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Pölzl, Leopold#


* 14. 11. 1879, St. Aegyd am Neuwalde (Niederösterreich)

† 1. 9. 1944, Aussig (damals Österreich-Ungarn, heute Ústí nad Labem, Tschechische Republik)


Journalist, Gewerkschafter, Kommunalpolitiker


Leopold Pölzl wurde am 14. November 1879 im niederösterreichischen St. Aegyd am Neuwalde geboren. Als Sohn eines Feilenhauers ergriff er selbst auch diesen Beruf. Schon früh schloss er sich der – noch jungen - Gewerkschaftsbewegung und der Sozialdemokratie und Österreichischen Arbeiterbewegung an.

Er wurde Gewerkschaftsfunktionär (u.a. war er Gewerkschaftssekretär in Villach in Kärnten) und wandte sich dem Journalismus zu, weil er Arbeiter aufklären und für die Sozialdemokratie gewinnen wollte.

Es verschlug ihn in das sudetendeutsche Aussig (damals noch Österreich-Ungarn), wo er die dortige sozialdemokratische Partei reorganisieren sollte.
Dann begann der Erste Weltkrieg und Pölzl wurde eingezogen. Als er 1918 unverletzt aus dem Krieg nach Aussig zurückkam, war er plötzlich nicht mehr Österreicher, sondern Bürger der neu gegründeten Tschechoslowakei. Von 1919 bis 1938 war er für die Deutsche Sozialdemokratische Arbeiterpartei Bürgermeister (bzw. abwechselnd stellvertretender Bürgermeister) von Aussig. Er erwarb er sich auch in bürgerlichen Kreisen und bei den Unternehmern der Stadt beträchtliches Ansehen.

Leopold Pölzl bezichtigte das NS-Regime öffentlich des Terrors und der Unmenschlichkeit. Nach der Annexion des Sudetenlandes durch das Deutsche Reich 1938 verlor Leopold Pölzl sofort sein Amt und wurde verhaftet; nach einem Selbstmordversuch im Gefängnis wurde er wieder freigelassen. Obwohl er weiter von der Gestapo beobachtet wurde, gründete er eine der wenigen Widerstandsgruppen im Sudetenland gegen die deutschen und die sudetendeutschen Nazis. Die "Gruppe Leopold Pölzl", wie sie genannt wurde, unterstützte die Familien von Verhafteten, gab Flugblätter heraus und half später Kriegsgefangenen.

Leopold Pölzl starb – unter bis heute ungeklärten Umständen - am 1. September 1944 im Krankenhaus von Aussig.

Als er beerdigt wurde, verboten die NS-Behörden jegliche Traueransprachen und Lieder – dennoch kamen mehrere Tausend Menschen aus Aussig und Umgebung zur Trauerfeier.

Heute steht in München am Aussiger Platz ein Gedenkstein für Leopold Pölzl.

Literatur#

  • B. Böttcher; Gefallen für Volk und Heimat: Kriegerdenkmäler deutscher Minderheiten in Ostmitteleuropa während der Zwischenkriegszeit, 2009

Quellen#

Redaktion: I. Schinnerl