Fuchs, Stephan#
* 1908, Bruck an der Mur
† 17. 1. 2000, Niederösterreich
Forscher
Erforscher der Stämme der Balahi und Baiga in Indien
Stephan Fuchs studierte unter Schmidt und Koppers in Wien Anthropologie und wurde in diesem Fach auch promoviert.
Als Steyler Missionar reiste er 1934 zur Zentralindischen Mission nach Indore, wo er bis 1948 eingehende ethnologische Forschungen betrieb, er erforschte als Missionarer Lebensweise und Kultur der Stämme der Balahi, Baiga, Gond, Korku und Bhil in Zentralindien.
Von 1950 bis 1954 war er Professor für "Kulturelle Völkerkunde" am St. Xaviers College in Bombay.
Aus seinem Buch eine von den Autoren übersetzte Leseprobe über "Magie gegen menschenfressende Tiger":
... Ein naher Verwandter des Tigeropfers sammelt die Überreste des blutigen Mahles ein und trägt sie nach Hause. Dies kann natürlich nur dann geschehen, wenn der Tiger sein Opfer - aufgescheucht durch die Rufe der Leute - zurückgelassen hat. Man ist ängstlich darauf bedacht, ja nicht auf einen blutigen Flecken Erde zu steigen. Es herrscht der Gaube, dass der Tiger sie ebenfalls attackiere, würde er Blut des Opfers an ihnen wittern. Ein Verwandter des Verblichenen geht nun auf die Suche nach einem Dorfpriester oder Magier, der den Exorzismus gegen den menschenfressenden Tiger beherrscht. Nur wenige kennen die Zeremonie und das Ritual.
Hat er den Mann gefunden, so muß dieser eine Flasche besonders starken Bieres annehmen und daraus trinken. Anschließend begibt sich der Magier in den Dschungel, um eine bestimmte Wurzel zu suchen. Dies geschieht ganz im Geheimen und niemand darf die Wurzel sehen oder ihren Namen erfahren. Nun werden die Reste des Opfers den Flammen übergeben. Sobald der Scheiterhaufen niedergebrannt ist, nehmen alle Anwesenden ein rituelles Bad im Fluß. Nur der Exorzist bleibt beim Scheiterhaufen und vergräbt, ohne daß jemand zusehen darf, beim Kopf- und Fußende des Toten ein Stück der Wurzel, wobei dorthin auch einige Tropfen der geistigen Flüssigkeit versprengt werden. Die ganze Zeit über murmelt er geheimnisvolle Zaubersprüche. Nun trinkt er den Rest der Flasche allein aus und darf auf keinen Fall mit einem Verwandten des Verstorbenen den Trunk, wie sonst üblich, teilen. Wenn die Angehörigen nun vom Bad zurückgekehrt sind, geht man zum Gehöft des Toten, und hier vergräbt der Magier mit dem Fuß, ohne daß jemand davon etwas sehen darf, ein weiteres Stückchen der Wurzel. Nur der Exorzist betritt nun das Haus und versteckt wieder ein Wurzelstückchen in einer Mauerspalte. Damit ist dem Ritual vorläufig Genüge getan und der Magier darf mit beträchtlichen Geschenken rechnen...
Literatur#
- Fuchs, The Children of Hari, Wien 1950
- The Gond and Bhumia of Eastern Mandla, New York 1960
Redaktion: Hilde und Willi Senft