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Der Flügelaltar von Lana #

Lana/Open Streetmap
Lana südlich von Meran

Im südlichen Winkel des Meraner Talkessels gelegen, begleitet die langgestreckte Ortschaft Lana (300 m SH) den Rand der Etschtalebene. Im Mittelgebirge liegt Völlan (700 m SH), am Südhang des Vigiljoches der Bergort Pawigl (1200 m SH). Das Dorf selbst wird in Ober-, Mitter- und Niederlana unterteilt. Lana ist Ausgangspunkt beliebter Wandergebiete, etwa ins angrenzende Ultental. Über den Gampenpass führt die Straße auf den Nonsberg und in die Provinz Trient (Trento). Mit seinen fast 40 Kirchen, Kapellen und Klöstern und dem Sitz des Deutschen Ordens in der "Ballei Etsch und im Gebirge", war Lana stets ein geschichtsträchtiger und kirchengeschichtlich wichtiger Ort. Die Burgen Brandis, Leonburg und Braunsberg zieren schon seit dem Mittelalter das Panorama des Dorfes.

In der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Niederlana befindet sich der zweiteilige Flügelaltar von dem wahrscheinlich aus Füssen stammenden Maler und Bildhauer Hans Schnatterpeck. Der Altar, 1503 von den Meraner Kirchenpröpsten in Auftrag gegeben, ist mit einer Höhe von 14,5 m der größte Tirols und einer der größten ganz Europas.

Über der Predella (= Sockel, italienisch für Stufe) befindet sich das Hauptstück des Altars, der Schrein. In der unteren Reihe befindet sich in der Mitte der Gnadenstuhl, die mittelalterliche Dreifaltigkeitsvorstellung: Der sitzende Gottvater hält den toten Christus auf dem Schoß, und darüber schwebt die Taube des Hl. Geistes. Die Szene wird von den Apostelfürsten Petrus und Paulus flankiert. Beiderseits des Thrones sind zwei Engelsfigürchen mit den Leidenswerkzeugen Christi (Geißelsäule, Kreuz, Lanze und Ysopstengel) eingefügt, seitlich der Apostel stehen die Statuetten des hl. Laurentius und des hl. Stephanus. Über dieser Gruppe befinden sich drei Baldachine mit geschweiften Wimpergen, Fialen und Kreuzblumen. Auf ihnen sitzen die drei Gruppen des Obergeschosses. In der Mitte ist die Krönung Mariens durch Gottvater und Christus mit zwei musizierenden Engelsfigürchen mit Fidel und Laute zu sehen, links Anna selbdritt - das ist die Mutter Anna mit Maria und dem Jesuskind und rechts die hl. Katharina mit Rad und Schwert, ihren Marterwerkzeugen. Seitlich stehen die Statuetten von zwei hl. Bischöfen. Die darüber befindlichen Baldachine sind nicht mehr architektonische, sondern pflanzliche Gebilde, ineinander verschlungen wie ein Rosengeflecht. Die Heiligen präsentieren sich in großer Ruhe, mit gewaltigen Bärten, den Blick nach innen gerichtet, unabhängig von den Gläubigen. Die Körper verschwinden unter dem Gewirr der Falten, die weit über den Sockel hinabhängen. Bei den beiden Engeln mit den Leidenswerkzeugen verschwinden die Körper völlig unter den ausschwingenden Falten, die das Schwebende der Engel andeuten. Die Köpfe der bärtigen Männer und die Hände sind eindrucksvoll, fast bäuerlich, die Bärte werden sehr schematisch, wie onduliert dargeboten. Besonders auffällig ist die diagonale Falte bei der Maria der Krönung. Im ornamentalen Rahmen des Schreines aus Rankenwerk befinden sich die Statuetten der klugen und törichten Jungfrauen mit ihren Lampen unter kleinen Baldachinen. Die Körper treten deutlich und betont hervor, die Falten sind weich, geordnet und schwungvoll, geziert halten sie die Damen über den Arm geschlagen. Das Decollete der Mode um 1500 hat später sogar Anstoß erregt und wurde übermalt, manche der Figuren tragen das typische Barett der Maximilianszeit auf dem Kopf. Die Flügel zeigen innen vier Szenen des Marienlebens in Relief: links Verkündigung und Beschneidung Christi, rechts Geburt Christi und Anbetung der Könige. Der Faltenwurf ist ruhiger geworden, nur bei der Verkündigung schwingen die Falten aus, während bei Maria die Diagonalfalte wieder auftritt. In den Massenszenen sind die Köpfe weniger eindrucksvoll, das Jesuskind sogar ziemlich primitiv dargestellt. Die Statuen des Gesprenges, des Aufsatzes über dem Schrein zeigen im architektonischen Fialen- und Turmwerk, das bis ins Gewölbe hinaufreicht, Christus als Weltenrichter auf der Weltkugel sitzend mit dem Schwert, begleitet von Maria und Johannes dem Täufer, den Fürsprechern der Menschheit, vier die Posaunen blasende Engel des Jüngsten Gerichtes und seitlich Christus als Schmerzensmann und die hl. Barbara. Die Rückseite des Schreines ist mit grünem Rankenwerk bemalt. Die Statuen sind vornehmlich aus Lindenholz geschnitzt, das wegen seiner Freiheit von Ästen und der leichten Schneidbarkeit von fast allen Meistern bevorzugt wurde. Hans Schnatterpeck hat bei diesem Altar die vielfältigen Wünsche der Auftraggeber, der Pfarrgemeinde und des Pfarrers des Deutschen Ritterordens berücksichtigt und damit eine Fülle von Szenen im Altar untergebracht, wie sie selten bei einem solchen Werk zu finden sind. Die Kirchenpatronin Maria beherrscht nicht wie üblich als Hauptfigur den Altar, sondern ist nur durch die Krönung, als Kind bei der Mutter Anna und beim Weltgericht vertreten. Die Hauptgruppe stellt die Dreifaltigkeit dar, die hier erstmals einen Flügelaltar beherrscht, und die beiden Apostelfürsten.

Auszug aus: Erich Egg, Der Schnatterpeckaltar, Tappeiner Verlag, Lana, 1995, S. 27 ff.

Gesamtansicht
Gesamtansicht
Schnatterbeck-Altar
Schnatterbeck-Altar
Geöffnete Flügel
geöffnete Flügel

Petruskopf
Petruskopf
Mittelteil
Mittelteil
Maria
Krönung Mariens

Verkündigung
Mariae Verkündigung
Gnadenstuhl
Dreifaltigkeit
Beschneidung
Beschneidung

Hl. Drei Könige
Die Magier
Orgel
Blick zur Orgelempore
Jesu Geburt
Geburt Jesu

Südmauer
Fresco Südmauer
Turmuhr mit Fresco
Turmuhr
SChristophrus
Fresco "St. Christophorus"

Karner
Karner
Lana
Nieder-Lana
Maria-Himmelfahrt
Kirche Maria Himmelfahrt

--> Alle Fotos: P. Diem