Essl, Karlheinz #
* 16. 4. 1939, Hermagor, Kärnten
Manager, Industrieller
Karlheinz Essl wurde am 16. April 1939 in Hermagor als Sohn eines Lebensmittelgroßhändlers geboren. Von frühen Jahren an war er im elterlichen Betrieb tätig. Nach dem Besuch der Handelsschule in Graz folgten Aufenthalte in der BRD, Schweiz und den USA, wo er die damals aufkommende Entwicklung der Supermärkte studierte und in einer Kunstgalerie in New York seine spätere Frau Agnes kennenlernte.
Ende 1959 trat er in das Unternehmen seines Schwiegervaters - die Fa. Schömer in Klosterneuburg - ein, wo zu diesem Zeitpunkt 30 Personen im Unternehmen beschäftigt waren. 1973 baute er den Baustoffhandel und den Mineralölhandel auf und gründete die Schömer L+S Beton Werke.
1975 übernahm Karlheinz Essl das Unternehmen von seinem Schwiegervater und stieg in die Do-it-yourself-Branche ein: in Kindberg in der Steiermark entstand der erste "Hobbymax"-Baumarkt, dann 1976 unter anderem Namen der erste "bauMax"-Abholmarkt in Bruck an der Mur. In weiterer Folge verhalf "bauMax" der Do-it-yourself-Idee in Österreich zum Durchbruch.
(Das Unternehmen expandierte nach dem Fall des "Eisernen Vorhangs" 1989 in den Reformländern Zentral- und Südosteuropas. 1999 übergab Karlheinz Essl den Vorstandsvorsitz der damaligen Aktiengesellschaft an seinen Sohn Martin Essl und fungierte selbst als Aufsichtsratspräsident. Auf dem Höhepunkt der Firmengeschichte um 2010 betrieb der BauMax-Konzern 160 Filialen mit über 9.000 Mitarbeitern in neun Ländern - Österreich, Tschechien, Slowakei, Ungarn, Slowenien, Kroatien, Rumänien, Bulgarien und Türkei.
2011 schlitterte das Unternehmen in eine Krise, die nach mehreren verlustreichen Jahren schließlich in der Zerschlagung endete. Ende Oktober 2015 war "BauMax" endgültig Geschichte - die deutsche Baumarktkette Obi übernahm 48 der 65 Märkte in Österreich, alle 14 Standorte in der Slowakei, beide Standorte in Slowenien und vier ausgewählte Märkte von 24 in Tschechien. )
In den 1970er-Jahren begannen Karlheinz und seine seine Frau Agnes Essl, Kunst zu sammeln und hielten im zum Maleratelier ausgebauten Dachboden des Wohnhauses in Klosterneuburg erste Ausstellungen ab. Aus ersten Kontakten zu österreichischen Künstlern wie Arnulf Rainer und Hermann Nitsch und ersten Bildankäufen entstand nach und nach die größte private Kunstsammlung des Landes mit 7.000 Werken.
1987 ließ Karlheinz Essl durch Architekt Heinz Tesar das Schömer-Hauses in Klosterneuburg errichten. Das Haus war sowohl als zentrales Verwaltungsgebäude Firmensitz (bauMax-Zentrale) wie auch als Galerie für die Kollektion österreichischer Gegenwartskunst der Sammlung Essl konzipiert. Kunst und Wirtschaft wurden in diesem Verwaltungsgebäude harmonisch miteinander verbunden. Die Mitarbeiter des Schömer-Hauses konnten sich Kunstwerke für ihre Büros selbst aussuchen; in der Halle des Schömer-Hauses fanden zahlreiche Wechselausstellungen aus der Sammlung statt.
1989, mit der Öffnung der Grenzen in Europa, entschieden sich Agnes und Karlheinz Essl ihre Sammlung international zu erweitern. Als sich Pläne für eine Integrierung der - heute etwa 7.000 Kunstwerke umfassenden - größten privaten Kunstsammlung Österreichs ins Museumsquartier Wien zerschlugen, ließen Karlheinz und Agnes Essl 1999 ein eigenes Museum in Klosterneuburg bauen: die "SAMMLUNG ESSL – Kunst der Gegenwart" - wiederum geplant von Heinz Tesar (mit einer Gesamtfläche von 7.200 m2, davon 3.200 m2 Ausstellungsfläche).
Die "Sammlung Essl" umfasste ca. 4600 Werke internationaler Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts. Im Jahr 2000 erhielt die "Sammlung Essl" den Österreichischen Museumspreis, 2003 wurden Agnes und Karlheinz Essl von der britischen Zeitschrift "ArtReview" zu den 100 einflussreichsten Persönlichkeiten der internationalen Kunstwelt gezählt (Platz 34).
Für die Familie Essl – ein Paradebeispiel für soziales Unternehmertum (u.a. 2008 Gründung der gemeinnützigen Privatstiftung "Essl Foundation“) – war es auch immer wichtig, dass ihre Sammlung öffentlich ist und dass durch deren Präsentation und Vermittlung vielen Menschen Zugang zur zeitgenössischen Kunst ermöglicht wird.
Als ab 2011 der BauMax-Konzern in die Krise schlitterte, schossen Karlheinz und Agnes Essls hohe Summen aus dem Privatvermögen zu, um BauMax zu retten. Auch die Kunstsammlung sollte verkauft werden - der Versuch, sie um 86 Millionen Euro an die Republik Österreich zu verkaufen, scheiterte. 2014 schließlich stieg der Bau-Industrielle und Kunstmäzen Hans Peter Haselsteiner zu 60 Prozent ein; 44 Werke aus der Sammlung wurde versteigert. (Der Kaufpreis von mehr als 100 Millionen Euro floss an die Gläubiger-Banken von BauMax).
Es kam dennoch immer wieder zu Kunstverkäufen, um Schulden abzubauen; im Juli 2016 musste das Essl Museum in Klosterneuburg geschlossen werden. 2017 sollte die Sammlung als Dauerleihgabe an die Albertina übergeben werden; 2018 wurde allerdings eine andere Lösung gefunden: die Familie Essl schenkt 1.323 Kunstwerke der Sammlung Essl der Albertina (und somit der Republik Österreich).
(Gezeigt wird die Sammlung künftig im Künstlerhaus, das Hans Peter Haselsteiner zur Zeit renovieren läßt. Seiner Stiftung gehören weiterhin 60% der gesamten Sammlung; erarbeitet wurde die Teilung der Sammlung von Auktionshaus Kinsky.)
Karlheinz und Agnes sind seit über 50 Jahren verheiratet und haben fünf Kinder: Karlheinz Essl jun. (Komponist), Martin Essl (jahrelanger Geschäftsführer von BauMax-Kette) und 3 Töchter.
Literatur#
- Sammlung bauMax, Katalog 1990
- W. Schmied (Hg.), Malerei in Österreich 1945-1995. Die Sammlung Essl, 1995
- G. Bösch (Hg.), Sammlung Essl - The First View, 1999
Quellen#
- AEIOU
- Essl Museum
- Der STANDARD
- Profil
- Kurier
- Format
- ORF
- ORF Wien (19.10.2018)
- APA / OTS Presseaussendungen
Redaktion: H. Maurer, I. Schinnerl
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