Kaufmann, Dieter#
* 22. 4. 1941, Wien
Komponist
Dieter Kaufmann wurde am 22. April 1941 in Wien geboren, wuchs aber in Feldkirchen in Kärnten auf. (Sein Onkel war der Komponist Armin Kaufmann.)
Nach der Matura 1959 studierte er Germanistik und Kunstgeschichte an der Universität Wien sowie Musikerziehung, Violoncello und Komposition (u.a. bei Gottfried von Einem und Karl Schiske) an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Darauf folgten von 1967 bis 1969 Studienjahre in Paris bei musikalischen Vorbildern wie Rene Leibowitz, Olivier Messiaen und Francois Bayle.
Neben Engagements als Chorsänger an den Wiener Opernhäusern arbeitete Dieter Kaufmann als Journalist und leitete von 1983 bis 1990 die Kompositionsklasse am Kärntner Landeskonservatorium. Von 1991 bis 2006 hatte er eine Kompositionsprofessur an der Wiener Musikuniversität inne und war dort Leiter des Instituts für Elektroakustik und Experimentelle Musik; von 2002 bis 2004 war er darüber hinaus Studiendekan für Komponisten, Dirigenten und Tonmeister.
Gemeinsam mit seiner Frau, der Sängerin und Schauspielerin Gunda König, gründete er bereits 1975 das "K & K Experimentalstudio" in Wien. (In der Zeit von 1982 bis 1987 gestaltete K&K eine eigene ORF-Sendereihe “Was soll der Klang in meiner Hand”.)
Dieter Kaufmann war 1969 Gründungsmitglied der Groupe International de Musique Electroacoustique de Paris (GIMEP); von 1976 bis 1980 war er Vizepräsident, von 1983 bis 1988 Präsident der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik (IGNM) - Sektion Österreich. Er war von 1988 bis 1991 Präsident der Gesellschaft für Elektroakustische Musik und von 2001 bis 2004 Präsident des Österreichischen Komponistenbundes. Seit 1992 ist Dieter Kaufmann Vorstandsmitglied der Austro Mechana.
Viele seiner Arbeiten sind von sozialkritischem Engagement getragen: "Der Tod des Trompeters Kirilenko" ist zum Beispiel ein Gedenkstück für einen von Nationalsozialisten ermordeten Musiker. Für Aufsehen sorgten auch seine Kollaborationen mit heimischen Literaten: Für das Mozart-Jahr 2006 komponierte Kaufmann nach einem Libretto von Josef Winkler das "Requiem für Piccoletto", in der Neuen Oper Wien wurde 2008 "fuge - unfug - e" nach Elfriede Jelineks Theaterstück "er nicht als er" uraufgeführt.
Aus seinem sehr umfangreichen Werk sind neben rein elektroakustisch realisierbaren Kompositionen auch Bühnenwerke und verschiedene Bereiche innerhalb der Vokalmusik zu nennen, zum Teil auch entstanden nach nationalen und internationalen Kompositionsaufträgen. Mit seinen Produktionen war Dieter Kaufmann in ganz Europa auf Tournee. Auf Einladung spielte er auch in Nord- und Lateinamerika, in Ägypten und Taiwan.
Dieter Kaufmann, der eine ganze Generation von Komponisten an der Wiener Musikuniversität elektroakustisch und experimentell schulte, zählt zu den Wegbereitern des elektronischen Klangs in Oper, Chor, Kammer- oder Kirchenmusik – weit über Österreich hinaus.
Der dreifache Vater Dieter Kaufmann lebt mit Familie in Wien und in seinem Heimatort Feldkirchen, wo er früher auch aktiver Grün-Politiker war.
Auszeichnungen, Ehrungen (Auswahl)#
- Kompositionspreis beim Steirischen Herbst, 1975
- Ernst-Krenek-Preis der Stadt Wien, 1990
- Preis der Stadt Wien für Musik, 1991
- Würdigungspreis des Bundes, 1996
- Kärntner Landeskulturpreis, 2008
Werke (Auswahl)#
- Evocation (Oratorium nach Texten von I. Bachmann), 1968
- Volksoper (Text G. Jonke), 1978
- Für Clara. Ein romantisches Klavierkonzert, 1985
- Die Reise ins Paradies, vokales Theater (nach Texten von R. Musil), 1987
- Bruder Boleslaw (Kirchenoper), 1989
- Dolores - ein Heldenleben? (Operette), 1996
- Kirschgartnemusik (Kammermusik), 1997
- Deluge – (Kaiserin Elisabeth) (Kammermusik), 1998
- Camilla – Blockflöte und Tonband (Kammermusik / Elektr. Musik), 1999
- SALE – Tanztheaterkomposition für Sabine Reiter (Tanz/Ballett), 2002
- Fünf Texte von Gerhard Rühm – für Stimme(n), Holz-, Blech-, Streich-, Schlaginstrument(e) und Klavier in variabler Besetzung, 2004
- Fuge – Unfug – E – Monodram für Sprecherin, Posaune, Orchester, 2007
- 55 Klangzeichen – Klanginstallation I (Elektronische Musik), 2008
- Pariser Tagebuch I – Zwölf schwache Stücke aus Paris (Kammermusik), 2009
- "Beendet diesen Wahn!" – frei nach dem Bach-Choral "Es ist genug!", Op. 133B (Vokalmusik), 2011
- "DAS VERFLUCHTE KLAVIER" – ein unmögliches Konzert für Sprecherin und Klavier, nach Marina Zwetaljewas "Mutter und die Musik" (Kammermusik), 2011
- "Aufzeichnungen aus einem Irrenhaus IV" - nach Fragmenten aus Christines Lavants gleichnamigem Bericht, für 4 Stimmen, OP. 131D (Vokalmusik), 2012
- Jesus und Pilatus – Passion nach Bulgakow (Bühnenmusik), 2013
- Liebe, Tod und Menschenrechte – ein Hörspiel gegen die Gewalt (Radiophonie / Hörspiel), 2014
- Sieben Texte von Katharina (Kammermusik), 2014
Literatur#
- L. Theiner, Musikalische Dokumentation D. Kaufmann, Ausstellungskatalog, Österreichische Nationalbibliothek, Wien 1996
- G. Trimmel, Das K & K Experimentalstudio, 1996
Quellen#
- AEIOU
- K & K Experimentalstudio: http://kaufmannkoenig.com
- Universität für Musik und darstellende Kunst Wien / Institut für Komposition und Elektroakustik
- Music austria
- Musikzeit
- Wien.at
- ORF Ö1
- Wiener Zeitung
- APA / OTS Presseaussendung
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