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Welche Risiken erwachsen uns aus der Mikrotechnik?#

Otmar Moritsch

Die Technikentwicklung der jüngeren Vergangenheit ist gekennzeichnet durch stetige Miniaturisierung. Die Mikroelektronik des 20. Jahrhunderts hat völlig neue Dimensionen erschlossen, zu deren Symbol der Mikrochip geworden ist. Die im Mikrometerbereich liegenden Strukturen sind noch mit optischen Mikroskopen sichtbar. Gegenwärtig steht die Entwicklung an einer neuen Schwelle – der Nanotechnik. Um den Faktor Tausend kleiner, ist die damit erreichte Molekülebene nur noch mit Hilfe von Elektronenmikroskopen wahrnehmbar. Das, was geschieht, ist nur indirekt anhand von Stromflüssen oder über chemische Reaktionen von Indikatorsubstanzen („Marker“) zu erkennen. Eine Dimension der ferneren Zukunft bildet die Quantentechnologie, die Zugang schafft zur Welt der Atome und Elementarteilchen. Für die Erschließung solcher ökonomisch viel versprechenden Dimensionen werden exorbitant hohe Forschungsinvestitionen getätigt.

Immer tiefer dringt die Naturwissenschaft in die Ordnung der Bausteine der Welt ein, was freilich oft an das Bild vom Zauberlehrling erinnert, der die gerufenen Geister nicht mehr los wird. Atome werden mit Teilchen beschossen, damit sie zerfallen und Energie freisetzen, oder aber, damit neue, in der Natur nicht vorkommende Elemente mit nutzbringenderen Eigenschaften entstehen. Für das Nachgeben gegenüber der Versuchung der Atomkraft ist jedoch ein hoher Preis zu zahlen. Die Folgen eines Atomreaktorunfalls sind irreversibel, radioaktive Verstrahlung bleibt auf Jahrtausende hinaus bestehen, was auch für den Atommüll gilt, der beim alltäglichen Betrieb anfällt. Ähnliches ist für die Pharmaindustrie zu konstatieren, die durch Erzeugung neuer Moleküle nach neuen Wirkstoffen sucht.Die erzeugtenWirkstoffe können unbekannte Folgewirkungen haben, die bisweilen erst in späteren Generationen auftreten. In der Landwirtschaft droht ertragreiches genmanipuliertes Saatgut seiner hohen Resistenz wegen natürliches Saatgut zu verdrängen. Auch die in den Anfängen steckende Genmanipulation bei Tieren undMenschen, die biologisch perfekte Geschöpfe zu züchten verspricht, kann schwerwiegende Folgen haben – ganz abgesehen von der ethischen Frage, ob sich der Mensch selbst künstlich neu erschaffen darf. Treibende Kraft hinter dieser Forschung sind die Profitinteressen der Konzerne wie auch die zunehmend steigenden Bedürfnisse der hoch industrialisierten Gesellschaften. Die medizinische Forschungwurzelt nicht zuletzt in der fortschreitendenÜberalterung, die Suche nach neuen Energieformen imstetig steigenden Energiebedarf zur Wahrung und Mehrung desWohlstands. ImLabor erzeugte und gezüchtete Bakterien können gleichermaßen als Medizin, als Müllfresser oder der bakteriologischen Kriegsführung dienen. Neben der Gefahr der atomarenVernichtung der Welt erwächst eine neue in der biologischen Zerstörung. Bei beiden droht dem Menschen in seinem Bestreben, die Welt zu perfektionieren, Opfer der Geister zu werden, die er gerufen hat.


Dieser Essay stammt mit freundlicher Genehmigung des Verlags aus dem Buch:

© 2007 by Styria Verlag in der, Verlagsgruppe Styria GmbH & Co KG, Wien
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