Manner, Josef#
* 26. 7. 1865, Wien
† 5. 5. 1947, Wien
Unternehmer
Josef Manner wurde am 26. Juli 1865 als Sohn eines Gastwirtes in Wien geboren. Nach der Schule und Ableistung seines Heerdienstes absolvierte er eine Kaufmannslehre in Perg in Oberösterreich (weil dort Verwandte lebten).
Zurückgekehrt nach Wien, pachtete er am Stephansplatz ein kleines Geschäft und betätigte sich als "Chocoladen- und Feigenkaffeehändler".
Weil er mit der Qualität der Schokolade seines Lieferanten nicht zufrieden war, entschloss er sich, selbst in die Produktion einzusteigen und erwarb Konzession, Lokal und bescheidene Einrichtung eines kleinen Schokoladenerzeugers in Wien-Margarethen. Am 1. März 1890 nahm er als Inhaber der "Chocoladenfabrik Josef Manner" in dem kleinen Kellerlokal gemeinsam mit seinen Brüder und nur mit einfachen Hilfswerkzeugen die Schokoladeerzeugung auf.
Josef Manner war sozusagen Erzeuger und Verkäufer in einer Person und lieferte oft auch selbst die Ware aus. Das Geschäft auf dem Stephansplatz gab er auf, um sich ganz der Erzeugung zu widmen. Noch im selben Jahr zog Josef Manner aus Platzmangel in das Haus seiner Eltern Hernals (Uniongasse 8, später Kulmgasse 14), wo bald rund um das Elternhaus eine Fabrik entstand; bereits 1897 hatte die "Chocoladenfabrik" mehr als 100 Mitarbeiter.
1895 glückte die Erfindung der Manner-Schnitten mit Haselnußcreme, die für den raschen Aufschwung des Unternehmens von großer Bedeutung war. (Er brachte die "Neapolitaner Schnitte No. 239" mit Haselnußstreichmasse auf den Markt, die zunächst in einem offenen Karton, eingeschlagen in Pergamynpapier, später dann in einer auffällig rosaroten Aluminium-Frischhaltepackung mit der "Schutzmarke Stefanskirche" verkauft wurde. )
1900 trat Johann Riedl als Kompagnon in die Firma ein. Von 1908 bis 1912 wurden zwei neue Fabriksgebäude errichtet, die Zahl der Beschäftigten stieg auf 3000.
Josef Manner war sehr sozial eingestellt – er schuf für seine Betriebsangehörigen bedeutende Einrichtungen: u.a. gab es bereits 1911 bezahlten Urlaub bis zu vier Wochen, Betriebsarzt, Wasch- und Baderäume, Werksküche, betriebseigene Wohnhäuser für Arbeiter, Unterstützung für Pensionisten.
1913 erfolgte die Umwandlung des Unternehmens in eine AG, die "Josef Manner & Comp AG" - 92% des Aktienkapitals blieben aber zu gleichen Teilen im Besitz der Familien Manner und Riedl.
Nach dem Ersten Weltkrieg kam es zu einem Rückgang auf weniger als 1000 Beschäftigte: durch den Zerfall der Habsburgermonarchie war es zum Verlust der traditionellen Absatzmärkte gekommen; später kam die Weltwirtschaftskrise.
Josef Manner konnte die Krise meistern und arbeitete sich zum Inhaber der größten Süßwarenfabrik Österreichs empor. 1929 starb Johann Riedl; Josef Manner schied 1935 aus der Firma aus.
Josef Manner starb am 5. Mai 1947. (Die Firma wurde anschließend von Nachfahren aus den beiden Familien geleitet. )
Weiterführendes#
- Auch die Schnitten spürten die Krise (Essays)
- Manner Schnitten (Heimatlexikon)
- Carl Manner (Biographien)
Quellen#
- AEIOU
- Josef Manner & Comp AG
- Neue Deutsche Biographie
Redaktion: I. Schinnerl
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