Schwertsik, Kurt#
* 25. 6. 1935, Wien
Komponist und Hornist
Kurt Schwertsik wurde am 25. Juni 1935 in Wien geboren.
Von 1949 bis 1957 studierte er an Akademie für Musik und darstellende Kunst (heute Musikuniversität Wien) Komposition bei Joseph Marx und Karl Schiske und Horn bei Gottfried von Freiberg. Daraufhin folgten weitere Studien bei Karlheinz Stockhausen, Mauricio Kagel, Luigi Nono und John Cage in Darmstadt und Köln und Studienaufenthalte in Rom (als Stipendiat des österreichischen Kulturinstituts) und London.
Von 1955 bis 1959 und von 1962 bis 1968 war er als Hornist im Niederösterreichischen Tonkünstlerorchester und von 1968 bis 1989 ebenfalls als Hornist bei den Wiener Symphonikern tätig.
Bereits 1966 übernahm eine Gastprofessur für Komposition und Analyse an der University of California (Riverside, USA). Von 1979 bis 1988 leitete er die Kompositionsklasse am Konservatorium der Stadt Wien; danach war er bis zu seiner Emeritierung 2003 ordentlicher Professor für Komposition an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst Wien.
1958 gründete Schwertsik zusammen mit Friedrich Cerha das Ensemble "die reihe", das bis heute eines der führenden österreichischen Ensembles für Neue Musik ist. Ab 1965 veranstaltete er mit Otto M. Zykan sogenannte Salonkonzerte in Wien, 1968 erfolgte mit Otto Zykan und Heinz Karl Gruber die Gründung des Ensembles "MOB art & tone ART".
2006 wurde die Joseph-Marx-Gesellschaft ins Leben gerufen, als deren erster Präsident Schwertsik fungiert.
Wie viele zeitgenössische Komponisten beschäftigte er sich mit der seriellen Kompositionstechnik, kehrte aber bald zur tonalen Schreibweise zurück. War sein Schaffen anfänglich an der Avantgardemusik der 1950er- und der frühen 1960er-Jahre orientiert, fand er bald seinen eigenen Weg: Er verarbeitete u.a. (auch unter dem Einfluss der Musik der Beatles) Elemente der Popmusik; darüberhinaus waren für ihn immer musikalische Fantasiewelten wichtig, in denen er sich auch außereuropäischen und ausgestorbenen Kulturen annäherte - so etwa in "Musik vom Mutterland Mu op. 22" und "Twilight Music, op. 30", die auf dem Vorbild schottischer, irischer und bretonischer Lieder und Tänze beruht.
Das kompositorische Werk Kurt Schwertsiks erstreckt sich aber auf nahezu alle musikalischen Gattungen mit besonderem Schwerpunkt auf der Vokalmusik. Darunter befinden sich zahlreiche äußerst humorvolle und geistreiche Kompositionen, viele davon für seine Gattin, die Chansonsängerin Christa Schwertsik, komponiert.
Zu seinen wichtigsten Werken gehören die Oper "Fanferlieschen Schönefüßchen", der fünfteilige Orchesterzyklus "Irdische Klänge", Solokonzerte für Violine, Schlagzeug, Gitarre, Kontrabass, Alphorn, Posaune sowie die Instant Music für Flöte und kleines Orchester, der Zyklus "Starckdeutsche Lieder und Tänze" für Bariton und Orchester nach Texten von Matthias Koeppel.
In den letzten Jahren fand der Komponist besondere Beachtung mit seiner Sinfonia-Sinfonietta (uraufgeführt im Wiener Musikverein), dem Musiktheater Roald Dahl's "Goldlöckchen", der Schrumpf- Symphonie (uraufgeführt beim Millenniumskonzert im Salzburger Mozarteum unter Roger Norrington), dem Violinkonzert No. 2 "Albyazin und Sacromonte" sowie mit "Adieu Satie" für Streichquartett und Bandoneon und der Oper "Katzelmacher" nach Rainer Werner Fassbinder (uraufgeführt 2003 in Wuppertal).
Der Komponist ist seit 1970 mit der Schauspielerin und Sängerin Christa Schwertsik verheiratet. Gemeinsam mit ihr und ihren Töchtern Regina, Julia und Katharina Stemberger veranstaltet er sehr beliebte Liederabende als Familienproduktionen, bei denen er für die musikalische Bearbeitung zuständig ist.
Auszeichnungen, Ehrungen (Auswahl)#
- Förderungspreis der Stadt Wien, 1972
- Würdigungspreis der Republik Österreich, 1974
- Preis der Stadt Wien für Musik, 1980
- Großer Österreichischer Staatspreis für Musik, 1992
- Österreichisches Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst, 1997
- Ehrenmitglied des Österreichischen Komponistenbundes
- Silberne Komturkreuz des Ehrenzeichens für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich, 2015
Werke (Auswahl)#
musikdramatische Werke- Der lange Weg zur großen Mauer, 1975
- Das Märchen von Fanferlieschen Schönefüßchen, 1981
- Café Museum oder Die Erleuchtung, 1993
- Die Welt der Mongolen, 1997
- Katzelmacher - Oper in einem Akt, 2000-2002
Orchesterwerke
- Draculas Haus- und Hofmusik, 1969
- Irdische Klänge mit obligaten Pauken - Konzert für Pauken & Orchester, 1987-88
- Baumgesänge, 1992
Ballette
- Walzerträume - Strauß & Strauß ... als das Tanzen noch geholfen hat. Ballett in zwei Akten, 1976-77
- Macbeth - Ballettmusik für Klavier vierhändig und Naturgeräusche, 1988
- Frida Kahlo - Musik für Tanztheater, 1991
- Nietzsche
- Gastmahl der Liebe
- Picasso - Ballettmusik für Ensemble und Tonband, 2001-02
- Hans Christian Andersen - Ballettmusik, 2005
Vokalwerke
- Starckdeutsche Lieder und Tänze, 1986 und 1991
Kammermusik
Literatur#
- G. Brosche (Redaktion), Musikalische Dokumentation K. Schwertsik, Ausstellungskatalog, Österreichische Nationalbibliothek, Wien 1990
Quellen#
Redaktion: I. Schinnerl
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