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Erdbeben#

Sind in Österreich an Wirkungslinien tektonischer Kräfte gebunden, die besonders im Bereich der Ostalpen ausgeprägte Erdbebengebiete bedingen. Dazu gehört eine zusammenhängende Reihe von Bebenherden, die sich von der Leitha über den Alpenostrand (nahe der Thermenlinie), den Semmering und die Mur-Mürz-Furche bis nach Kärnten zieht, weiters Tirol nördlich des Inn und das Drautal. Auch die Böhmische Masse im Untergrund der Alpen enthält tektonische Bebenherde (Niederösterreich: Neulengbach und Scheibbs, Oberösterreich: Molln). Das älteste Erdbeben in Österreich wird in der "Vita Severini" (480 n. Chr.) aus der Umgebung von Tulln erwähnt. Das erste chronologische fixierbare Starkbeben verursachte am 4. 5. 1201 Zerstörungen in Murau; das Epizentrum lag im Gebiet des Katschbergs. Als stärkstes Beben wurde bisher das so genannte "Villacher Beben" vom 25. 1. 1348 angesehen, das Zerstörungen in der Stadt anrichtete und mit dem Bergsturz am Dobratsch (Villacher Alpe) in Zusammenhang stand; das Epizentrum lag wahrscheinlich im Friaul. In Ostösterreich war das Erdbeben vom 15./16. 9. 1590 besonders heftig (Zentrum Neulengbach). Die stärksten Erdbeben in Österreich in den letzten Jahrzehnten ereigneten sich am 16. 4. 1972 (Epizentrum Seebenstein-Pitten, Niederösterreich, Stärke 7) und am 11. 7. 2000 (Epizentrum Ebreichsdorf, Niederösterreich, Stärke 6).

Zur Erdbebenforschung wurde am 25. 4. 1895 eine Erdbebenkommission der Akademie der Wissenschaften mit Observatorien in Kremsmünster (1898) und Wien (1902) gegründet, die 1904 durch die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik übernommen wurde. Weitere Seismographen wurden 1904 in Graz und 1912 in Innsbruck errichtet. Seit 1945 sind öffentliche Stellen, besonders Polizei und Gendarmerie, verpflichtet, Beobachtungen zu melden. "Erdbebengerechtes Bauen" soll in Österreich durch die ÖNORM B4015 gewährleistet werden.

Größere Erdbeben in Österreich#

(ab Stärke 7 nach der Mercalli-Sieberg-Skala)  

Datum Zentrum
8. 5. 1267 Kindberg (Stmk.)
4. 1. 1572 Innsbruck (Ti.)
15. 9. 1590 Neulengbach (NÖ.)
17. 7. 1670 Hall in Ti.
22. 12. 1689 Innsbruck (Ti.)
4. 12. 1690 Villach (Kä.)
27. 2. 1768 Wr. Neustadt–Bad Fischau–Brunn am Gebirge (NÖ.)
6. 2. 1794 Leoben (Stmk.)
17. 7. 1876 Scheibbs (NÖ.)
1. 5. 1885 Kindberg (Stmk.)
28. 11. 1886 Nassereith (Ti.)
13. 7. 1910 Nassereith (Ti.)
1. 5. 1916 Judenburg (Stmk.)
25. 7. 1927 Wartberg (Stmk.)
8. 10. 1927 Schwadorf (NÖ.)
8. 10. 1930 Namlos (Ti.)
3. 10. 1936 Obdach (Stmk.)
8. 11. 1938 Ebreichsdorf (NÖ.)
16. 4. 1972 Seebenstein–Pitten (NÖ.)

Weiterführendes#

Literatur#

  • E. Suess, Die Erdbeben Niederösterreichs, Denkschrift der Akademie der Wissenschaften, 1873
  • Mitteilungen der Erdbebenkommission, ab 1896 in den Sitzungsberichten der Akademie der Wissenschaften, seit 1901 als Neue Folge eigene Schriftenreihe
  • J. Drimmel, Rezente Seismizität und Seismotektonik des Ostalpenraumes, in: R. Oberhauser, Der geologische Aufbau Österreichs, 1980
  • R. Gutdeutsch und andere, Erdbeben als historisches Ereignis. Die Rekonstruktion des Bebens von 1590 in Niederösterreich, 1993
  • C. Hammerl und W. A. Lenhardt, Erdbeben in Österreich, 1997


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