Lukesch, Anton#
* 29. 12. 1912, Graz
† 5. 6. 2003, Peru
Missionar und Südamerika-Forscher
Entdecker des Indianerstammes der Asurini am Rio Xingu im Amazonasbecken
Anton Lukesch wurde 1912 in Graz geboren. Nach dem Jus- und Theologiestudium war er als Kaplan in mehreren steirischen Orten tätig. Er trat dann in den Orden der "Missionare vom kostbaren Blut" in Salzburg ein, war zwischen 1959 und 1965 steirischer Caritasdirektor, ging aber bald nach Südamerika und wurde schließlich Professor für Missionswissenschaft und Völkerkunde an den Universitäten Graz und Wien, wobei er zwischendurch immer Forschungen im Amazonasgebiet betrieb.
15 Jahre lang lebte er ausschließlich als Missionar unter den Indianern am brasilianischen Rio Wingu und entdeckte zusammen mit seinem Bruder Karl den Indiostamm der Asurini, die bis dahin völlig isoliert gelebt hatten.
Für seine Forschungen wurde ihm das Ehrendoktorat der Universität Wien verliehen. 1985 zog er sich als Pensionist endgültig nach Südamerika zurück, um sich unverwüstlich und aufopfernd den verarmten Indios in den Anden zu widmen.
Er starb 91-jährig in Peru bei denen, die ihm als Priester und Völkerkundler so sehr am Herzen gelegen waren.
In seinem Buch "Spannungsfeld Südamerika" schreibt er:
Diese wunderbaren Dinge waren bei kriegerischen Zusammenstößen mit ihnen erbeutet worden oder von Siedlern am Xingu, die auch als "Seringueiros" (Gummimilchzapfer) tief in den Urwald eindrangen, aus verlassenen Hütten und Unterständen der Indianer geraubt. Sie bezeugen die einzigartige Kultur dieses Stammes...
Über den ersten direkten Kontakt berichtet Lukesch:
...Von einem unserer Männer begleitet, näherte ich mich dem riesenhaften bärtigen Alten. Er hielt den Bogen in der Hand und hatte vor sich ein paar Bündel Pfeile liegen. Mit leidenschaftlichen Gebärden, Schreien und Rufen, die wir nicht verstanden, wollte er uns zur Umkehr nötigen. Ich versuchte, in allen Indianersprachen, die mir einfielen, durch Gesten und durch Vorzeigen von Geschenken ihm deutlich zu machen, daß wir als Freunde kämen.
Mein Bruder mußte sich inzwischen ganz auf unsere Mannschaft konzentrieren, die sich von Wilden umzingelt glaubte, um sie vor überstürzter Flucht oder gar vom Schießen abzuhalten. Der alte Indianer war dann plötzlich verschwunden, und es stand der Häuptling vor mir, den gespannten Bogen mit dem tödlichen Pfeil hatte er auf mich angelegt und verwehrte so den Weg zu seinem Dorf.
Stundenlang redete ich auf ihn ein in Worten, die er kaum verstehen konnte, und immer wieder zeigte ich ihm die Geschenke, die mein Bruder herbeibrachte. Alles riskierend, legte ich schließlich die zehn Meter, die mich noch von dem Häuptling trennten, laufend zurück und hielt ihm zwei schöne Buschmesser mit rotem Griff als Geschenk entgegen. Er starrte mich völlig verblüfft und entgeistet an. Plötzlich begann er aber zu lachen und nahm die Geschenke an. Als gleich darauf einer der zu dieser Jahreszeit gewöhnlichen sturzbachartigen Regengüsse niederbrauste, deutete er uns, doch in die erste Hütte seines Dorfes einzutreten...
Literatur#
- Lukesch, Bearded indians of the tropical forest, Graz 1976
- Spannungsfeld Südamerika, Graz - Köln 1980 Schamanen am Rio Xingu, Graz - Wien - Köln 1990
- Der Tapir, der an der Himmelstüre nagt. Mythos und Leben der Kayapo-Indianer, Graz - Wien - Köln 1994
- Der Missionar und die Kulturen. Internationale katholische Zeitschrift "Communio", Heft 6, Köln 1994, S. 556-576
Quellen#
H.&W. Senft, Aufbruch ins Unbekannte, Stocker Verlag, Graz, 1999Redaktion: Hilde und Willi Senft