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Philosophie#

Als Beginn einer eigenständigen österreichischen Philosophie wird im Allgemeinen das Jahr 1874 angesehen, in dem Franz Brentano nach Österreich berufen wurde und mit seiner Tätigkeit an der Wiener Universität die Entwicklung einer philosophischen Richtung einleitete, die in strikter Gegnerschaft zum damals an den deutschsprachigen Universitäten herrschenden spekulativen Idealismus stand.

Vorläufer dieser Richtung war B. Bolzano, der Logiker des Biedermeier aus Böhmen. Brentanos Ziel war eine ausschließlich an naturwissenschaftlichen Methoden angelehnte wissenschaftliche Philosophie.

In seinem Gefolge kristallisierten sich 2 philosophische Gruppierungen heraus: einerseits der Kreis um A. Marty, zu dem E. Arleth, J. Eisenmeier, F. Hillebrand, A. Kostil, O. Kraus und E. Utitz gehörten und der die Lehrmeinungen Brentanos beibehielt, während andererseits Schüler wie Christian Freiherr von Ehrenfels, der Begründer der Gestalttheorie, der Phänomenologe E. Husserl, Thomas Garrigue Masaryk, der spätere Präsident der Tschechoslowakei, und Alexius Meinong, der die "Grazer Schule" mit besonderen Leistungen auf den Gebieten der Gegenstandstheorie und der experimentellen Psychologie begründete, eigene Richtungen einschlugen.

Nach dem Untergang des Habsburgerreichs bildete sich - bald unter der Bezeichnung "Wiener Kreis" weltbekannt - die philosophische Bewegung des Logischen Empirismus, auch Neopositivismus genannt.

Zentralfiguren des Wiener Kreises waren Moritz Schlick und Otto Neurath, um sie gruppierten sich bekannte Vertreter sowohl sozialwissenschaftlicher als auch mathematisch-naturwissenschaftlicher Fächer, wie Rudolf Carnap, H. Feigl, Peter Frank, Kurt Gödel, Hans Hahn, F. Kaufmann, Victor Kraft, K. Menger, F. Waismann und E. Zilsel.

Ludwig Wittgenstein und Karl Popper, beide in Wien geboren, aber im Wesentlichen in Großbritannien wirkend, standen dem Wiener Kreis zeitweise nahe. Der Physiker Ernst Mach hatte wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung der positivistischen Strömung. Hauptziele des Wiener Kreises waren die streng wissenschaftliche Ausrichtung philosophischen Denkens und seiner Begründungen mittels logisch-sprachanalytischer Mehoden, somit der Kampf gegen jede Form der Metaphysik. Dies bedeutete nicht zuletzt eine allgemeine Opposition gegen die Lehren Kants und des deutschen Idealismus.


Weiterführendes#

Siehe die Klassiker in der Philosophie (Plato, Aristoteles,...) bei den Web-Books und bei den Biographien#

Literatur#

  • J. C. Marek und andere (Hg.), Österreichische Philosophen und ihr Einfluß auf die analytische Philosophie der Gegenwart, 1977
  • J. C. Nyiri (Hg.), Von Bolzano zu Wittgenstein, 1986
  • P. Kruntorad (Hg.), Jour fixe der Vernunft. Der Wiener Kreis und seine Folgen, 1991
  • J. Valent und T. Binder, Österreichische Philosophie, Ausstellungskatalog, Graz 1992


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