schriftsteller, Filmregisseur und Arzt
- 26 Bewohner der Ortschaft Lidice (Mitglieder der Familien Horák and Stříbrný, die bereits vor der Auslöschung der Ortschaft verhaftet worden waren sowie Männer, die während der Zerstörung auswärts bei der Arbeit waren)