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Hinterglasmalerei#

Maltechnik, bei der durch Auftragen von lichtundurchlässigen Farben (Wasser-, Tempera-, Öl- oder Mischfarben) auf die Rückseite einer dünnen Glasscheibe (früher schlierig-grünliches "Waldglas") unter Lichteinfall ein besonders leuchtkräftiges Bild entsteht. Im Gegensatz zur üblichen Reihenfolge des Malvorgangs werden zuerst der Vordergrund (Konturen, Schrift) und die Schattierungen aufgetragen, dann folgt das Mitteltönen und schließlich das Aufmalen des Hinter- bzw. Malgrunds. Angewandte Techniken sind unter anderem die partielle Vergoldung (zum Beispiel für Gewänder, Aureolen), die Verspiegelung unbemalter Flächen mit Stanniol und Quecksilber ("Spiegelbilder"), das Abdecken des Grunds mit Kienruß und Leinöl, das Einritzen feiner Zeichnungen in Gold- und Silbergrund und das Einfassen von "Hinterglasradierungen" in feingeätzte Spiegelrahmen.

Die Hinterglasmalerei ist seit dem 14. Jahrhundert bekannt; die serielle Herstellung setzte ab dem 16. Jahrhundert von Italien ausgehend ein. Ab Mitte des 17. Jahrhunderts erfolgte die "hüttengewerbliche" Massenherstellung (Alpenländer, Böhmen, Bayerischer Wald, Oberösterreich, Mittelmeerländer, Osteuropa) in Verbindung mit den benachbarten Glasschmelzen, die die bis dahin künstlerisch hochwertigen Hinterglasbilder ablöste (schematischer, expressiver und naiver Charakter durch untergelegte Sujetvorlagen). Bedeutende Orte in Österreich wurden Sandl, Buchers, Schwertberg und Karlstift im Waldviertel. Die Hinterglasbilder, die vor allem religiöse und volkstümliche Motive zeigten, wurden in Hausindustrie hergestellt und durch Hausierer (aus Krain, Südtirol, der Pfalz, dem Odenwald und dem Bayerischem Wald) in alle Länder der Monarchie verkauft. Sie wurden als Andachtsbilder in Haus- und Wegkapellen und im Herrgottswinkel der Stuben aufgestellt und besitzen oft hohen Sammlerwert.

In den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts erlebte die Hinterglasmalerei durch vielerorts angebotene Hobbykurse eine Renaissance. In Sandl besteht ein Hinterglasmuseum, ummfangreiche Sammlungsbestände befinden sich auch im "Mühlviertler Heimathaus" (Freistadt), im Oberösterreichischen Landesmuseum und im Österreichischen Museum für Volkskunde.

Literatur#

  • G. M. Ritz, Hinterglasmalerei, 1972
  • L. Schmidt, Hinterglas, 1972
  • R. Schuster, Risse zu Hinterglas-Bildern aus dem 18. und 19. Jahrhundert, 1978
  • F. Knaipp, Hinterglas-Künste, 1988


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