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Marno, Ernst#

* 13. 1. 1844, Wien

† 31. 8. 1883, Khartum


Zoologe, Forscher
Erforscher des Ost-Sudan


Marno, Ernst
Marno, Ernst
© Öst. Nationalbibliothek, Wien

Ernst Marno wurde am 13. Jänner 1844 als Sohn eines Kaufmanns in Wien geboren.

Er studierte Zoologie und unternahm insgesamt 4 Reisen im Nilgebiet.


1866 nahm er eine Stelle bei einem Tierhändler an, seine erste Reise (als Assistent des Tierhändlers) - ging 1866 über Kairo und Suez nach Suakin (Abessinien), im Herbst 1867 kehrte er nach Europa zurück.

Im Oktober 1969 war er wieder im Sudan: er egelte von Khartum aus in Begleitung zweier einheimischer Diener den Blauen Nil aufwärts bis Famaka, dem damals äußersten Militärposten des ägyptischen Sudans.

Nach mehrmaligen Übergriffen von Eingeborenen, die ihn für einen ägyptischen Spion hielten, erreichte er im April 1870 Fadasi, den Hauptort von Bambaschi in Dar Berta. Auf Grund von Unruhen und Kämpfen in Äthiopien kehrte Marno nach Khartum zurück, um seine wissenschaftlichen Sammlungen zu ordnen.

Nach dem Ende der Regenzeit brach er Mitte November 1870 wieder nach Süden auf und unternahm zahlreiche zoologische Sammelreisen kreuz und quer durch die Gezira.


1871 erhielt er den Auftrag, mit zwei Schiffen durch den Sudd nach Gondokoro zu führen, wo Baker-Pascha von den Eingeborenen eingeschlossen worden war und belagert wurde. Dieser Samuel White Baker, der Entdecker des Albertsees, hatte hier durch sein Eintreten gegen den Sklavenhandel und die Befreiung von Sklaven eine jahrhundertealte Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung gefährdet.

Da seit Jahren der Unterlauf des Bahr el-Gebel – der bisher benützte Wasserweg – durch Ansammlungen von Pflanzenmassen zu einem unpassierbaren Sumpf geworden war, versuchte er sich über den Bahr el-Zeraf durchzuschlagen. Aber auch hier war der Weg fast unpassierbar. Nach sieben Monaten Kampf mit dem Sumpf und schweren Fieberanfällen kehrte er mit seinen Leuten und seiner Sammlung nach Khartum zurück.


Nach der Genesung im Hause des Österreichischen Konsuls Martin L. Hansal reiste Marno zurück nach Europa. In Wien veröffentlichte er 1874 das Buch "Reisen im Gebiet des blauen und weissen Nil, im egyptischen Sudan und den angrenzenden Negerländern in den Jahren 1869 bis 1873".

Im Oktober 1874 folgte er einer Einladung des neuen Gouverneurs der ägyptischen Äquatorialprovinz, Charles Gordon, Zentralafrika zu bereisen. Finanziell unterstützt von der k.k. Geographischen Gesellschaft in Wien, erreichte er Khartum und fuhr den Nil aufwärts bis nach Lado.

Wegen Meinungsverschiedenheiten mit Gordon schloss er sich dann dem ägyptischen Obersten Long an. Die Großexpedition führte in unbekanntes Gebiet südwestlich und westlich von Lado, doch wurden sie in ständige Kämpfe verwickelt. Er stieß bis ins Makrak-Gebirge vor und konnte zoologisches, botanisches und ethnologisches Material sammeln.


1876 kehrte Marno nach Wien zurück, wo er sein zweites Reisewerk "Reisen in der ägyptischen Äquatorialprovinz und in Kordofan" schrieb, das 1878 erschien. Seine Werke wurden in der Fachwelt geschätzt, aber auch vom breiten Publikum gelesen – sie waren nicht zuletzt die Vorlage für Karl May's Mahdi-Trilogie.

1877 schloss er sich der von der 'Internationalen Afrikanischen Association' nach Innerafrika ausgeschickten Expedition unter Crespel an, musste diese aber krankheitshalber in Sansibar abbrechen.

Endlich wurde er 1878 vom Vizekönig von Ägypten als Gouverneur der Provinz Galabat eingesetzt. Doch bald darauf wurde er von Gordon Pascha beauftragt, den Weißen Nil, der im Gebiet zwischen Bahr el-Ghazal und dem Sobat durch angeschwemmte Pflanzenmassen vollkommen verlegt war, wieder passierbar zu machen. Unter Einsatz von Dampfschiffen, mehreren hundert Arbeitern und mit Hilfe des " Wundermittels" Dynamit beseitigte er die Barrieren.


Auf Grund seiner Verdienste (Unterdrückung des Sklavenhandels, aber auch um die Beseitigung der Pflanzenbarriere) wurde Marno 1881 mit dem Titel eines Bey zum Gouverneur der Provinz Fazughli ernannt, wo er vor allem die Abwehr gegen die Anhänger des Mahdi organisierte.


Ernst Marno ("Marno Bey") starb am 31. August 1883 in Chartum.


Aus "Reise in die ägyptische Aquatorialpro­vinz"eine Leseprobe:


... Bei den Moru und Mundo erreicht die Rinderzucht ihr Ende, selbst Ziegen sind selten, diese Stämme haben schon den Hund als Haustier in Verwendung, wie Makraka und Niamniam und betreiben mehr Ackerbau. Bei den Makraka kommt auch das Tragen von Eisenringen um Hals, Arme und Beine vor wie bei jenen. An die östlichen und nördlichen Völker erinnern die Moru, Mundo etc. dadurch, dass sie sich wie die Schiluk, Denka, Nuer, Bari und Niam-Bari die unteren vier Schneidezähne ausbrechen, während die Makraka die Schneidezähne der Oberkinnlade, viele auch die der Unterkinnlade spitz machen. Dies geschieht dadurch, dass sie ein kleines Messer ansetzen und auf den Rücken desselben schlagen. Die Körpergestalt gleicht der der Niamniam, selten über mittleres Maß hinaus, dafür aber ist der Bau gedrungen, Brust und Gesicht breit, dicke Männer und Weiber gehören zu häufigen Erscheinungen und ist bei letzteren wie bei denen der Moru, Mundo etc. Steatopygie (Fettansatz am Steiß) schon häufig und auffallend entwickelt.


Die Hautfarbe ist schwärzlich oder dunkelbraun, das krause Haar wird nicht mehr wie bei den früher erwähnten Stämmen von den Körperteilen entfernt, sondern stehen gelassen, das des Kopfes erreicht eine ziemliche Länge und wird in zahlreiche Flechten gebracht mit Fett, schwarzer und roter Farbe eingesalbt und manchmal auch mit falschen Haaren zu langen Zöpfen verflochten. Männer mit Knebelbärten sind häufig, seltener sieht man die Spuren von Backenbärten.

Makraka- Männer

Makraka- Männer
Makraka-Männer
© Archiv Senft

Makraka- Männer

Geräte und Waffen der Makraka
Geräte und Waffen der Makraka
© Archiv Senft
Zircumzision (Entfernung der Vorhaut), wohl durch die Muhamedaner eingeführt ist in der Umgebung der Seriben nicht selten, das Erzeugen von wulstigen Narben auf Brust und Bauch gewöhnlich. Die Makraka bekleiden sich mit Fellen, oder wo sie es bekommen auch mit Zeug indem sie dasselbe zwischen den Schenkeln durchziehen und mittels der Lendenschnur befestigen.


Die Waffen der Makraka sind dieselben wie die der Niamniam. Leichte Lanzen mit kleinem Blatt, aber vielen und mannigfaltig geformten Widerhaken, die Culbedah d. i. das eiserne, vielzinkige Wurf- und Hiebmesser, eine größere säbelförmige Waffe, der Maqonqo und das Dolchmesser. Die Griffe der beiden letzteren sind nett und sorgfältig mit gedrehtem Eisendraht umwickelt, überhaupt zeigen ihre Waffen weit mehr Sorgfalt und Erfindungsgeist als die der früheren Stämme, wenn sie auch roher sein mögen als die der Niamniam, alle aber sind wie die Waffen jener mit Blutrinnen versehen. Der Schild ist ein leichtes, aber dichtes und zierliches Rohrgeflecht von elliptisch langer Form, mit eingesetzter aus Holz geschnitzter Handhabe, meist ohne Muster, jedoch an der Peripherie, mit langhaarigen FeIlstreifen eingesäumt.


Ihre Hausgeräte, als riesige Schüsseln oder vielmehr Tröge, Schemel, Pauken etc. sind ebenfalls ähnlich denen der Niamniam, aber minder zierlich und rein geschnitzt. Die Hütten der Makraka sind größere und geräumigere Tukul als die der östlichen und nördlichen Völker. Häufig liegt der Boden bedeutend erhöht, die Erdwände sind senkrecht oder nach oben zu gegen außen etwas geneigt, das Strohdach auf luftigem Gerüst wird nicht direkt auf die Wände gesetzt, sondern durch eingefügte Holzgabeln das Stroh in einer gewissen Entfernung von jenen gehalten, wodurch freier Luftzutritt ermöglicht wird.

Steintisch bei Gebel Regraf, Ost-Sudan
Steintisch bei Gebel Regraf, Ost-Sudan
© Archiv Senft
Bei vielen Hütten läuft an der Außenseite der Wand eine Erderhöhung ähnlich wie die Mastabah bei den Tanqat in Nubien und im ägyptischen Sudan. Nicht selten werden die Außen- und Innenseiten der Wände mit roten, schwarzen und weißen Strichen und Punkten verziert. Die Kornspeicher sind größer, solider und netter gebaut als bei den anderen erwähnten Negervölkern...

Werke (Auswahl)#

  • Marno, E., Reisen im Gebiete des blauen und weißen Nil, im ägyptischen Sudan und den angrenzenden Negerländern in den Jahren 1869 bis 1873". Wien, Gerold, 1874
  • Reise in der ägyptischen Äquatorialprovinz und in Kordofan in den Jahren 1874 bis 1876". Wien, Hölder, 1878

Quellen#


Redaktion: Hilde und Willi Senft, I. Schinnerl


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