Das Handbuch der Ornamentik#
Die Bezeichnungen Ornament, Ornamentik, ornamental, Ornamentation, Ornamentierung, Ornamentist etc. leiten sich von dem lateinischen Zeitwort "ornare" für "schmücken" ab. Das Ornament ist der künstlerische Schmuck; die Ornamentation oder Ornamentierung ist die Anwendung desselben; die Ornamentik ist der Gesamtbegriff dieser Verzierungskunst. Die Kenntnis der Ornamentik ist für den bildenden Künstler eine Notwendigkeit; für die allgemeine Bildung ist sie ein lehrreicher und kulturgeschichtlich interessanter Faktor. Die Eigentümlichkeiten, welche sich aus der Wechselbeziehung von Material, Zweck und Form, mehr oder weniger verändert durch Zeitauffassung und Völkeranlage, werden als Stil bezeichnet.
Unter Anlehnung an die Ausführungen von Semper, Bötticher und Jacobsthal liegt dem als Web-Book vorliegenden ein System zu Grunde, welches mehr synthetisch als analytisch, mehr aufbauend, aus den Elementen entwickelnd als zerlegend und rückschließend veranlagt ist.
Das Handbuch umfasst drei Hauptabteilungen:#
Die Abteilung I behandelt die „Grundlagen des Ornaments", die Motive, aus welchen dasselbe gebildet ist. Den geometrischen Motiven, wie sie durch rhythmische Reihung von Punkten und Linien, durch regelmässige Winkelteilung, durch die Bildung und Zerlegung geschlossener Figuren etc. gegeben sind, reihen sich die Naturformen an, welche die Pflanzen- und Tierwelt, sowie der menschliche Organismus zur ornamentalen Nachbildung darbieten. Als künstliche Motive folgen den letzteren die der Kunst, der Technik, der Wissenschaft u. s. w. entlehnten Formen, wie sie uns hauptsächlich in den Emblemen und Trophäen entgegentreten.
Die Abteilung II „das Ornament als solches", ordnet die Einzelformen in Bezug auf ihre Funktionen und nach der Wechselbeziehung, in welcher die Bildung des Ornaments zur Verwendung desselben steht. Die Sichtung erfolgt in fünf Unterabteilungen.
Die Abteilung III, „angewandte Ornamentik", zeigt die Verwendung des Ornaments an Gefäfsen, am Gerät, am Mobiliar, als Rahmenwerk, am Schmuck, in der Heraldik und am Schriftwesen.
Die nahezu 3000 Beispiele, welche auf den 300 in den Text gedruckten Illustrationstafeln dargestellt sind, repräsentieren die Stile der verschiedensten Zeiten und Völker. Der Antike wird eine verhältnismäßig größere Wichtigkeit beigelegt, weil in ihr der Formalismus am klarsten und schönsten zum Ausdruck kommt. Neben ihr steht die Renaissance im Vordergrund mit dem Reichtum und der Freiheit ihrer Formgebung. Eine beschränktere Aufnahme ist den Bildungen der mittelalterlichen Stile zu Teil geworden. Aus den sog. Verfallstilen sind nur vereinzelte Beispiele zum Vergleich und zur Charakteristik herangezogen. Die moderne Zeit hat meistens nur da Berücksichtigung gefunden, wo es sich um Formen handelt, die in den geschichtlichen Stilen nicht zu finden sind.
Den Darstellungen liegen zum Teil direkte Aufnahmen zu Grunde, zum großen Teil sind sie Wiedergaben aus anderen Werken; ist es doch der Grundgedanke der vorliegenden Veröffentlichung, nicht etwa Neues zu bringen, sondern das Beste des Gekannten und Vorhandenen sachgemäß zu ordnen.
Die einzelnen Abteilungen und Unterabteilungen werden mit den nötigen Bemerkungen über Stil und Geschichte, über die Eigenart der Form, über Motive und Symbolik, Zweck und Anwendung eingeleitet. Daran anschließend finden sich, soweit notwendig und möglich, bezüglich der Illustrationsbeispiele Notizen über den Fundort und dermaligen Verbleib, sowie über Herstellungsmaterial und Größe.
ÜBERSICHTSPLAN#
ABTEILUNG I.#
DIE GRUNDLAGEN DES ORNAMENTS ODER MOTIVE.- A. Geometrische Motive.
- B. Naturformen.
- C. Künstliche Formen
ABTEILUNG II.#
DAS ORNAMENT- A. Bänder.
- B. Freie Endigungen.
- D. Begrenztes Flachornament oder Füllungen.
- E. Unbegrenztes oder endloses Flachornament.
ABTEILUNG III.#
ANGEWANDTE ORNAMENTIK.- A. Gefäße.
- B. Geräte.
- C. Mobiliar.
- D. Umrahmungen.
- E Der Schmuck.
- F. Heraldik.
- G. Zierschriften.
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