Ernst Bruckmüller: Österreichische Geschichte#
Von der Urgeschichte bis zur Gegenwart2019. 692 Seiten mit 11 s/w Abb. und 11 Karten, ISBN 978-3-205-20871-6
Vandenhoeck & Ruprecht Verlage
Der bekannte österreichische Historiker und Professor für Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Ernst Bruckmüller, legt ein in jahrelanger Arbeit entstandenes und auch in Slowenisch erschienenes Werk über die gesamte Entwicklung Österreichs vor:
Vor uns entfalten sich Urgeschichte, Römerzeit und Frühmittelalter, im Hochmittelalter die wachsende Bevölkerung, als neue Dörfer, neue Städte, Klöster, Burgen und neue Länder entstanden - die heutigen Bundesländer.
Durch die jahrhundertelange Herrschaft der Habsburger wurden diese Länder miteinander und mit vielen anderen europäischen Regionen - Italien, Spanien, Belgien, Ungarn, Böhmen, Polen, Slowenien, Kroatien - verbunden.
Die Monarchie der Habsburger ermöglichte „ihren" Völkern trotz aller Kritik eine positive kulturelle und politische Entwicklung. Hingegen konnte die junge Republik Österreich das Erbe des kriegsbedingten Mangels nicht bewältigen, das nach dem Zerfall der Monarchie 1918 durch Bankenkrisen und politische Gegensätze verschärft wurde. Ein nationaler Konsens fehlte. Die Demokratie wich 1933 einer konservativen Diktatur. 1938 kam es zum vielfach bejubelten „Anschluss“ an Hitlers Deutschland. Doch 1945 erhielt die Republik Österreich eine „zweite Chance“.
Das Besondere an dieser Geschichtsdarstellung ist die intensive Auseinandersetzung mit der „Österreichischen Identität“, deren jahrhundertelanger Entwicklung und deren Komplexität in der Konfrontation mit dem Deutschtum. In wenigen Werken wird das Wirken der katholischen Kirche, insbesondere der Klöster, in wirtschaftlicher und kultureller Hinsicht so genau beleuchtet wie hier. Ein paar Kleinigkeiten sind zu diesem großartigen Werk dennoch anzumerken. So wird zwar die Akkonsage genannt und als Mythos bezeichnet, aber die tatsächliche Annahme von Rot-Weiß-Rot zu den Farben Österreichs durch Friedrich II. den Streitbaren wird nicht erwähnt. Auch die österreichische Kaiserkrone von 1602 hätte eine genauere Beschreibung als das Wort „Privatkrone“ verdient. Erfreulich ist die Nennung zahlreicher Widerstandskämpfer aus dem konservativ-katholischen Milieu. Da hätte auch der Name Franz Jägerstätter seinen Platz gehabt.
Großes Lob verdienen der Literaturanhang, das Personenverzeichnis und das ausführliche Ortsregister, das insbesondere für den (niederösterreichischen) Heimatkundler einen leichten Zugang zum geballten Wissen des Werkes ermöglicht.
P. Diem