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Der Narrenturm im alten AKH#

Der Narrenturm von Isidor Canevale dominiert den 6. Hof des Universitätscampus (früher 13. Hof des AKH) in Wien 9. Die im Eröffnungsjahr des Allgemeinen Krankenhauses 1784 fertig gestellte Anstalt mit rundem Grundriss erhielt Bezeichnungen wie Tollhaus oder "Kaiser Josephs Gugelhupf". Von den Wienern auch "Alservorstadt Nr. 1" genannt, rankten sich zahllose phantasievolle, schauerliche und rührselige Moritaten um die erste psychiatrische Anstalt Europas. Sie gilt als bedeutendstes Denkmal zur Geschichte der Krankenversorgung. Bis 1866 diente der fünfgeschoßige Bau mit 28 Zellen in jedem Stockwerk (insgesamt 140 Zellen auf 3.000 m²) diesem Zweck. Später wohnten Krankenschwestern darin. Seit 1971 befindet sich im Narrenturm die Pathologisch-anatomische Sammlung, mit rund 50.000 Objekten die weltweit größte ihrer Art. Neben zahlreichen Feucht- und Trockenpräparaten, an denen Krankheiten in ihrer oft extremen Ausprägung studiert werden können, und historischen medizinischen Geräten werden Moulagen, Wachspräparate aus dem 19. Jahrhundert, aufbewahrt.

Seit 1974 zählte die Sammlung zu den Bundesmuseen und wurde mit 1.1.2011 ausgegliedert. Die neue offizielle Bezeichnung des Museums lautet "Pathologisch-anatomische Sammlung im Narrenturm - NHM". Es gehört nun zum Bereich Anthropologie des Naturhistorischen Museums. Der denkmalgeschützte Narrenturm wird auch als Event-Location vermietet. Im 20. Jahrhundert bestanden Pläne, ihn als Garage umzubauen, in den Grünanlagen Hochhäuser zu errichten oder die Schwarzspanierstraße über das Allgemeine Krankenhaus hinweg zur Mariannengasse zu führen.

Am 25. September 2012 stellte die damalige Kulturministerin Claudia Schmied in einem Pressegespräch Pläne für die Neukonzeptionalisierung vor. Ihr Ministerium wollte das Infrastrukturprojekt mit 1,6 Millionen Euro fördern. Der Narrenturm feiert im Jahr 2014 sein 230 Jahr-Jubiläum, bis zu dem er sich baulich saniert und technisch modernisiert präsentieren soll. 2012 begann die Instandsetzung der Innenfassade samt Fenstern und der Innenhöfe sowie der sanitären Anlagen.

Mit den Planungsarbeiten wurde der den langjährige Kenner des Objekts, Architekt DI Thomas Kratschmer, beauftragt. Als zweite Phase soll die Sanierung der Außenfassade in Angriff genommen werden, deren Finanzierung die Stadt Wien in Aussicht gestellt hat. Darauf aufbauend werden vom NHM Pläne für die Neugestaltung und Sanierung der Sammlungs- und Präsentationsräume erarbeitet. Das Naturhistorische Museum sieht die Pathologisch-anatomische Sammlung im Narrenturm als "Staatsschatz von hohem naturwissenschaftlichem und musealem Wert". Es hat sich zur Aufgabe gestellt, die Sammlung nicht nur zu erhalten und wissenschaftlich zu nutzen, sondern auch entsprechend dem Publikum zu vermitteln. Derzeit besichtigen jährlich rund 25.000 Besucherinnen und Besucher das Haus.

hmw

Narrenturm
Foto: ONB
Narrenturm
Foto: ONB
Narrenturm
Foto: NHM
Narrenturm
Foto: NHM
Narrenturm
Foto: NHM
Narrenturm
Foto: NHM
Narrenturm
Foto: NHM
Narrenturm
Foto: NHM

--> Homepage: http://narrenturm.at
--> Historische Bilder zu Narrenturm (IMAGNO)


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