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Einzinger, Erwin#

* 13. 5. 1953, Kirchdorf an der Krems


Schriftsteller


Erwin Einzinger wurde am 13. Mai 1953 in Kirchdorf an der Krems (Oberösterreich) geboren. Nach dem Schulbesuch in Linz studierte er in Salzburg Anglizistik und Germanistik und arbeitete lange Zeit als Lehrer am Bundesrealgymnasium in Kirchdorf an der Krems.

Er lebt als freier Schriftsteller und Übersetzer im benachbarten Micheldorf.

Seine ersten literarischen Arbeiten veröffentlichte er in den Literaturzeitschriften "Projektil" und "SALZ". Weitere Veröffentlichungen finden sich in den "Manuskripten", der Zeitschrift "Forum Stadtpark" in Graz. Später verfasste er auch Arbeiten für zahlreiche Anthologien, so für den Literaturalmanach des Salzburger Residenzverlags.

Das Thema von Einzingers Arbeiten ist die Bestandsaufnahme einer Welt, die aus dem Zusammenhang gerissen ist und sich nur mehr als Unordnung ausmachen lässt. Einzinger schließt sich in seiner Arbeit jener Tradition an, für die Namen wie William S. Borrough und Rolf-Dieter Brinkmann stehen. Er wendet sie auf seine Welt und seinen Erfahrungshorizont an. Seine Form ist eine Form der Bruchstücke, des Fragments. Als kleinster, elementarster Teil ergeben sie dann, je nachdem, ein Gedicht, einen kurzen Prosatext, einen Essay oder einen Roman.


Preise, Auszeichnungen (Auswahl):

  • Trakl-Förderungspreis, 1977
  • Talente-Förderungspreis des Landes Oberösterreich, 1977
  • Rauriser Literaturpreis, 1984
  • manuskripte-Preis des Landes Steiermark , 1995
  • Landeskulturpreis Oberösterreich,2002,
  • Mondseer Lyrikpreis, 2008
  • H.C. Artmann-Preis, 2010

Werke (Auswahl)#

  • Lammzungen in Cellophan verpackt. Gedichte. Salzburg: Winter Verlag, 1977
  • Das Erschrecken über die Stille, in der die Wirklichkeit weitermachte. Salzburg, Wien: Residenz Verlag, 1983
  • Kopfschmuck für Mansfield. Salzburg, Wien: Residenz Verlag, 1985
  • Tiere, Wolken, Rache. Gedichte. Salzburg, Wien: Residenz Verlag, 1986
  • Das Ideal und das Leben. Salzburg, Wien: Residenz Verlag, 1988
  • Blaue Bilder über die Liebe. Salzburg, Wien: Residenz Verlag, 1992
  • Kleiner Wink in die Richtung, in die jetzt auch das Messer zeigt. Salzburg, Wien: Residenz Verlag, 1994
  • Das wilde Brot. Salzburg, Wien: Residenz Verlag, 1995
  • Aus der Geschichte der Unterhaltungsmusik. St. Pölten, Salzburg, Residenz, 2005
  • Hunde am Fenster. Gedichte. Salzburg: Jung und Jung, 2008
  • Übersetzungen aus dem Amerikanischen, u. a. Robert Creely, William Carpenter, John Ashbery, James Schuyler, Ed Sanders.


Leseprobe#

aus Erwin Einzinger - "Aus der Geschichte der Unterhaltungsmusik"

Im Jahr 1997, also fast eine halbe Ewigkeit, nachdem die Linzer Firma Franck & Söhne ihre Zichorienkaffee-Produkte zu erzeugen begann, nahm der kalifornische Bassist Mike Watt eine seiner sanft schwingenden, durch ihre musikalische Prägnanz und Kürze bestechenden Eigenkompositionen auf, der er den Titel "Black Gang Coffee" gab und in der es um den köstlichen Geruch schwarzen Bohnenkaffees geht, den ein über und über dreckiger Heizer im Maschinenraum eines Schiffs in der Nase hat - ein ganz anderes Aroma also als das, mit welchem der Ersatzkaffee der Firma Franck die Leute betört haben mag...

Während der Jahre des Nationalsozialismus, als die Wirtschaft sich vor allem der Kriegs- und Rüstungsindustrie unterzuordnen hatte und man sich anstelle von Bohnenkaffee wieder mit Zichorienkaffee begnügen mußte, versuchte die Linzer Kaffeefirma die Bevölkerung von ihrem Angebot zu überzeugen, indem sie so etwas wie einen bescheidenen Werbefeldzug startete, zu dem auch ein gerade einmal gebetbuchgroßes Druckwerk gehörte, welches "Das kluge Büchel" hieß und auf dem Umschlag eine Kaffeemühle zeigte, die Schutzmarke der Firma. Darin wurde nicht nur auf die Qualität des Franck-Zichorienkaffees verwiesen, sondern es gab dazu auch allerlei "Gute Ratschläge für die Hausfrau".

Einige davon bezogen sich u. a. auf den Umgang mit den damals neuen Produkten der kautschukverarbeitenden Industrie, und die klangen dann etwa so: "Sachen aus Gummi (wie Badekappen, Schürzen, Überschuhe usw.) lassen sich an eingerissenen Stellen leicht mit Isolierband reparieren, welches man ganz einfach unter die Bruchstelle* klebt."

*Menschliche Handlungen, die aus dem Zusammenhang, aus welchem sie stammen, herausgebrochen und für einen Moment wie festgefroren betrachtet werden, haben manchmal etwas leicht Mysteriöses an sich, das sie in einem fremden Lichte erscheinen läßt. So sagt etwa der Boxer, der für eine Sekunde hilflos in den Seilen hängt und den Mund seltsam verzieht, uns etwas über diese Welt, das er selbst gar nicht bewußt wahrgenommen haben muß. Der Bruch in der Kontinuität, den er dabei verspüren mag, ist für ihn vielleicht zuerst einmal nur ein dumpfer Schmerz im Schädel.

(S. 301 f)

© 2005, Residenz Verlag, Salzburg, St. Pölten.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.
LITERATURHAUS

Leseprobe#

Warum gerade jetzt

Grimmige Tage. Eisbröckerl kullern
Aus einem Hang, den die Sonne beheizt.
Weiter vorne scheint es, als lägen da

Die Reste eines überfahrenen Tinten-
Fischs in der zugefrorenen Traktorspur.
Helle Risse im Naturbild, eine Fahrt

Durch die Wörter. Aus dem Fenster der
Wohnung über dem Feuerwehrdepot hängt
Ein Trachtenkostüm zum Auslüften.

Rauch steigt aus dem Bachbett. Am Bachrand
Zwei Bäume, die sich seit Jahren zu Tode
Schmusen, aber erst jetzt fällt es auf.

Quellen#

Literaturhaus
Erwin Einzinger
Salzburger Literatur Archiv



Redaktion: I. Schinnerl