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Walther von der Vogelweide#

Walther von der Vogelweide
Walther von der Vogelweide. Buchmalerei (Manessische Handschrift, Universitätsbibliothek Heidelberg).
© Universitätsbibliothek Heidelberg.
Der bedeutendste und mit einer Überlieferung von rund 500 Strophen in über 110 Tönen bzw. von 90 Liedern, 150 Sprüchen und einem Leich der erfolgreichste Minnesänger und Spruchdichter des Mittelalters, nur in einer einzigen urkundlichen Erwähnung fassbar: der Passauer Bischof Wolfger von Erla schenkte ihm am 12. 11. 1203 "5 Solidi longi" für einen Pelzrock. Sein Geburtsdatum um 1170 ist nicht sicher erwiesen, ebenso ist sein Stand ungewiss. Aus seinem Werk kann erschlossen werden, dass er zunächst in Wien als Minnesänger wirkte, nach dem Tod von Herzog Friedrich I. (1198) fahrender "Berufsdichter" wurde und an verschiedenen Fürstenhöfen (Thüringen, Meißen, Köln, Bayern, Passau, Kärnten) auch als Spruchdichter in Erscheinung trat. In der Gattung der Spruchdichtung erzielte Walther seine größten literarischen Leistungen und erschloss darin die hohe Politik und die Religion als Themen. In den politischen Sprüchen dominiert die Reichsthematik (Frage nach dem richtigen Herrscher), der Einfluss des Papstes wird heftig angegriffen.

Auch die religiösen Sprüche und Lieder (zum Beispiel Palästinalied) beeindrucken durch ihre poetische Gestaltungskraft. Als Minnesänger setzte sich Walther von der Vogelweide zunächst mit der geistig-gesellschaftlichen Bedeutung der Hohen Minne (unerfüllbare Liebe zu einer hoch stehenden Dame) auseinander, in seiner Wiener Zeit stand er in Konkurrenz mit Reinmar dem Alten. In den so genannten Mädchenliedern ("Unter der linden" und "Nemt frowe disen kranz") entwickelte er ein Gegenkonzept der Niederen Minne (erfüllbare bzw. erfüllte gegenseitige Liebe), um schließlich eine Synthese aus ideellem Anspruch und geglücktem Liebeswerben in der so genannten Ebenen Minne zu suchen. Damit öffnete Walther dem Minnesang neue ästhetische Wege. Das eindruckvollste Zeugnis für seine Künstlerpersönlichkeit gibt sein relativ klar abgrenzbares Alterswerk ab, allem voran die so genannte "Elegie" ("Owê war sint verswunden alliu mîniu jâr"), die zu den bedeutendsten Texten der deutschen Literatur zählt. Walther muss den Nachrufen mittelalterlicher Dichterkollegen gemäß um 1230 in Würzburg (Deutschland) gestorben sein, wo er zuletzt ein kleines Lehen innehatte.


--> Walther von der Vogelweide: Under_der_Linden (Musik-Lexikon)
--> Historische Bilder zu Walther von der Vogelweide (IMAGNO)

Ausgaben#

  • Leich, Lieder, Sangsprüche, 14., neu bearbeitete Auflage der Ausgabe K. Lachmanns, herausgegeben von C. Cormeau, 1996 (dieser Ausgabe folgt die Zählung der Gedichte)
  • Werke, herausgegeben von J. Schaefer (mit Übersetzung und Kommentar), 1987
  • Gedichte, herausgegeben von P. Wapnewski (mit Übersetzung und Kommentar),1988

Literatur#

  • K. H. Halbach, Walther von der Vogelweide, 1983
  • G. Hahn, Walther von der Vogelweide, 1986
  • M. G. Scholz, Walther von der Vogelweide, 1999

Ein Gedichtbeispiel#

Owê war sint verswunden alliu mîniu jâr.
Ist mîn leben mir getroumet oder ist ez war?
Daz ich ie wânde, daz iht waere, waz daz iht?
Dar nâch hân ich geslâfen und enweiz ez niht.
Nû bin ich erwachet und ist mir unbekant,
daz mir hie was kündic als mîn ander hant.
Liute unde lant, dar inn ich von kinde bin erzogen,
die sint mir fremde worden reht als ob ez sî gelogen.
Die mîne gespiln wâren, die sint traege unde alt
Bereitet ist daz velt, verhouwen ist der walt.
Wan dan daz wazzer fliuzet als ez wîlent floz,
für wâr ich wânde mîn ungelücke wurde grôz.
Mich grüezet maniger trâge, der mich bekande ê wol.
Diu welt ist allenthalben ungnâden vol.
Als ich gedenke an manigen wünneclichen tac,
die mir sint empfallen als in daz mer ein slac,
iemer mêre ouwê.