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Hofformen#

Hofformen
Hofformen (Teil 1 von 4)
© Verlag Ed. Hölzel, Wien, für AEIOU

Die historischen Hauslandschaften (Gebiete mit gehäuftem Auftreten einer bestimmten Hofform) kennzeichnen auch heute noch weite Teile der ländlichen Gebiete Österreichs, wenngleich ihre Bedeutung ständig abnimmt. Ein bäuerliches Gehöft umfasst in der Regel 4 Funktionsgruppen, die durch eigene Gebäude oder unterschiedlich große Gebäudeteile abgedeckt werden: Wohnen, Viehhaltung, Vorratshaltung und Geräteaufbewahrung. Nach der Grundrißanlage kann man folgende Haupttypen unterscheiden: Einhof, Zwiehof, Haufenhof, Mehrseithof sowie Haken- und Streckhof.


Der Einhof ist besonders für das westliche Österreich charakteristisch. Er ist äußerlich durch ein einheitliches Dach, innen durch durchgehende Verbindungswege bestimmt. Die Aufschließung kann über die Giebel- oder die Traufseite erfolgen. In der Regel sind diese Bauten 2-geschossig, wobei das Erdgeschoss oft im Mauerbau, das Obergeschoss im Blockbau errichtet ist. Beim sekundären Einhof ist die Verschmelzung mehrerer Teile äußerlich noch erkennbar, zum Beispiel durch einen gebrochenen Dachfirst. Der Mittertennhof des salzburgisch-oberösterreichischen Alpennordrands ist durch die Anordnung der Tenne zwischen Stall- und Wohnteil definiert, ebenso der breitgiebelige Mittertennhof in der Umgebung von Innsbruck. Im Gegensatz dazu schließt bei den meisten Tiroler Formen der Stall direkt an den Wohntrakt an, der unterschiedliche Grundrissgliederungen aufweisen kann. Die Einhöfe des Bregenzer Walds weisen mit ihren größeren Fenstern, Verschalungen und Verschindelungen sowie ihrem traufseitigen "Schopf", einer Art Veranda, in den südwestdeutschen Raum. Im Montafon und im Oberinntal sind gemauerte Einhofformen zu finden, die in den Vintschgau und nach Graubünden überleiten. Sozial interessant sind die durch Erbteilung entstandenen Teilhöfe, wie sie in den engverbauten Dörfern des Tiroler Oberlands sowie im Walgau und im Montafon zu finden sind und bei denen mehrere Familien Teile des Hauses gemeinsam nutzen.


Hofformen
Hofformen (Teil 2 von 4)
© Verlag Ed. Hölzel, Wien, für AEIOU

Die wichtigste Zwiehofform ist der Paarhof, der von Vorarlberg bis zu den östlichen Alpenausläufern zu finden ist. Er besteht in seiner idealtypischen Anordnung aus zwei 2-geschossigen, im äußeren Erscheinungsbild möglichst gleichartigen, firstparallelen Bauten, einem Wohnspeicherhaus und einer Stallscheune. Das weite Verbreitungsgebiet bedingt eine Vielzahl von Varianten: Die beiden Teile können neben-, hinter- aber auch quer zueinander angeordnet sein, wobei nicht zuletzt die Gegebenheiten des Geländes wesentlich sind. Die westlicheren Formen sind durch ein flaches Legschindeldach geprägt, die östlicheren durch ein steileres Nagelschindeldach. Als Sonderform des Zwiehofs in Mittel-Kärnten ist der Ringhof zu betrachten, bei dem 2 parallel angeordnete Stallscheunen zusammen mit niedrigeren, quergestellten Bauten einen geschlossenen Wirtschaftshof bilden.


Der Haufen- oder Gruppenhof kennzeichnet in unterschiedlichen Ausprägungen große Teile Kärntens und der Steiermark sowie der benachbarten Gebiete Oberösterreichs und Niederösterreichs. Durch eine weitgehende Trennung der einzelnen Funktionen ist eine relativ große Zahl unterschiedlich großer Gebäude nötig, die entsprechend dem Gelände möglichst funktional angeordnet werden. Dabei kommt es teilweise, wie etwa in der Weststeiermark, zu Übergangsformen zu den Mehrseithöfen. Das Wohnhaus der innerösterreichischen Gruppenhöfe war in weiten Gebieten - teilweise bis in das 20. Jahrhundert - ein Rauchstubenhaus mit der Rauchstube als zentralem Koch- und Wohnraum mit offenem Herd, Backofen und Schweinefutterkessel.


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Hofformen (Teil 3 von 4)
© Verlag Ed. Hölzel, Wien, für AEIOU

Die Varianten des vorwiegend außeralpinen Mehrseithofs reichen von sehr offenen Formen bis zu regelmäßigen, schlossartigen Anlagen. Der Mauerbau spielt hier eine größere Rolle als bei den alpinen Formen. Im Übergangsgebiet zu den Alpen werden die Formen unregelmäßiger und bilden teilweise Sonderformen, wie den niederösterreichischen Doppel-T-Hof, bei dem Wohn- und Scheunentrakt durch den mittig angeordneten Stalltrakt verbunden sind. Beim Innviertler Vierseithof sind 4 Gebäude so um einen Hof gruppiert, dass die Ecken des Hofs nur durch Tormauern oder Zäune abgeschlossen werden. Bei den übrigen Formen in Oberösterreich und Niederösterreich tritt bereits eine stärkere Geschlossenheit auf. Die oststeirischen Vierseithöfe sind vom Grundriss her bereits völlig geschlossen, das Dach weist jedoch an der Hofeingangsseite 2 Giebel auf. Während die übrigen Vierseithöfe zumindest teilweise gemauert sind, ist in der nördlichen Oststeiermark eine den natürlichen Gegebenheiten entsprechende und in Blockbau errichtete Form zu finden, die fallweise auch als Ringhof bezeichnet wird. Im Gegensatz zum Vierseithof ist der Vierkanthof mit seinem Hauptverbreitungsgebiet im Städteviereck Wels- Linz- Amstetten- Steyr 2-geschossig und weist in seiner ausgeprägtesten Form eine durchgehende Trauf- und Firstlinie auf. An den "Hausstock" mit durchgängigem Flur schließen die Wirtschaftstrakte an, der Scheunentrakt mit 1-2 Durchfahrtstennen liegt dem "Hausstock" gegenüber. Bei den Dreiseithöfen umschließen 3 meist 1-geschossige Trakte einen länglichen Hof, der durch eine Tormauer zur Straße hin abgeschlossen wird. Diese Formen sind besonders in den planmäßig angelegten Anger- und Straßendörfern der Oststeiermark, Teilen des südlichen Niederösterreichs, des Waldviertels und - meist als Dreikanthof mit durchgehendem Dach - des nördlichen Mühlviertels zu finden, kommen jedoch auch in der Streusiedlung vor.


Die Haken- und Streckhofformen sind besonders in den eng verbauten, planmäßigen Dorfanlagen der östlichen und südöstlichen Flachlandschaften zu finden. Sie sind aus der Lage im Ortsverband mit seinen schmalen und langen Bauparzellen zu erklären, wenngleich es sie auch außerhalb der Dörfer gibt. Während beim Streckhof Wohn-, Stall- und Scheunentrakt in einer Linie hintereinander angeordnet sind, ist die Scheune beim Hakenhof quergestellt und schließt so den Hof an der Rückseite ab. Der Zwerchhof ist straßenseitig durch eine quer angefügte Erweiterung des Wohntrakts gekennzeichnet, die oft als sekundäre Entwicklung auftritt. Vom Baumaterial her überwiegt bei diesen Gehöften der Mauerbau, lediglich außerhalb der Dörfer hat auch der Blockbau (im südlichen Burgenland als Laubholzblockbau) einige Bedeutung.


Hofformen
Hofformen (Teil 4 von 4)
© Verlag Ed. Hölzel, Wien, für AEIOU

Neben diesen Gehöftformen gibt es eine Reihe von Klein- und Sonderformen, die Spezialkulturen (zum Beispiel Wein) bzw. kleinbäuerliche und niedrigere Bevölkerungsgruppen betreffen. Hier können einzelne Gehöftteile fehlen, die Bauwerke und deren Ausstattung sind generell bescheidener.


In der Praxis sind zahlreiche Misch- und Übergangsformen zu finden, die durch die allgemeine historische Entwicklung sowie durch die Geschichte des einzelnen Hauses (Um- und Zubauten) bedingt sein können. So können zu den idealtypischen Formen zusätzliche Bauten (besonders kleinere Wirtschafts-, aber auch Wohngebäude wie etwa Ausgedingehäuser) hinzutreten. Die ständige Veränderung, der die Hofformen unterliegen, erreicht im 20. Jahrhundert ein bedeutendes Ausmaß. Einerseits kommen neue technische Baumaterialien hinzu, andererseits bedingt die Mechanisierung der Landwirtschaft schwerwiegende Änderungen an bestehenden Bauten. Die sozioökonomischen Veränderungen (Rückgang der Landwirtschaft, Ende des Dienstbotenwesens, Zweitwohnsitze usw.) tragen ebenfalls zu dieser Entwicklung bei. Aus diesen Gründen entsprechen auch Neubauten des 20. Jahrhunderts in der Regel nicht mehr den Hofformen der vorigen Jahrhunderte, sondern entwickeln eigene, weniger ortsgebundene Formen.


--> Hofformen in Österreich (Video Album)

--> ABC: Hofformen (ABC zur Volkskunde Österreichs)

Literatur#

  • Haus und Hof in Österreichs Landschaft, 1973
  • O. Moser, Das Bauernhaus und seine landschaftliche und historische Entwicklung in Kärnten, 1974
  • V. H. Pöttler, Alte Volksarchitektur, 1975
  • E. Tomasi, Historische Gehöftformen, in: Österreichischer Volkskundeatlas, 1977
  • E. Lukas, Heimatliches Bauen, ein Fachwörterbuch, 1993
  • H. Mantl, Wiederaufbau des Bauernhofes "Wechner - Burgas", 1984
  • F. Moser, Verlorene Baukultur, 1984 (beides wissenschaftliche Filme des ÖWF).

Weiterführendes#

Österreichisches Freilichtmuseum Stübing


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