Popovici, Aurel#
* 16. 10. 1863, Lugosch (Lugoj, Rumänien)
† 9. 2. 1917, Genf (Schweiz)
Politiker und Schriftsteller
Aurel Constantin Popovici wurde am 16. Oktober 1863 in Lugosch (heute Lugoj in Rumänien) als Sohn eines Kürschners geboren.
Nach dem Schulbesuch studierte er von 1884 bis 1888 Medizin an der Universität Wien, wandte sich jedoch bald der Politik zu. Als Mitverfasser einer 1892 an Kaiser Franz Joseph I. gerichteten Denkschrift, die auf die nationalen Rechte der Rumänen in Siebenbürgen pochte, wurde er 1894 im sogenannten Memorandum-Prozess in Klausenburg (Cluj-Napoca) in Abwesenheit zu 4 Jahren Kerker verurteilt.
Er wurde gegen Kaution auf freien Fuß gesetzt und flüchtete über die Schweiz nach Rumänien, wo er in Bukarest als Sprachlehrer und politischer Schriftsteller lebte. Er nahm bald eine führende Position als Berater der rumänischen Opposition im ungarischen Reichstag ein. (Popovicis Kampf richtete sich nur gegen die ungarische Reichshälfte, er blieb Zeit seines Lebens Anhänger der Habsburgermonarchie.)
Als Abgeordneter der Siebenbürger Rumänen wurde er zu einem Vorkämpfer der föderalistischen Idee zur Lösung der Nationalitätenfrage. Zusammen mit Gleichgesinnten sammelte er Anfang des 20. Jahrhunderts in einem Kreis um den Thronfolger Franz Ferdinand Ideen für eine Umgestaltung des Vielvölkerreiches. Er schrieb seine Grundgedanken über den Föderalismus im Buch "Die Vereinigten Staaten von Groß-Österreich" nieder. Sein Konzept sah einen (unter der Führung des Hauses Habsburg-Lothringen stehenden) Bundesstaat mit 15 nationalen Territorien mit jeweils eigener Verfassung, eigenem Parlament, nationaler Regierung und eigener Staatssprache vor. Übergeordnete Reichsbehörden sollten für ein einheitliches Verkehrs-, Finanz- und Justizwesen sowie für einheitliche Außenpolitik sorgen.
Aufgrund der Widerstände der ungarischen Seite – die ungarische Reichshälfte hätte dadurch massiv an Bedeutung verloren - und durch die Ermordung Franz Ferdinands hatte das Modell keinerlei Realisierungschancen mehr.
Während des ersten Weltkrieges lebte er in der Schweiz, wo er am 9. Februar 1917 in Genf starb.
Werke (Auswahl)#
- Die Vereinigten Staaten von Groß-Österreich, 1906
- die darin entworfene Bundesverfassung (S. 317-327)
Literatur#
- W. Hlousa, Das Föderalisierungskonzept von A. von Popovici, Diplomarbeit, Wien 1989
Weiterführendes#
- Hütterer, C.: Republik für ein paar Stunden (Essay)
- Schindl, A.: Autonomie der Regionen (Essay)
- Adolf Fischhof (AEIOU)
Quellen#
- AEIOU
- Österreichisches Biographisches Lexikon
Redaktion: I. Schinnerl