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Hellmer, Edmund von#

Edmund Ritter von Hellmer (ab 1912)#


* 12. 11. 1850, Wien

† 9. 3. 1935, Wien


Bildhauer

Hellmer, Edmund von
Edmund von Hellmer in seinem Atelier. Foto, 1923
© Bildarchiv der ÖNB, Wien, für AEIOU

Edmund Hellmer wurde am 12. November 1850 in Wien geboren.

Er absolvierte das Polytechnikum, studierte auf Wunsch seiner Eltern Architektur, wandte sich aber bald der Bildhauerei zu und kam zu seinem Onkel, dem Bildhauer Josef Schönfeld, in die Lehre. 1866 begann er bei Franz Lukas Bauer seine Studien an der Akademie der bildenden Künste, arbeitete aber gleichzeitig im Atelier von Hanns Gasser.

1869 trat er bei der Internationalen Kunstausstellung in München erstmals mit eigenen Werken an die Öffentlichkeit ("Sterbender Achill", "Trunkener Eros"). Er erhielt ein zweijähriges Staatsstipendium, das ihm eine Studienreise nach Italien ermöglichte, wo er fast zwei Jahre in Rom lebte und arbeitete.

1872 kehrte er nach Wien zurück und war als freier Bildhauer tätig. 1873 übernahm er Arbeiten für die Wiener Weltausstellung – er schuf zwei allegorische Figuren ("Austria", "Hungaria") für das Südportal der Industriehalle - und schuf 1874 die Giebelgruppe für das Ringtheater. Es folgten eine "Austria" für den Justizpalast und zwei Gruppen für das Kunsthistorische Museum. Nach einer Studienreise nach Deutschland und Paris arbeitete er an verschiedenen Ringstraßenbauten mit und schuf 1877 zwei allegorische Figuren für die Universität ("Theologie", "Philosophie"), vier Statuen für das Rathaus und einen Giebel für das Parlaments ("Verleihung der Verfassung").

1894 vollendete er das "Türkenbefreiungsdenkmal" im Erdgeschoß des Südturms von St. Stephan; daneben erhielt Hellmer zahlreiche Privataufträge für Bildnisbüsten und Grabdenkmäler.

Ab 1879 wirkte er als supplierender Professor an der Akademie der bildenden Künste, von 1882 bis 1922 war er ordentlicher Professor für Bildhauerei und fungierte ab 1901 auch abwechselnd als Rektor und Prorektor der Akademie. (Zu seinen Schülern zählten u.a. Anton Hanak, Karl Stemolak und Josef Müllner). 1901 wurde er außerdem Leiter einer Spezialschule für Bildhauerei und 1902 einer systemisierten Spezialschule, die er bis 1922 leitete.


Austria, aus dem Hof gesehen
"Österreichs Herrschermacht zu Lande" (Monumentalbrunnen Michaelertrakt der Wiener Hofburg)
Foto: P. Diem

Hellmers frühe Werke sind ganz der Ästhetik des Historismus verpflichtet - er schuf neben dem monumentalen Brunnen am Michaelertrakt der Hofburg zahlreiche Denkmäler und Skulpturen für Ringstraßenbauten, wie das Kunsthistorische Museum, das Ringtheater, die Universität, das Rathaus und das Parlamentsgebäude. (Besonders prestigeträchtig war der Auftrag zur Gestaltung des Giebelfelds des neuen Parlamentsgebäudes: dieses wurde zwar erst 1888 vollendet, doch der Sieg im Wettbewerb brachte ihm schon 1879 die Ernennung zum supplierenden Professor der Akademie der bildenden Künste.) Hellmer beteiligte sich immer wieder erfolgreich an zahlreichen Wettbewerben, u.a. gewann sein Entwurf für ein Türkenbefreiungs-Denkmal 1883 den 1. Preis, jener für ein Goethe-Denkmal 1890.

War Hellmer bis 1890 einer der Hauptvertreter der klassizistisch orientierten Plastik, wandte er sich um die Jahrhundertwende neuen Formen zu, wie sie vom Secessionismus propagiert wurden; schließlich gingen seine Formen in die weichen, fließenden Formen des Jugendstils über. Edmund Hellmer wurde zu einem der wichtigsten Vermittler zwischen der Bildhauerei der Ringstraßenzeit und der Jugendstilplastik.
(Edmund Hellmer war einer der wenigen Bildhauer unter den Künstlerhausmitgliedern, die 1897 als Gründungsmitglieder der Secession den Bruch mit der Tradition forderten.)

Prof. Dr. Edmund Ritter von Hellmer starb am 9. März 1935 in Wien.

Auszeichnungen, Ehrungen (Auswahl)#

  • Mitglied des Kuratoriums des österreichischen Museums für Kunst und Wissenschaft
  • Mitglied des Wiener Dombauvereines
  • Gründungsmitglied der Wiener Secession
  • Ehrenmitglied der Akademie der Künstlergenossenschaft
  • Verleihung des Ordens der Eisernen Krone III. Klasse
  • Verleihung des Franz-Josef-Ordens
  • Erhebung in den Adelsstand als Ritter von Hellmer, 1912
  • Bürger der Stadt Wien, 1921

Werke (Auswahl) #

Bücher

  • Lehrjahre in der Plastik, 1900

Plastiken

  • "Der sterbende Achill", 1869
  • "Gefesselte Andromeda", 1870/71
  • Allegorische Statuen der "Austria" und "Hungaria" (Südportal der Industriehalle, Wiener Weltausstellung), 1873
  • Allegorische Statue der "Austria" (Fassade des Wiener Justizpalastes), 1875
  • "Die Malerei" (Figurengruppe, Kunsthistorisches Museum, Maria Theresien-Platz), 1890/91

Brunnen

  • "Österreichs Herrschermacht zu Lande" (Monumentalbrunnen Michaelertrakt der Wiener Hofburg), 1897
  • Kastaliabrunnen (Univeristät Wien 1901-1904), aufgestellt 1910

Denkmäler

  • Türkenbefreiungsdenkmal im Wiener Stephansdom, 1894 (1945 teilweise zerstört)
  • Mozart-Denkmal ( Kapuzinerberg, Salzburg)
  • Emil Jako Schindler (Wiener Stadtpark, Marmor), 1895
  • Moritz von Franck (Graz), 1899
  • Johann Wolfgang von Goethe (Wiener Ringstraße, Marmor) 1900
  • Kaiserin Elisabeth (Hellbrunn/Salzburg), 1901
  • Johann Strauß (Wiener Stadtpark, Bronze mit Marmorrelief), 1921
  • Rudolf Chrobath (Arkadenhof der Universität Wien), enthüllt 1927

Bauplastiken

  • für Universität Wien (allegorische Figurengruppen "Philosophie" und "Theologie"), 1877
  • "Kaiser Franz Josef verleiht seinen Völkern die Verfassung" (Giebelrelief Mittelbau des Parlaments), 1888
  • für die Wiener Hofburg, Rathaus, Kunsthistorisches Museum und andere Prunkbauten der Wiener Ringstraße

Grabmäler

  • Hans Makart (Wiener Zentralfriedhof), 1889
  • Familie Mayer von Gunthof (Hietzinger Friedhof), 1893
  • Nicolaus Dumba (Wiener Zentralfriedhof), 1903
  • Emil Jakob Schindler (Wiener Zentralfriedhof), 1904
  • Hugo Wolf (Wiener Zentralfriedhof), 1904
  • Familie Kratochwill (Wiener Zentralfriedhof), 1905
  • Familie Hellmer (Stockerauer Friedhof), 1911
  • Franz Fibrich (Wiener Zentralfriedhof), 1917

Büsten

  • Beethoven, Ibsen, C. Hellmer, J. Mundy, etc.

Werkbeispiele#

Austria, vom Rechtspraktikantenzimmer aus gesehen
Austria-Statue im Justizpalast
Foto: P. Diem
Austria, aus dem Hof gesehen
Austria-Statue im Justizpalast
Foto: P. Diem
Johann Strauss-Denkmal
Johann Strauss-Denkmal im Wiener Stadtpark
Foto: P. Diem
Vidobona
Vidobona-Statue, frisch renoviert, an der Rückseite des Rathauses
Foto: P. Diem

Weiterführendes#

Literatur#

  • B. Scheiblin, Die Sepulkralplastik E. Hellmer, Diplomarbeit, Wien 1988
  • E. Hellmer, E. Hellmer, 1990

Quellen#

  • AEIOU
  • Wien.at
  • Universität Wien
  • Universität Wien, monuments: https://monuments.univie.ac.at/Edmund_Hellmer
  • I. Ackerl, F. Weissensteiner, Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik, 1992
  • Österreichisches Biographisches Lexikon

Redaktion: I. Schinnerl