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Die Wehrkirche von Hrastovlje#

Wehrkirche von Osten
Wehrkirche von Osten
Ostwand
Ostwand von innen
Westansicht der Wehrkirche von Hrastovlje
Wehrkirche von Westen

Hrastovlje (italienisch Cristoglie, deutsch veraltet Chrästeirach) Hrastovlje, Slovenien ist ein Dorf 14 km östlich von Koper in Slowenien im Flusstal der Rižana. Es hat 143 Einwohner. Der Ort lebt hauptsächlich von der Landwirtschaft, vom Weinanbau (Moscato) und vom Tourismus.

Die Festung mit der Filialkirche der Hl. Dreifaltigkeit wuchs im 16. Jahrhundert auf einer niedrigen Felserhöhung über dem Dorf zurVerteidigung gegen die Türken aber auch zum Schutz der Bevölkerung in den späteren venezianisch-österreichischen Kriegen.

Inmitten der Festung steht die Kirche, erbaut aus gemeißelten Steinquadern. Die Kirche, die trotz des romanischen Anscheins in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts erbaut wurde, wurde 1475 durch den Bischof Pasciasio di Gallignana aus Piöan eingeweiht. Die Kirche ist dreischiffig konzipiert; die Schiffe sind durch halbkreisförmige Bögen auf runden gemauerten Säulen getrennt. Alle drei Schiffe besitzen ununterbrochene longitudinale Tonnengewölbe, und beide Seitenschiffe sind mit halbkreisförmigen Apsiden abgeschlossen, die in der Wand versteckt sind. Einst war das Kircheninnere nur mit einer linearen Dekoration geweißigt, aber in den letzten Jahren des Mittelalters wurde sie vom Boden bis zur Decke mit Figuren und Dekorationen bemalt. Die Bemalung sollte die gesamte Erlösungsgeschichte erzählen. Sie wurde 1518 durch Meister Johannes von Kastav angefertigt. Das Kircheninnere wurde im 18. Jahrhundert übermalt, wahrscheinlich nach 1700.

Seit 1949, als der einheimische akademische Bildhauer Jote Pohlen unter zahlreichen Anstrichen die Bemalung bemerkte, wurden die mittelalterlichen Fresken fast zehn Jahre lang unter der Leitung von Prof. Mirko Subic wieder hergestellt. Die Arbeiten für die Renovierung des Daches und die statische Sanierung des Kirchbaus begannen in den Jahren 1979/80, die Restaurierung der Fresken wurde 1981/85 vom Restaurierungszentrum der Republik Slowenien durchgeführt.

Das Kircheninnere zeigt biblische Szenen aus dem Buch Genesis, aus dem Leben von Jesus und Maria und Bilder von unterschiedlichen Heiligen, aber auch Bilder mit nichtreligiöser Thematik, wie Abbildungen aus unterschiedlichen Zeiten und kleinere Stillleben bezeugen. Besonders bekannt ist aber der Tanz der Toten an der südlichen Wand.

Quelle: Gemeinde Hrastovlje

Die wichtigsten Szenen#

Tonnengewölbe
Tonnengewölbe mit Schöpfungsgeschichte
Mittelapsis
Mittelapsis mit Altar und Dreifaltigkeit als "Gnadenthron"
Gewölbe und Altar
Tonnengewölbe und Altarraum mit Dreifaltigkeit
...Von den zwei Seitenschiffen trennen das Hauptschiff je drei halbkreisförmige Bögen, durch die jedoch die Räume zum mindesten im unteren Teil ungestört ineinander verfließen. Damit die farbliche Harmonie des Ganzen möglichst vollkommen erscheint, hat der Maler auch die Säulen rot bemalt, die Kapitelle hat er aber einfach hinzugemalt. Die Leibungen aller sechs Bögen hat er an der Unterseite so verziert, dass er sie scheinbar aushöhlte und in die stark eingetiefte Rille einen runden Stab legte, um den sich ein grünes Band windet.

Über den sechs Paaren dieser Apostel des Alten Testaments, welche die Ankunft des Erlösers voraussagten, verläuft auf beiden Seiten in gleicher Höhe eine waagerechte Bordüre, welche die Arkadengliederung der Wand in gerader Linie so abschneidet, dass darüber eine große walzenförmige Fläche des architektonisch ununterbrochenen und ungegliederten Tonnengewölbes bleibt. Diese konkave Fläche wird am Scheitel durch eine Blätterbordüre in zwei Hälften geteilt, und jede von diesen durch senkrechte patronierte Bänder noch in sechs gleiche konkave rechteckige Felder. Darin sind Szenen aus der Erschaffung der Welt und des Menschen angeordnet, die sogenannte Genesis, sowie einige Bilder aus dem Leben der Ureltern des Menschengeschlechts. Ihrem Inhalt nach gehört zu diesem Zyklus auch die Bemalung des halbkreisförmigen Feldes mit dem Fensterchen auf der Westwand. Die Genesis ist dargestellt mit sechs Szenen, Illustrationen der sechs Werktage an der Südhälfte des Gewölbes, und mit der siebenten, dem Ruhetag, auf der Westwand am runden Fensterchen, und zwar genau so, wie die Schöpfungsgeschichte im ersten Buch Moses in der Heiligen Schrift des Alten Testaments beschrieben ist.

Über den Säulenkapitellen sind im Hauptschiff vier heilige Frauen angeordnet: auf den ersten zwei Säulen können wir mit Leichtigkeit die hl. Katharina mit dem Rad und ihr gegenüber die hl. Margarete mit dem Drachen erkennen, über der zweiten Säule aber die hl. Barbara mit dem Turm, wogegen die Heilige auf der Nordsäule so beschädigt ist, dass man sie nicht mehr bestimmen kann. Über jedem Bogen sind je zwei einander zugewendete Propheten in reichen Gewändern und mit mannigfaltigen Kopfbedeckungen gemalt. Einst waren sie mangels charakteristischer Attribute durch Namen gekennzeichnet, ausgeschrieben in lateinischer und in glagolitischer Schrift auf den über ihnen flatternden Bändern. Jetzt sind die Namen unleserlich und so kann man die einzelnen Propheten nicht mehr mit Sicherheit bestimmen.

Apostel im Altarraum
Apsis mit Dreifaltigkeit und Aposteln

1. und 2. Tag
1. und 2. Tag: Schöpfung, Trennung von Land und Meer
Sonne und Mond, Tierwelt
4. Tag: Schöpfung von Sonne und Mond sowie der Tierwelt
6. Tag: Schöpfung des Menschen
6. Tag: Schöpfung des Menschen

Der Zyklus beginnt auf der Ostseite und in jeder Szene erscheint die beinahe gleiche stehende Gestalt des Schöpfers, gekleidet in ein langes violettes Gewand und gehüllt in einen roten, reich patronierten Mantel mit grünem Futter sowie einer Krone auf dem Haupt. Jedesmal ist er mit einem aufgeschlagenen Buch in der Linken abgebildet, wie er seine schöpferische Tätigkeit lediglich mittels des gesprochenen Wortes ausübt: am ersten Tag erschuf er Himmel und Erde und schied das Licht von der Finsternis, am zweiten Tag trennte er die Gewässer voneinander, am dritten Tag schuf er auf dem Festland, das er zuvor vom Meer geschieden hatte, die Pflanzenwelt, am vierten Tag die Lichter der Sonne und des Mondes und der Gestirne, damit sie die Zeit messen und die Erde erleuchten würden, am fünften Tag die gesamte Tierwelt und schließlich am sechsten Tag noch den Menschen nach seinem Bilde, damit er alle Früchte der Erde gemessen und über die Tiere herrschen möge.

Ermüdet von der so erfolgreichen Arbeitswoche, die er vielleicht auf ganze Millionen von Jahren ausdehnte, ruhte der Schöpfer am siebenten Tag und segnete ihn als Sabbat Feiertag. Mit der Weltkugel in der Hand hat er sich auf eine Bank gesetzt, eine eben solche, wie wir sie bereits aus der Szene der Marienkrönung und der Heiligen Drei Könige in der Nordapsis kennen, um ihn herum aber knien oder schweben Engel mit Spruchbändern, auf denen einst Lobgesänge geschrieben waren. (Hier nicht sichtbar)

Sündenfall
Paradies und Sündenfall
Vertreibung
Vertreibung aus dem Paradies
Arbeit zur Familienerhaltung
Adam muss arbeiten, Kain tötet Abel
Gott verhört Kain
Kain tötet Abel und wird verhört

An der zweiten Hälfte des Gewölbes über dem Mittelschiff sind von West nach Ost sechs Szenen aus dem Leben Adams und Evas, unserer Ureltern, angeordnet. Zunächst lebten sie im Paradies, das in den ersten drei Szenen durch eine hohe Ummauerung gekennzeichnet ist. Wieder erscheint die schon bekannte Gestalt Gott des Vaters, der Adam und Eva die Weisung erteilt, sie dürften alle Paradiesesfrüchte gemessen, ausser jenen vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse, den er besonders gekennzeichnet hat, denn sonst würden sie sterben. Diese göttliche Anordnung war auch auf einem Band ausgeschrieben, doch sind die Lettern jetzt schon stark verwischt. In der zweiten Szene sehen wir, wie Eva ihrem Mann die verbotene Frucht darbietet, während die Schlange mit dem gekrönten Menschenhaupt, die sich um jenen verbotenen Baum windet, ihr zuflüstert, dass die Worte Gottes nur leeres Gerede seien und dass sie beide wie Götter sein würden, wenn sie ihm nicht gehorchten. Und wirklich, sie gehorchten nicht. Deshalb brachten sie sich ums Paradies und mussten es verlassen, wie uns die dritte Szene veranschaulicht: Adam und Eva verlassen ganz verzweifelt das Paradies, aus dem sie mit erhobenem Schwert ein Engel vertreibt, wie ihm Gott befiehlt, der nur teilweise hinter der Paradiesesmauer sichtbar ist.

Die vierte Szene ist eine der schönsten und ausdrucksvollsten unter allen Abbildungen biblischer Texte in Hrastovlje, gesehen durch die Brille der Mittelalters. Nach der Vertreibung aus dem Paradies, wo sie andernfalls sorglos gelebt hätten, müssen nun Adam und Eva selbst im Schweisse ihres Angesichts ihr tägliches Brot verdienen; Adam hat inzwischen ein Haus errichtet und bebaut mühevoll den kargen Boden, wogenen Eva gleichzeitig ihren mütterlichen und ihren hausfraulichen Pflichten nachgeht. Wie viele das Leben des einfachen istrianischen Menschen im Mittelalter illustrierende Einzelheiten gibt es auf diesem Bild zu sehen! Die beiden Kinder, die Eva eben noch stillte, sind mittlerweile aufgewachsen und streiten bereits auf der benachbarten Szene aus Neid, weil das Feuer auf ihren Opferaltären, wo jeder Gott sein Opfer dargebracht hat, einer Getreide und der andere ein Lamm, nicht gleich hell loderte und also die Opfer offensichtlich Gott nicht gleich genehm waren. Kain erhob sich gegen seinen Bruder Abel und erschlug ihn - besagt die Inschrift unter dem Bild. Gott der Vater, der dieses Beginnen aus den Wolken beobachtet hatte, steht jetzt in der letzten Szene plötzlich in seiner ganzen gewaltigen Grösse vor dem Mörder und befragt ihn streng nach seinem Bruder, wie auch auf dem Spruchband zu lesen ist, das sich vor ihm durcheinanderflicht und so in der Bildkomposition zugleich auch die mittelalterliche »Furcht vor der Leere« ausfüllt.

Mariae Verkündigung
Mariae Verkündigung in der Nordapsis
Gefangennahme und Geißelung Jesu
Gefangennahme und Geißelung Jesu

Auferstehung und Rettung der armen Seelen
Auferstehung und Rettung der armen Seelen
Himmelfahrt Jesu
Christi Himmmelfahrt

Der zweite umfangreiche Bildzyklus in Hrastovlje ist dem Leiden Christi oder der Passion gewidmet. Er umfasst fünfzehn Szenen und beginnt an der Westwand im nördlichen Seitenschiff sofort über der patronierten Bordüre, die sich über dem unbemalten unteren Wandteil hinzieht. (Hier nicht sichtbar:) Es handelt sich um den feierlichen Einzug Christi in Jerusalem, das hier als mächtige Burg mit einem hohen Tor in der Befestigungsmauer dargestellt ist. Die Frauen legen vor den reitenden Christus Teppiche und streuen Blumen auf seinen Weg, ein Junge hat aber einen Baum erklettert, um Christus von dort mit einem Palmzweig einen Gruß zuzuwinken. Im Nachbarfeld ist auf die bekannte Weise das Letzte Abendmahl dargestellt, mit einem parallel zum Vorderrand des Bildes gestellten grossen Tisch, wogegen der Maler die Szene auf dem Ölberg mit dem knienden Heiland und den schlafenden Apostolen schon ganz unter das Gewölbe gerückt hat.

Im südlichen Seitenschiff setzt sich an der gleichen Stelle der Passionszyklus fort mit der Szene, in der die Söldner Jesus gefangennehmen und Judas für seinen Verrat schon einen Geldbeutel empfangen hat. Unter dem Bogen befindet sich auf dieser Wand noch die Szene des Christus vor Pilatus, der sich über dessen Unschuld bereits die Hände wäscht; links ist die Geisselung abgebildet, die in einem geschlossenen Raum mit grossem Doppelfenster im Hintergrund vor sich geht. Der Passionszyklus wird dann im oberen Teil der südlichen Kirchenwand fortgesetzt, wo sich rechts und links folgende Szenen reihen: die Krönung mit der Dornenkrone, wo den in einen patronierten Mantel gehüllten Schmerzensmann einer zu seinen Füssen noch damit verhönnt, dass er ihm die »Feigen weist«; daneben ist die stark beschädigte Szene der Kreuztragung, der aber folgt die Kreuzigung mit Maria und Johannes und darauf die Grablegung in ein Grab in Form eines profilierten Sarkophags.

Unter den ausdrucksvollsten Szenen ist jene des Christus in der Vorhölle. Nach ihrer epischen Aussagekraft kann sie sich fast mit der Szene der »Arbeit« auf dem Gewölbe des Hauptschiffes messen. Der noch aus allen fünf Wunden blutende Christus hat das Höllentor aufgestossen und schiebt mit dem Kreuzesarm den Teufel weg, der es verteidigt hat und jetzt dagegen niedergesunken ist. Eine Menge nackter Leiber drängt sich durch das Tor, aus dem feurige Flammen lodern, während die Teufel in ihrer Verzweiflung von jenseits der inneren Ummauerung schon mit richtigen Kanonen auf Christus schießen. Dennoch ist es Adam als dem Ersten doch gelungen, die Hand des Erlösers zu fassen. - In der folgenden Bildszene der Auferstehung hat der Engel den Deckel des Steinsarkophags weggerückt und Christus steigt soeben daraus hervor, zwischen die zwei erschrockenen Söldner, die ihn bewacht hatten, und jetzt über diesen ungewöhnlichen Vorgang ganz verblüfft sind.

Krönung Mariens
Krönung Mariens durch die Hl. Dreifaltigkeit
Hl. Katharina
Hl. Katharina mit zwei Propheten

... An der östlichen Schiffswand ist in einem halbkreisförmigen Feld über der Hauptapsis die Marienkrönung dargestellt. Vor einem von Engeln gehaltenen Vorhang sitzt in der Mitte auf einer langen Bank die von einem weissen Mantel umhüllte Maria, ihr zu Seiten stehen Gott Vater und Gott Sohn, die zusammen mit dem Hl. Geist in Form einer weissen Taube Maria die Krone aufs Haupt setzen. Die Feierlichkeit dieses Vorgangs wird durch Engel mit unterschiedlichen Musikinstrumenten erhöht. Über beiden Seitenapsiden ist geteilt die Szene der Verkündigung gemalt, und zwar so, dass über der Nordnische der Engel gemalt ist, über der Südnische aber Maria, der seine frohe Verkündigung gilt. Ihr zugewendet ist der Engel niedergekniet, so dass sich sein schweres Gewand in reichen Falten angeordnet hat, was uns an zeitgenössische Vorbilder erinnert...

Der Totentanz#

Totentanz
Totentanz an der Südwand
Totentanz
Totentanz mit Hl. Barbara

Auch der verkrüppelte Bettler
Auch der verkrüppelte Bettler wird geholt
Bischof und Kardinal
Auch Bischof und Kardinal werden abgeholt

Das grösste Interesse der Besucher von Hrastovlje gilt dem Totentanz, der ihnen schon zu einer Art von Synonym für diese Kirche geworden ist. Der Maler hat ihn an der Südwand unter dem Passionszyklus angeordnet. Das Fresko zählt auch dank der fast zu sorgfältigen Restaurierung zu den besterhaltenen Szenen. Den Totentanz muss man als Ganzes betrachten. Sein Grundgedanke ist die Gleichheit aller Menschen vor dem Tode, der als Einziger gegen alle gleich gerecht ist und dem niemand entfliehen kann. Alle müssen ihm folgen und von niemandem lässt er sich bestechen, allen grinst er gleich ins Gesicht, während er sie zum frisch ausgeschaufelten Grab führt, bei dem noch Grabscheit und Schaufel liegen und über dem sein unerbittliches Gesetz geschrieben steht. Alle müssen diesen Weg gehen, vom Papst, dem König und der Königin, dem Kardinal und Bischof bis zum armen Mönchlein, dem reichen Kaufmann und dem Geizhals, dem feurigen Jüngling und dem hinfälligen Bettler, der seinem knöchernen Begleiter den Rosenkranz hinhält, um sich von ihm loszukaufen, und dem Kindlein, das der Tod aus dem Krankenbettchen gerissen hat. Das Thema des Totentanzes bildet in der christlichen Ikonographie eine ziemliche Ausnahme. In Istrien war er in der Wandmalerei bis zur Entdeckung von Hrastovlje überhaupt unbekannt. Einen nahen Verwandten, nicht nur in geographischer Hinsicht, sondern auch seiner künstlerischen Herkunft nach, hat er in der Kirche der Jungfrau Maria in Skrilje bei Beram in Mittelistrien, in der alpenländischen Nachbarschaft aber auf der Aussenwand des Beinhauses in Metnitz in Oberkärnten. Deswegen kann man verstehen, dass der Totentanz von Hrastovlje nicht nur bei sensationsorientierten Touristen, sondern auch in der wissenschaftlichen Welt solches Interesse findet, und zwar nicht nur im Hinlick auf die bildliche Ausstattung dieses grossartigen Kunstwerks, sondern auch als Thema, dessen ideelle Ausgangspunkte noch nicht endgültig geklärt sind.

Die Monate des Jahres#

März, darunter Februar
März, darunter Februar
März, darunter Februar
Mai, darunter April
Juni, darunter Mai
Juni, darunter Mai

Wenn wir uns jetzt von der Betrachtung der Einzelheiten des Totentanzes, auf dem auch zahlreiche interessante Aufzeichnungen ehemaliger Besucher unserer Kirche zu sehen sind, unter ihm aber eine längere glagolitische Inschrift, die über die Anlage des neuen, rot gefärbten Pflasters im Jahr 1518 berichtet, abwenden und unseren Blick noch aufs Gewölbe des südlichen Seitenschiffes richten, werden unsere düsteren Gedanken an den Tod bald durch die Abbildungen verscheucht, welche den Wechsel der Jahreszeiten illustrieren und uns abermals mitten ins Leben führen. Es handelt sich um Abbildungen der einzelnen Monate, entweder in Form vor Personifizierungen oder von Darstellungen charakteristischer Bauerntätigkeiten in jedem von ihnen. Ganz an der Ostseite ist für den Monat Januar eine junge Frau abgebildet, die Kinder beschenkt, was man in Istrien »die gute Hand« nennt. Der Februar ist durch die Rebenbeschneidung dargestellt und der März durch einen Fischhändler in seiner Bude. Den April personifiziert ein auf einem Thron sitzender Jüngling mit einer Kugel in der Rechten und einem grünenden Stab in der Linken. Auch der Mai wird durch einen ähnlichen Jüngling auf einem prächtigen Sitz mit einem Schwert in der Rechten veranschaulicht, und umgeben ist er von lauter Blüten. Im Juni sind die Kirschen reif und so stehen volle Körbe davon neben einem sitzenden jungen Mann. Die letzte Szene auf diesem Gewölbe hat der Maler in die entgegengesetzte Richtung gewendet, um die Medaillonsreihe abzuschliessen. Obwohl schlecht erhalten, kann man doch darin einen sich über das reife Juligetreide bückenden Schnitter unterscheiden. Der Monatszyklus setzt sich dann über dem Tonnengewölbe des nördlichen Seitenschiffes fort, wieder von der Ostseite aus.

Quelle: Marijan Zadnikar: Hrastovlje, Ljubljana, Družina, 2017

vor der Kirche
Wiese vor der Kirche