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Die Stadtmauern von Bad Radkersburg#

Von

Kurt Hengl


Die im Mittelalter vom Steirischen Herzog Albrecht I. gegründete Stadt, urkundlich erwähnt erstmals 1299, war von einer Ringmauer und einem Wassergraben umgeben. Reste dieser Mauer sieht man noch in der Altstadt, wie Mauern beim Palais Herberstorff, das selbst an einen mittelalterlichen Wehrturm angebaut war, und bei der Pfarrkirche, deren Westwand in die Stadtmauer integriert war, weshalb der Zugang zur Kirche nur durch ein Ostportal zugänglich ist.

Die wachsenden Auseinandersetzungen mit dem Osmanischen Reich im XVI. Jahrhundert zwangen zu Erneuerung und Modernisierung der Befestigungen, entlang der Grenzregion, von Graz über Fürstenfeld, Radkersburg, Marburg, Pettau und Varasdin. Kaiser Ferdinand I. übertrug die Festungsprojekte in seinen innerösterreichischen Landen "seiner römischen Majestät oberstem Baumeister", dem lombardischen Architekten Domenico dell'Allio (1505 - 63). Die Festungen dieser Sperrlinie folgten dem damaligen italienischen Stil, nämlich vorspringende Basteien, welche die sie verbindenden Kurtinen mit ihren Kanonen beschützen konnten und rundherum ein Wassergraben, Vorläufer der berühmten sternförmigen Befestigungen des Marquis de Vauban. Das nach diesem Muster ausgebaute Radkersburg wurde unter Kaiser Rudolf II. auf dem Augsburger Reichstag 1582 zur Reichsfeste erklärt und beherbergte das Zeughaus, Depot für Waffen, Munition und Proviant für die im Südosten kämpfenden Reichstruppen; auf diesem Reichstag wurden auch Steuern als "Türkenhilfe" auf die Stände genehmigt.

Das Befestigungswerk Radkersburgs wurde durch sieben Basteien mit dazwischenliegenden Kurtinen gebildet, um die sich ein flutbarer Stadtgraben schmiegte. Auf einem Kupferstich Georg M. Vischers von 1681 ist die Anlage deutlich zu sehen.

Viele Kleinstädte waren damals wohl ähnlich befestigt, doch der Zahn der Zeit und die Ausdehnung der Siedlungen brachten diese einschnürenden Bauwerke zum Verschwinden. Auch die weitläufige Anlage in Radkersburg wurde 1773 als militärisch obsolet der Stadt überlassen, welche sie an ihre Bürger verkaufte, doch Basteien und Glacis blieben unverbaut. Bloß die murseitige Grazer Bastei samt dem Grazer Tor wurden 1870 geschliffen, um die Stadt mehr zu Fluss und Brücke zu öffnen.

Diese Renaissanceanlage ist zum größten Teil (sechs Basteien) erhalten und sichtbar, sorgfältig gepflegt und harmonisch in das Ensemble der Altstadt integriert. Hiezu trugen auch Bemühungen zur Altstadtrevitalisierung, Restaurierung der Mauern 1977 bis 2000 unter Bürgermeister Merlini sowie die Steirische Landesausstellung 1998 bei. Als bisher einzige Stadt Österreichs erhielt Radkersburg 1978 die Goldmedaille für Denkmalpflege der Stiftung Freiherr von Stein.

Vor dem Rathaus befindet sich ein Marmorbrunnen mit den Umrissen der ursprünglichen Befestigung, angezeichnet ist die vom Süden nach Norden verlaufende Langgasse, die zwischen der Ungarbastei und der Hohlen Bastei die Festungsmauern durchbricht, sowie der Hauptplatz, der vom Stadtzentrum ausgehend beim östlichen Bürgertor die Altstadt verläßt. Ein Spazierweg um die Stadtmauern lädt zur Betrachtung der einzelnen Basteien und Kurtinen und der malerischen Altstadt ein; die Bilder folgen dem Weg, bei der Vorstadtbastei beginnend entgegen dem Uhrzeigersinn.


Festungsgürtel
Festungsgürtel
Foto © Kurt Hengl
Brunnen in Festungsform
Brunnen in Festungsform
Foto © Kurt Hengl
Hauptplatz mit Brunnen
Hauptplatz mit Brunnen
Foto © Kurt Hengl
Stich von 'Rackherspurg' von Georg Vischer 1681
Stich von "Rackherspurg" von Georg Vischer 1681
© Stadt Radkersburg
Vorstadtbastei mit Frauenkirche
Vorstadtbastei mit Frauenkirche
Foto © Kurt Hengl
Vorstadtbastei mit Kurtine und Kapuzinerkirche
Vorstadtbastei mit Kurtine und Kapuzinerkirche
Foto © Kurt Hengl
Kapuzinerbastei mit Kurtine zur Vorstadtbastei
Kapuzinerbastei mit Kurtine zur Vorstadtbastei
Foto © Kurt Hengl
Kapuzinerbastei mit ihrer Kirche
Kapuzinerbastei mit ihrer Kirche
Foto © Kurt Hengl
Kapuzinerbastei mit ihrer Kirche und Kurtine
Kapuzinerbastei mit ihrer Kirche und Kurtine
Foto © Kurt Hengl
Bürgerbastei neben dem durchgebrochenen Hauptplatz
Bürgerbastei neben dem durchgebrochenen Hauptplatz
Foto © Kurt Hengl
Östliche Bürgerbastei
Östliche Bürgerbastei
Foto © Kurt Hengl
Bürgerbastei, im Hintergrund Ungarbastei
Bürgerbastei, im Hintergrund Ungarbastei
Foto © Kurt Hengl
Kurtine zwischen Bürger- und Ungarbastei
Kurtine zwischen Bürger- und Ungarbastei
Foto © Kurt Hengl
Ungarbastei mit evangelischer Kirche
Ungarbastei mit evangelischer Kirche
Foto © Kurt Hengl
Ungarbastei mit nördlicher Kurtine
Ungarbastei mit nördlicher Kurtine
Foto © Kurt Hengl
Stadtgraben mit Brücke bei der Ungarbastei
Stadtgraben mit Brücke bei der Ungarbastei
Foto © Kurt Hengl
Brücke durch die Kurtine in die Langgasse
Brücke durch die Kurtine in die Langgasse
Foto © Kurt Hengl
Hohle Bastei mit Nordbrücke und evangelischer Kirche
Hohle Bastei mit Nordbrücke und evangelischer Kirche
Foto © Kurt Hengl
Hohle Bastei mit Pfarrkirche
Hohle Bastei mit Pfarrkirche
Foto © Kurt Hengl
Pfaffenbastei mit Schloß Oberradkersburg und Pfarrkirche
Pfaffenbastei mit Schloß Oberradkersburg und Pfarrkirche
Foto © Kurt Hengl
Pfarrbastei, Pfarrkirche, Rathausturm, Frauenkirche und Wehrturm
Pfarrbastei, Pfarrkirche, Rathausturm, Frauenkirche und Wehrturm
Foto © Kurt Hengl
Reste der mittelalterlichen Ringmauer
Reste der mittelalterlichen Ringmauer
Foto © Kurt Hengl
Mittelalterliche Wehrmauer und Eckturm
Mittelalterliche Wehrmauer und Eckturm
Foto © Kurt Hengl


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