Wienerlieder#
Die frühesten Zeugnisse von Wienerliedern reichen in die Zeit um 1700 zurück; die "Ehrliche Gemüthserquickung" von 1686, oft als die älteste Sammlung bezeichnet, enthält eher studentisch-gesellige Lieder und nicht Wienerlieder im eigentlichen Sinn. Aus dem 18. Jahrhundert sind zahlreiche Wienerlieder überliefert, sie wurden von Harfenisten und Bänkelsängern vorgetragen und enthalten oft derbe Zoten (zum Beispiel "Spittelberglieder") und kritische Äußerungen gegen die Obrigkeit, weshalb sie von öffentlicher Stelle nur widerwillig geduldet wurden. Schon in der Frühzeit erschienen die beliebtesten Wienerlieder als Flugblattdrucke.
Die Blütezeit des eigentlichen Wienerlieds begann im 19. Jahrhundert und ist eng mit der Entwicklung der Volkssänger verbunden. Das Wienerlied wurde durch Johann Baptist Moser und I. Nagel sprachlich und inhaltlich gehoben, gesellschaftskritische Haltung und politischer Witz brachten die Dichter und Sänger oft mit der Zensur der Biedermeierzeit in Konflikt. Der Aufschwung einer breiten Unterhaltungskultur im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts (Praterlokale, Etablissements, Singspielhallen, Heurigenlokale usw.) förderte das Wienerlied, zahlreiche Lieder wurden zu populärem Allgemeingut. Nach dem 1. Weltkrieg verkümmerte das Wienerlied zusehends, verlor seine kritische Haltung und wurde zum sentimentalen "Heurigenschlager".
In den 1970er-Jahren erfolgte die Wiedererweckung des Wienerliedes in unterschiedlichen Richtungen. Der Jurist und ausgebildete Sänger Eberhard Kummer nahm bereits 1973 beim ORF (Radio Wien, Karl Grell) Lieder aus den berühmten Kremser-Alben (1911) auf, 1975 wurden diese auf einer Langspielplatte herausgegeben, 1978 und 1981 folgten CDs. Wie auch bei seinen anderen Produktionenen folgt Kummer der historischen Aufführungspraxis und begleitet sich mit Drehleier, Harfe oder Gitarre. Er kannte diese Praxis aus seiner Familientradition, während sie die Allgemeinheit nicht mehr rezipierte. Seither wurden diese Lieder von mehreren anderen Künstlern aufgegriffen.
Einen ganz anderen Weg schlugen André Heller, Karl Hodina ("Herrgott aus Staa") oder Roland Neuwirth ein, die Traditionelles mit modernen Musikstilen wie Jazz oder Blues vermischten. In jüngster Zeit verzeichnen Crossovers mit Weltmusik kommerzielle Erfolge.
Literatur#
- L. Schmidt, Volksgesang und Volkslied, 1970
- S. Lohr, Drum hab i Wean so gern, 1980
Weiterführendes#
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