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Nüll, Eduard van der#

* 9. 1. 1812, Wien (Taufdatum)

† 4. 4. 1868, Wien


Architekt, Hauptmeister der franzisko-josephinischen Epoche bzw. Ringstrassenzeit


Nüll, Eduard van der
Eduard van der Nüll, Lithographie von J. Kriehuber 1851.
© Ch. Brandstätter Verlag, Wien, für AEIOU


Eduard Nüll wurde im Jänner 1812 - wahrscheinlich als unehelicher Sohn des späteren Feldzeugmeisters L. Freiherr von Welden - geboren.

Er studierte an der Wiener der Wiener Akademie der bildenden Künste bei Nobile und unternahm anschließend mit seinem Freund und späteren lebenslangen Berufspartner August Siccard von Siccardsburg von 1839 bis 1843 eine ausgedehnte Studienreise durch Iatlien, Frankreich und Deutschland.

Nach seiner Rückkehr nach Wien 1943 wurde er Professor für Ornamentik an der Manufakturschule und übernahm 1845 die Nachfolge C. L. Försters als Professor für Architektur an der Wiener Akademie.


Mit Siccardsburg ging er einen Architektengemeinschaft ein, wobei er mehr für die Ästhetik der Architektur, Siccardsburg hingegen mehr für die Technik zuständig war.


Ihre bedeutendsten Werke stehen in Wien, mit denen sie auch die bauliche Entwicklung der Stadt wesentlich beeinflussten: der Schutzengelbrunnen (1843-1846), das Sophienbad (1845), das Carltheater (1846/47) und das Haas-Haus am Graben (1866-1868). Allein schuf Nüll, dessen Bauten heute zum 'romantischen Historismus' gezählt werden, die Einrichtung der Altlerchenfelder Pfarrkirche, den Sockel für das Erzherzog-Karl-Denkmal am Heldenplatz und den für das Denkmal für Prinz Eugen sowie das Palais Larisch-Moenich.

Bedingt durch die Zeitumstände konnten van der Nüll und Siccardsburg verhältnismäßig wenig bauen, entwickelten aber wiederholt monumentale Projekte (Stadterweiterung, Universität). Sie vertraten eine international aufgeschlossene, freie, auch und gerade für das 20. Jahrhundert attraktive Auffassung des Gesamtkunstwerks ohne Bindung an Stilnormen und -begriffe, konnten sich zuletzt aber nicht gegen die von F. von Schmidt und T. von Hansen vertretene Spezialisierung durchsetzen.


Der Auftrag für das Wiener Opernhaus (1861-69), der sie für frühere Zurücksetzungen entschädigen sollte, wurde zwar zum Hauptwerk von Weltgeltung, doch die Enttäuschung der Wiener Öffentlichkeit, dass das lang erwartete erste Monumentalgebäude des neuen Prachtboulevards nur ein halber Erfolg war, schlug in eine Pressekampagne gegen die beiden Architekten um.

Auch Kaiser Franz Joseph sparte nicht mit Kritik. Nachdem das Straßenniveau vor der Oper nach Baubeginn um einen Meter gehoben wurde, bezeichnete man die Oper als "versunkene Kiste" und "Königgrätz der Baukunst".

Diese Anfeindungen und Schwierigkeiten trieben van der Nüll letztlich noch vor der Vollendung des Baus in den Freitod, sein Partner Siccardsburg starb nur 10 Wochen später.

Die anfängliche Ablehnung des Opernhauses wandelte sich nach dem Schock über den Tod der beiden Architekten am Eröffnungstag, als die Bevölkerung das erste Mal die prachtvolle Innenausstattung sah, in grenzenlose Begeisterung und Bewunderung.

Eduard van der Nüll ist in einem Ehrengrab (Gruppe 32A) auf dem Wiener Zentralfriedhof beerdigt.


Wiener Staatsoper
Altlerchenfelder Kirche in Wien, kolorierte Kreidelithographie von R. von Alt (1849).
© Ch. Brandstätter Verlag, Wien, für AEIOU
Wiener Staatsoper
Staatsoper.
© Ch. Brandstätter Verlag, Wien, für AEIOU
Schutzengelbrunnen
Schutzengelbrunnen
Foto: invisigoth67. Aus: Wikicommons unter CC

Werke (Auswahl)#

  • Schutzengelbrunnen (1843-46)
  • Carltheater, 1847 (1944-51 zerstört)
  • Sophienbad (1845)
  • Innengestaltung der Altlerchenfelder Kirche, 1849-61
  • Kommandogebäude und Eckkasernen des Arsenals, 1849-56
  • Robert-Hof, 1855
  • Palais Larisch-Moennich, 1868
  • Haas-Haus, 1868 (1945-51 zerstört)
  • Sockel des Erzherzog-Karl- und des Prinz-Eugen-Denkmals
  • Hofoper/ Staatsoper (1861-69; Auftrag durch Gewinn eines internationalen Wettbewerbs erhalten)
  • Villen, kunstgewerbliche Entwürfe (Einband des Gebetsbuchs der Kaiserin Elisabeth, O´Donnell-Schild)

Publikationen (Auswahl)#

  • Andeutungen über die kunstgemäße Beziehung des Ornamentes zur rohen Form’ (1845), In: Österreichische Blätter für Literatur und Kunst, Jh. 2 , Schmidl, Wien, S. 401ff.
  • Über das Konkurswesen mit nächster Beziehung auf den beabsichtigten des Landhauses zu Pesth (1845) E. van der Nüll & A. Siccard zu Siccardsburg, In: Allgemeine Bauzeitung 10

Literatur#

  • Wiens Architektur im 19. Jahrhundert (1970), R. Wagner*Rieger, Österreichischer Bundesverlag für Unterricht, Wissenschaft und Kunst, Wien, 308 S.
  • Das Wiener Opernhaus (1972), H.C. Hoffmann, W. Krause & W. Kitlitschka, Verlag Steiner, Wiesbaden, 473 S.
  • H.-C. Hoffmann, W. Kitlitschka und W. Krause, Das Wiener Opernhaus, 1972
  • Österreichisches Biographisches Lexikon

Weiterführendes#

Quellen#

  • Das große Buch der Österreicher – 4500 Personendarstellungen in Wort und Bild (1987), ed. W. Kleindel & H. Veigl, Verlag Kremayr & Scheriau, Wien, 615 S.
  • Personenlexikon Österreich (2002), (Hrsg.) E. Bruckmüller, Buchgemeinschaft Donauland (u.a.), Wien, 575 S.
  • Eduard van der Nüll (2003), In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815*1950, Bd. 7 (Lfg. 32), (Hrsg.) Österreichische Akademie der Wissenschaften, Wien, S. 176f.
  • Eduard van der Nüll (2007), In: Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 24, (Hrsg.) Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und der Bayerischen Staatsbibliothek, München, S. 51.
  • Eduard van der Nüll (2007), In: Neue Deutsche Biographie, Bd. 7, (Hrsg.) Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und der Bayerischen Staatsbibliothek, München, S. 519ff.


Redaktion: N. Miljković, I. Schinnerl


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