Bydlinski, Georg#
* 30. 5. 1956, Graz
Schriftsteller
Georg Bydlinski wurde am 30. Mai 1956 in Graz geboren, er wuchs im Rheinland und im Wiener Raum auf und lebt mit seiner Familie in Mödling bei Wien.
Er studierte Anglistik und Religionspädagogik an der Wiener Universität (1981 Mag. phil.) und ist seit 1982 freier Schriftsteller.
Seine Arbeitsbereiche sind Lyrik, Prosa, Kinderliteratur und Übersetzung.
Bydlinski veröffentlichte bisher mehr als 60 Bücher und wurde für seine Arbeiten mehrfach ausgezeichnet. Er ist
Herausgeber der beiden österreichweiten Lyrik-Anthologien Unter der Wärme des Schnees und Übermalung der Finsternis (1988 und 1994 im von ihm mitbegründeten Kleinverlag edition umbruch erschienen).
Beiträge des Autors wurden in mehr als 300 Anthologien, Sammelwerken und Zeitschriften abgedruckt.
Er hielt zahlreiche Lesungen für Kinder und Erwachsene in Österreich und im benachbarten Ausland. Seine Bücher wurden in verschiedene Sprachen übersetzt, einige Texte - zum Teil von ihm selber - vertont.
Lieder und Lyrik des Autors liegen auf den drei CDs Stadtflucht, Versteckte Nähe und Ach hätt ich nur, ach fänd ich wo ein Saurierskelett in Kleinauflagen vor. Die akustische Ausgabe der Kinderlyriksammlung Wasserhahn und Wasserhenne erschien 2003 als Hörbuch.
Georg Bydlinski ist seit 1983 Vorstandsmitglied der IG Autorinnen Autoren, der berufspolitischen Interessengemeinschaft der Schriftstellerinnen und Schriftsteller Österreichs; weiters ist er Mitglied der Grazer Autorenversammlung, des Österreichischen Schriftstellerverbandes, des Literaturkreises Podium und des Friedrich-Bödecker-Kreises Niedersachsen.
Werke (Auswahl)#
Lyrikbände:- Die Sprache bewohnen, Jugend & Volk, Wien 1981
- Distelblüte, Herder, Wien 1981
- Schritte. Zwölf Gedichte, St. Georgs Presse, St. Georgen 1984
- Hinwendung zu den Steinen, Herder, Wien 1984
- Landregen, Herder, Wien 1988
- Im Halblicht. Gedichte und Aufzeichnungen, Herder, Wien 1991
- Wintergras, edition umbruch, Mödling – Wien 1995
- Zimmer aus Licht. Ausgewählte Gedichte, Edition Atelier, Wien 1999
- Höre mich, auch wenn ich nicht rufe. Gedichte und Meditationen, St. Gabriel, Mödling / Steyler Verlag 2000
- Schneefänger, Edition Atelier, Wien 2001
- Schattenschaukel, Edition Atelier, Wien 2006
- Jahrzehnteschnell. Gedichte, Wien 2009
Prosabücher:
- Kopf gegen Beton. Erzählungen, edition umbruch, Mödling – Wien 1986
- Satellitenstadt. Erzählung, Signal-Verlag, Baden-Baden 1988 (Neuausgabe unter dem Titel Stadtrandnacht im Dachs-Verlag, Wien 2002)
- Wurfparabel. Erzählung, Edition S, Wien 1991
- Lindas Blues. Erzählung, Literaturedition Niederösterreich, St. Pölten 2004
Kinderliteratur:
- Pimpel und Pompel aus Limonadien. Erzählung, Herder, Wien 1980
- Der Mond heißt heute Michel. Gedichte, Herder, Wien 1981
- Das Entchen und der große Gungatz. Bilderbuch (gem. m. Käthe Recheis), Herder, Wien 1981 (Neuausgabe im Dachs-Verlag, Wien 1999)
- Der Wünschelbaum. Gedichte (Hrsg. u. Mitautor), Herder, Wien 1984
- ... weil wir Heinzelmännchen sind. Bilderbuch, Annette Betz, Wien 1984 (Taschenbuch-Neuausgabe im Obelisk-Verlag, Innsbruck 2003)
- Der himbeerrote Drache. Bilderbuch, Jugend & Volk, Wien 1988 (Taschenbuch-Neuausgabe im Obelisk-Verlag, Innsbruck 2000)
- Ein Krokodil geht in die Stadt. Bilderbuch, Jugend & Volk, Wien 1990 (Taschenbuch-Neuausgabe im Obelisk-Verlag, Innsbruck 2001)
- Guten Morgen, die Nacht ist vorbei. Bilderbuch, Jugend & Volk, Wien 1991
- Die bunte Brücke. Reime, Rätsel und Gedichte, Herder, Wien 1992
- Ein Krokodil entdeckt die Nacht. Bilderbuch, Jugend & Volk, Wien 1992
- Der Hinzel-Henzel-Hunzelmann. Bilderbuch, Herder, Wien 1992
- Der Schattenspringer und das Monster. Erzählung, Jugend & Volk, Wien 1993 (Taschenbuch-Neuausgabe im Obelisk-Verlag, Innsbruck 2001)
- Krok bleibt am Ball. Bilderbuch, Jugend & Volk, Wien 1994 (Taschenbuch-Neuausgabe im Obelisk-Verlag, Innsbruck 2002)
- Das Gespenst im Badezimmer. Nikkis abenteuerlicher Alltag, Jugend & Volk, Wien 1995 (nun im G+G Verlag Wien lieferbar)
- Bärenschüler / Katzenpostamt / Tierfeuerwehr / Vogelzirkus. Pappbilderbücher, Annette Betz, Wien 1995
- Die 3 Streithasen. Bilderbuch, Dachs-Verlag, Wien 1996
- Affentheater / Hasenfußball / Hundepolizei / Schweinchenexpress . Pappbilderbücher, Annette Betz, Wien 1997
- Krok geht in die Schule. Bilderbuch, Esslinger Verlag J. F. Schreiber, 1997
- Immer diese Nervensägen! Erzählung, Ueberreuter, Wien 1998 (Neuausgabe 2007)
- Freunde sind wichtig für jeden. Liederheft / CD, Abakus Musik, Greifenstein 1998
- Bald bist du wieder gesund. Bilderbuch, Annette Betz, Wien 1999
- Der neue Wünschelbaum. Gedichte (Hrsg. u. Mitautor), Dachs-Verlag, Wien 1999
- Der dicke Kater Pegasus. Seltsame Geschichten, Dachs-Verlag, Wien 2000
- Daniel hilft wie ein Großer. Bilderbuch, Annette Betz, Wien 2000
- Wasserhahn und Wasserhenne. Gedichte und Sprachspielereien, Dachs-Verlag, Wien 2002 (Hörbuch-Ausgabe als CD und MC im Patmos-Verlagshaus, Düsseldorf 2003)
- Sieben auf der Suche. Erzählung, Dachs-Verlag, Wien 2003
- Der Zapperdockel und der Wock. Bilderbuch, Dachs-Verlag, Wien 2004
- Ein Gürteltier mit Hosenträgern. Gedichte und Lieder, Dachs-Verlag, Wien 2005
- Hier ist alles irgendwie anders. Bilderbuch, Annette Betz, Wien 2005
- Wie ein Fisch, der fliegt. Geschichten vom Glück, Dachs-Verlag, Wien 2006
- Das kleine Buch für gute Freunde. Bilderbuch, Patmos, Düsseldorf 2007
- Das kleine Buch zum Trösten. Bilderbuch, Patmos, Düsseldorf 2007
- Lena und Lukas lernen teilen. Bilderbuch, Annette Betz, Wien 2008
- Wir bleiben am Ball! Fußball-Erzählung, G+G Verlag, Wien 2008
- Mein Bibelmosaik. Geschichten für Kindergartenkinder, 2010
- Der seltsame Simon und die Hitparade / Wie ein Fisch, der fliegt. Geschichten vom Glück, 2010/2006
- Das Entchen und der große Gungatz. Bilderbuch, 2010/1999/1981
- Immer in deiner Nähe. Neue Gebete für Kinder, 2010
- Der dicke Kater Pegasus. Seltsame Geschichten, 2009/2002/2000
Übertragungen Indianischer Texte aus Nordamerika (alle Titel gemeinsam mit Käthe Recheis):
- Weißt du, daß die Bäume reden. Weisheit der Indianer, Herder, Wien 1983
- Freundschaft mit der Erde. Der indianische Weg, Herder, Wien 1985
- Auch das Gras hat ein Lied. Indianertexte der Gegenwart, Herder, Wien 1988
- Die Erde ist eine Trommel. Indianerweisheit aus Gegenwart und Vergangenheit, Herder Taschenbuch Verlag, Freiburg 1988
- Zieh einen Kreis aus Gedanken. Texte und Bilder vom Leben der Indianer, Herder, Wien 1990
- Ich höre deine Stimme im Wind. Weisheit der Indianer, Edition Herder, Freiburg 1994
- Kreisender Adler, singender Stern. Alltag und Spiritualität der Indianer, Herder, Wien 1996
Auszeichnungen, Ehrungen (Auswahl)#
- 1981 und 1984 Buchprämien des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst
- 1982, 1987 und 1993 Förderungspreise des Theodor-Körner-Stiftungsfonds
- 1982 Anerkennungspreis und 1985 Förderungspreis des Landes Niederösterreich für Literatur
- 1988 Übersetzerprämie des Österreichischen Bundesministeriums für Unterricht und Kunst
- 1991 und 1995 Förderungspreis des Landes Steiermark für Kinder- und Jugendliteratur
- 1993 Kinderbuchpreis der Stadt Wien
- 1995 Preis der Kinder-Jury im Rahmen des Österreichischen Staatspreises für Kinderlyrik
- 1998/99 Hans-Weigel-Stipendium des Landes Niederösterreich
- 2001 Österreichischer Staatspreis für Kinderlyrik
- 2004 "Luchs des Monats" (DIE ZEIT / Radio Bremen) für das beste Kinderbuch im April;
- 2005 Österreichischer Kinder- und Jugendbuchpreis sowie Nominierung zum Deutschen Jugendliteraturpreis
- 2005 Dulzinea-Lyrikpreis (Fulda/D)
- weiters mehrfache Aufnahme in die Ehrenlisten zum Österreichischen und zum Wiener Kinder- und Jugendbuchpreis sowie in die Monatsbestenliste der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur.
Leseprobe#
Gedichte
Die Sprache bewohnen
Die Sprache bewohnen wie ein Haus
an den Wänden
Bilder
hinter dem Fensterglas
Sonne Mittag und Nacht
in der Küche
die Teller die Speisen
Die Sprache bewohnen wie ein Haus
auf dem Bauland
der Stille
Distelsprache
Sprache
karg wie eine Distel
präzis
wie eine Distel
Sprache
die auf dem ärmsten Boden
ihr Auskommen
findet
Sprache
die spitze Stacheln hat
Sprache die
blüht
Wüste
Knochentrocken
der Sand
der Sahara
Der Fleischvorrat
in den Kühlhäusern der Satten
wächst
Simultan
Ein Haus an einem Hang explodiert
Eulen schreien winzige Füße laufen im Wald
Das Flugzeug wendet in der Luft
überfliegt von neuem sein Ziel
Als das erste Morgenlicht den Talkessel erhellt
ruft eine Stimme zum Angriff
Wir schliefen fest wie das Land
Wir schliefen tief wie das Meer
Suche nach einem Ort
wo der Regentropfen Eisen durchschlägt
wo die Waffen zerbrechen und sich verwandeln
wo sich die Worte zusammenfügen zu einem Körper
der lebt
wo man die Zeit misst am Wachstum des Mooses
wo die Panzer unter Grashügeln liegen
wo sich die Kreuze der Ebene und die Kreuze der Berge
finden im Tanz
wo die Städte ihre Gassen wie Halsketten tragen
wo sich Insel und Festland versöhnen
wo die Hände Sprachen sind und die Sprachen Hände
wo der einzige Schmuck des Menschen der Mensch ist
(1982, während des Falkland-Kriegs)
Beides
Wie Hände
sind unsere Blicke
ineinander
verschränkt
wie Blicke
unsere Hände
Liebesgedicht
Ich betrete
das Neuland
deines Lächelns
Nachrichten
Wieder aufmerksam werden
auf die Neuigkeiten des Alltags:
die langsamen Schritte
des Nachbarn auf der Treppe
die Lieder der Kinder
der Regen Wind
die Kaktusblüte
Neue Muster entdecken
Augenblicksmuster
Leben
verwoben ins deine
(Alle acht Gedichte aus: Georg Bydlinski, Zimmer aus Licht. Ausgewählte Gedichte, Edition Atelier, Wien 1999, © beim Autor)
Gedichte
Ein Gedicht
hat in einer Vogelkehle Platz.
Ein anderes Gedicht
schnurrt die schlafende Katz.
Ein Gedicht
liegt im Lächeln der alten Frau.
Ein anderes Gedicht
im Himmelsblau.
Auch die Wolken
sind ein Gedicht.
Du musst sie nur lesen können,
sonst merkst du es nicht.
(Aus: Georg Bydlinski, Der dicke Kater Pegasus, Dachs-Verlag, Wien 2000, © beim Autor)
Österreichischer Kinder- und Jugendbuchpreis für "Der Zapperdockel und der Wock" von Georg Bydlinski#
Es gibt so Tage, an denen man besser erst gar nicht aufgestanden wäre. Und immer dann kommt ausgerechnet auch noch so ein Flegel daher und knallt einem seinen ganzen Missmut in die Seele. Und schon steht man da - genau wie der Zapperdockel: Abgestürzt vom schmalen Grat durchschnittlicher Zufriedenheit fließen ihm die Tränen über den eben noch schwungvoll gezwirbelten, orangeroten Schnurrbart. Und während der von seiner eigenen Übellaunigkeit ganz blau gefärbte Wock weitere Unfreundlichkeiten von sich gibt, bildet sich um den gelb gekrä;nkten Zapperdockel ein großflächiger Trä;nensee - von Jens Rassmus mit Tusche und Feder zu eigenem Leben als Mikrokosmos erweckt, in dem sich im Nu ein detailreiches Bilderbuch-Biotop entwickelt.
Doch was so konfliktträchtig beginnt, entwickelt sich in freundschaftlicher Aufmerksamkeit, als der Wock die Traurigkeit des Zapperdockel wahrnimmt und dessen poetische Ader durchschimmern sieht: "Das Leben ist so traurig wie ein schwarzer Stein." Oder ist das Leben doch eher
wie ein knallroter Gartenschlauch? Oder wie ein gelbes Windrad? Georg Bydlinskis sprachspielerische und der Poesie verbundene Schreibweise, für die er bereits 2001 mit dem Staatspreis für Kinderlyrik ausgezeichnet wurde, kommt in seiner zapperdockeligen Bilderbuchfigur letztlich zu identitätsfördernder Geltung. Trotz der großen Seelendramatik erzählen beide Künstler ohne falsche
Sentimentalität. Mit Witz und Charme. Und Moral.
Diese Geschichte voll der Überraschungen und unvermuteten Wendungen zeigt Georg Bydlinski, den geübten Reimeschmied für junge Zuhörer und gerade schon Leser, auf der Höhe seiner Einfälle und Begabungen. Die Geschichte vom Zapperdockel und dem Wock hat das Zeug zum Kinderbuchklassiker.
Das konnte nicht nur die österreichische Jury des Kinder- und Jugendbuchpreises überzeugen, sondern gleich auch noch jene in Deutschland, die das Buch ebenfalls in die Auswahl der besten Bilderbücher 2005 aufnahm - und bescherte damit dem Wiener Dachs-Verlag einen Doppelerfolg.
(Preisfolder / Pressemappe "österreichischer Kinder- und Jugendbuchpreis 2005")
Quellen#
Redaktion: Georg Bydlinski
Andere interessante NID Beiträge