Barockdichtung#
In Österreich im 17. Jahrhundert und der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts, bildete keine einheitliche Tradition aus, sondern zerfiel in 3 Richtungen, die sich durch ihren programmatischen Anspruch und ihre poetologische Ausgangsbasis deutlich voneinander unterschieden: Die gelehrte, in neulateinischer Sprache verfasste und noch ganz im Bann antiker Überlieferung stehende Dichtung, wie sie meist von Ordensleuten gepflegt wurde (Ordensdrama), empfing ihre Impulse aus Italien und Spanien, trat das Erbe der Humanismus- und Renaissancedichtung an und diente in erster Linie der Verherrlichung des Herrscherhauses und der Kirche. Bedeutende Vertreter waren V. Gleissenberger und S. Rettenpacher. Beim Lesepublikum wesentlich erfolgreicher war dagegen die spezifisch oberdeutsch-katholische Dichtung, die sich durch ihre Volksverbundenheit, das Eingehen auf heimatliche Stoffe und eine schwungvoll-bewegte, bilderreiche Sprache auszeichnete. Große Popularität erlangten vor allem die sprachgewaltigen Predigten des aus dem Elsaß stammenden, ab 1633 in Wien tätigen Barnabiten Florentius Schilling (1602-70), eines Sebastian Felsenegger oder Abraham a Sancta Clara, aber auch die nur auf Unterhaltung zielende Prosa des Matthias Abele von und zu Lichtenberg (1616/18-77) aus Steyr. Beliebt waren auch komische, manchmal sogar in Mundart verfasste Volksschauspiele, wie sie J. B. Adolph und später M. Lindemayr schrieben. In Konkurrenz zu diesen beiden ersten Traditionslinien standen jene aus protestantischen Adelsfamilien stammenden Autoren, die sich in der Nachfolge von M. Opitz und J. J. Grimmelshausen sahen. Zu ihnen zählte die bedeutende Lyrikerin C. R. von Greiffenberg, ihr Lehrer und Mentor J. W. Stubenberg, der als Übersetzer von italienischen und französischen Romanen hervortrat, sowie der Epiker und Fachschriftsteller W. H. von Hohberg, beide Mitglieder der "Fruchtbringenden Gesellschaft". Einer der bedeutendsten Barockdichter überhaupt war der aus einer oberösterreichischen Protestantenfamilie stammende Erzähler J. Beer, der in der Nachfolge Grimmelshausens den Schelmenroman zu einer neuen Blüte führte. Von großer Wichtigkeit ist auch die reiche Fachliteratur des Barocks, hier vor allem die volkswirtschaftlichen bzw. historiographischen Werke von P. W. Hörnigk, F. A. Brandis und H. Guarinonius.
Literatur#
- I. Pyritz, Bibliographie zur deutschen Literatur des Barockzeitalters, 1980ff.
- G. Dünnhaupt, Personalbibliographie zu den Drucken des Barock, 1990ff.
- H. Zeman (Hg.), Die österreichische Literatur. Ihr Profil von den Anfängen im Mittelalter bis ins 18. Jahrhundert (1050-1750), 1986
Andere interessante NID Beiträge