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Lötsch, Bernd#


* 13. 9. 1941, Wien


Biologe
einer der Wegbereiter der österreichischen Ökologiebewegung

Bernd Lötsch
Der Generaldirektor des Naturhistorischen Museums Wien, Bernd Lötsch, bei der Eröffnung des neuen Venusiums in Willendorf in der Wachau am 8. August 2008
Foto: Christian Jansky. Aus: Wikicommons, unter CC BY-SA 3.0

Bernd Lötsch wurde am 13. September 1941 als Sohn einer Dolmetscherin und des Dokumentarfilmers Bruno Lötsch in Wien geboren, wo er auch aufwuchs und die Schule besuchte.

Nach der Matura studierte er Biologie und Chemie an der Universität Wien und promovierte 1970 mit einer Dissertation zu "Untersuchungen zum pflanzlichen Oxalsäure- und Mineralstoffwechsel". Nebenbei lernte er bei seinem Vater das Filmhandwerk und drehte ab 1970 zahlreiche Filme und Unterrichtsmedien.
(Die vielfältigen Themen der wissenschaftlichen und populärwissenschaftlichen Filme zeigen auch die vielfältigen Interessen des Biologen: "Heilendes Fieber" über den österreichischen Nobelpreisträger Wagner-Jauregg, ein "Filmportrait Konrad Lorenz", "Photosynthese", "Einzeller", oder "Mensch und Biosphäre - ist die Zukunft schon zu Ende?".) Seit dieser Zeit gab es eine enge Zusammenarbeit mit dem Institut für Film und Bild in München und dem Institut für den Wissenschaftlichen Film Göttingen, für die er Hochschulunterrichts- und Forschungsfilme produzierte.


Von 1966 bis 1973 arbeitete Bernd Lötsch als Universitätsassistent am Pflanzenphysiologischen Institut der Universität Wien. 1973 habilitierte er sich zum Thema "Photosynthese. Didaktische Konzeption und Detailplanung für ein audio-visuelles Großprojekt" an der Universität Salzburg.

Von 1973 bis 1994 leitete Bernd Lötsch das Institut für Umweltwissenschaft (1973 mit Naturschutzbund und Ludwig-Boltzmann-Gesellschaft gegründet und 1978 von der Akademie der Wissenschaften übernommen). Ab 1981 arbeitete er als Lehrbeauftragter für Humanökologie an der Universität Wien; 1986 wurde er als Universitätsprofessor an die Universität Salzburg berufen.

Er absolvierte Gastvorlesungen an der Akademie der Bilden­den Künste, der Medizinischen Fakultät und an mehreren Universitäten des Nahen und Mittleren Ostens, war Vortragender auf internationalen Kongressen im Grenzbereich Ökologie, Architektur und Städtebau und war 1988 Referent der UNESCO-Seminare "Ecosystems Management".

Bernd Lötsch
Bernd Lötsch. Foto, 1995
© Die Presse/Harald Hofmeister, für AEIOU
Von 1994 bis 2009 war Bernd Lötsch Generaldirektor bzw. Geschäftsführer des Naturhistorischen Museums Wien: hier gründete er u.a. die "Abteilung für Ökologie und das Öko-Haus in Petronell und brachte mit Aquarien und Vivarien lebende Tiere ins Museum.


Neben seinen beruflichen Funktionen engagierte sich Bernd Lötsch seit 1969 in verschiedensten Bereichen für Umwelt- und Naturschutz - beginnend mit der wissenschaftlichen Argumentation gegen Blei im Benzin, dem Kampf gegen eine geplante Neusiedler See-Brücke, gegen Kraftwerksprojekte, gegen Atomenergie und für den Schutz der Donau-Auen. (Hier gipfelte sein Engagement 1984 in der Unterstützung und Mitorganisation der Besetzung der Donauauen bei "Hainburg".)

Der Vorkämpfer des biologischen Landbaues in Österreich wurde der Öffentlichkeit auch durch seine Auftritte in den legendären "Club 2"-Diskussionen im österreichischen Fernsehen bekannt, in denen er zu Themen wie Atomenergie, Auto, Krebsprophylaxe, Donau-Auen, Massentierhaltung diskutierte und mit Alternativvorschlägen für lebensgerechte Stadtgestaltung und Verkehrslösungen hervortrat.


Ab 1974 arbeitete Bernd Lötsch häufig mit Konrad Lorenz in Umweltfragen zusammen, daneben war er wissenschaftlicher Berater des WWF, des Österreichischen Naturschutzbundes und des Österreichischen Roten Kreuzes. Er war 1985 am Aufbau der Ökologiekommission beteiligt und war bis 1990 Präsident der Nationalparkplanung, die die Augebiete östlich von Wien auf Dauer sichern sollte.

Von 1986 bis 1990 war er Präsident der 'Nationalparkplanung Donau-Auen' und konnte in dieser Funktion den erfolgreichen Schutzkauf der Südufer-Auen bei Regelsbrunn durchführen. Als neuerliche Pläne eines Donaukraftwerks publik wurden, initiierte er 1990 – zunächst privat, später mit Hilfe des WWF Österreich - die Aktion "Natur freikaufen", die mit medialer Hilfe der Kronenzeitung dazu führte, dass innerhalb eines Jahres die Summe von 83 Millionen Schilling (6,4 Mio Euro) gespendet wurde und damit fast 4,5 km2 Auwald "freigekauft" werden konnten.

In der Gruppe Ökologie kämpfte Bernd Lötsch gemeinsam mit deutschen Naturschützern um den Erhalt der letzten freien Fließstrecken der Donau in Deutschland und Österreich.


Auch nach Ende seiner Amtszeit als Direktor des Naturhistorischen Museum arbeitet ao. Univ.-Prof. Dr. Bernd Lötsch dort ehrenamtlich weiter. Bernd Lötsch ist Ehrenbotschafter des Jane Goodall Instituts-Austria, engagiert sich in verschiedenen Protestbewegungen und widmet sich auch wieder Filmprojekten.

Bernd Lötsch ist seit 1970 mit Elisabeth Lötsch verheiratet; die beiden haben zwei erwachsene Töchter.

Auszeichnungen, Ehrungen (Auswahl)#

  • Preis der Victor-Gruen-Stiftung, 1982
  • Bodo-Manstein-Goldmedaille, Naturschutzpreis der Deutschen Natur- und Umweltverbände (B.U.N.D.), 1985
  • Österreichischer Staatspreis für Audiovisuelle Medien in Forschung und Lehre, 1988
  • Premio Felix Rodriguez de la Fuente, 1988
  • Konrad-Lorenz-Medaille, 1994
  • Auszeichnung der Österreichischen Gesellschaft für Onkologie (für seine umweltwissenschaftlichen Aktivitäten als genereller Beitrag zur Krebsprophylaxe), 1994
  • Bayrische Naturschutzmedaille Regensburg (für grenzüberschreitende Umweltbeiträge, insbesondere zur Erhaltung der letzten Bayerischen Donaufließstrecke), 1995
  • Berufstitel Gastprofessor der Universität Krems, 1996
  • Konrad-Lorenz-Staatspreis für Natur- und Umweltschutz, 1998
  • Preis Bruno-H.-Schubert-Stiftung, Kategorie I (höchstdotierter privater Umweltpreis Deutschlands), 1999
  • Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien, 2006

  • etliche Filmfestival-Preise

Werke (Auswahl)#

Wissenschaftliche Filme und Unterrichtsmedien
  • Heilendes Fieber (Filmdokumentation über den österreichischen Medizinnobelpreisträger Julius Wagner-Jauregg 1857-1940), 1969
  • Photosynthese (Hochschulunterrichtsfilmserie in Zusammenarbeit mit dem IWF Göttingen, dem FWU München und dem Klett-Verlag Stuttgart, 1971-74
  • Einzeller (FWU, München), 1972
  • Filmportrait Konrad Lorenz (für das Referat Zeitgeschichte des IWF Göttingen), 1978
  • Die grüne Stadt (Österreichischer Beitrag zur UNO-Konferenz Habitat), 1976
  • Stadtökologie für Wüstenregionen. Angepasste Technologie für Entwicklungsländer, 1983
  • Ökologie und Umweltschutz - Argumente in Bildern (Lehrerfortbildungsprogramm des Österreichischen Jugendrotkreuzes), 1976
  • Ideen einer Kindheit - der Vogelkumpan. Konrad Lorenz und die Wurzeln der Ethologie. (Lötsch-Film-Wien in Co-Produktion mit dem ORF und dem BR), 1984
  • Konrad Lorenz - Umweltgewissen. Ein Hörbild mit Stimmdokumenten aus zwei Jahrzehnten (CBS Tonträger), 1989
  • Mensch und Biosphäre - Ist die Zukunft schon zu Ende? (Studieneinheit 28 im Rahmen der multimedialen Produktion "Der Mensch - Anthropologie heute" des Deutschen Instituts für Fernstudien Tübingen und Südwestfunks Baden-Baden), 1992/93
zahlreiche Veröffenlichungen in Fachzeitschriften, Buchbeiträge und Bücher

Quellen#

Redaktion: I. Schinnerl