Groër, Hans Hermann#
* 13. 10. 1919, Wien
† 24. 3. 2003, St. Pölten (Niederösterreich)
Erzbischof von Wien (1986-95), Kardinal 1988
Studierte Philosophie und Theologie, war 1941-43 bei der deutschen Wehrmacht und wurde am 12. 4. 1942 zum Priester geweiht. 1945 Kaplan in Petronell, wurde 1946 Studienpräfekt im Erzbischöflichen Knabenseminar in Hollabrunn. 1949 promovierte er zum Dr. theol. und war 1962-84 Religionsprofessor am Gymnasium Hollabrunn.
Erneuerte die Wallfahrten nach Maria Roggendorf (Niederösterreich)und wurde 1970 dessen Wallfahrtsdirektor, wurde auch der geistliche Leiter der "Legio Mariae" in Österreich. 1974 trat er im Stift Göttweig in den Benediktinerorden ein und wurde Direktor des Aufbaugymnasiums der Erzdiözese Wien Hollabrunn.
Am 16. 7. 1986 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Erzbischof von Wien. Am 14. 9. 1986 wurde er im Wiener Stephansdom zum Bischof geweiht. Bis 1995 Vorsitzender der Österreichischen Bischofskonferenz.
Am 27. März 1995 erhob im Nachrichtenmagazin „profil“ (Ausgabe 13/95) ein ehemaliger Schüler Groërs schwere Vorwürfe wegen seinerzeitigen sexuellen Missbrauchs von Jugendlichen gegen den Kardinal. Dieser hüllte sich darauf in Schweigen und trat am 6. April 1995 als Vorsitzender der Bischofskonferenz zurück.
Die Affäre Groër führte in Österreich im März 1995 zu einem Kirchenvolksbegehren. Die Initiative „Wir sind Kirche“ sammelte mehr als 500.000 Unterschriften für eine „grundlegende Erneuerung der Kirche Jesu“.
Am 1. September 1996 übertrug man ihm wieder ein kirchliches Amt als Prior des Hauses St. Josef in Maria Roggendorf, einem Ableger des Stiftes Göttweig, das er allerdings nach anhaltenden Vorwürfen am 5. Januar 1998 ebenfalls aufgeben musste.
Nachdem die Bischöfe Christoph Schönborn, Johann Weber, Georg Eder und Egon Kapellari in einer Stellungnahme erklärt hatten, dass sie zur „moralischen Gewissheit“ gelangt wären, dass die Vorwürfe gegen Groër „im Wesentlichen zutreffen“ und nach einer vom Vatikan verordneten Visitation im Stift Göttweig, bat Groër 1998 in einer Erklärung, „Gott und die Menschen“ um Vergebung, „wenn ich Schuld auf mich geladen habe“. Kardinal Groër zog dann in ein Nonnenkloster in Goppeln in Deutschland, ab Oktober 1998 lebte er zurückgezogen in Marienfeld.
Er wurde im Kloster Marienfeld am 5. April 2003 beigesetzt.
Literatur#
- A. Coreth und I. Fux, Servitium pietatis. Festschrift für H. H. Kardinal Groër, 1989
- H. Czernin, Das Buch Groër, 1998
- Das große Buch der Österreicher – 4500 Personendarstellungen in Wort und Bild (1987), ed. W. Kleindel & H. Veigl, Verlag Kremayr & Scheriau, Wien, 615 S.
- Wikipedia
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