Heller, André (Franz)#
* 22. 3. 1947, Wien
Multimediakünstler, Entertainer, Liedermacher, Autor
(Er entstammt väterlicherseits einer Familie von Süßwarenfabrikanten: Sein Vater Stephan (1895−1958) war der Sohn von Wilhelm Heller, einem der beiden Gründer der Wiener Süßwarenfabrik "Gustav & Wilhelm Heller". )
In seiner Jugend verfasste er Lyrik und Prosa, versuchte sich als Schauspieler auf Wiener Avantgarde-Bühnen und nahm Schauspielunterricht.
1967 kam Andre Heller zum Österreichischen Rundfunk, wo er Mitgründer und DJ des Popsenders "Ö3" wurde.
Er war der erste Moderator der "Musicbox" und war von 1968 bis 1971 Co-Autor der legendären Samstagabend-Show "Wünsch Dir was".
Ab 1968 nahm er eigene poetisch-satirische Lieder auf und veröffentlichte 15 Langspielplatten, unternahm 9 internationale Konzerttourneen und trat in 12 abendfüllenden, eigenen Fernsehshows als Entertainer auf; 1985 beendete er mit dem Album "Narrenlieder" seine musikalische Laufbahn.
1976 gründete er zusammen mit Bernhard Paul den Zirkus Roncalli. Die Uraufführung dieses "poetischen Spektakels" fand in Bonn statt, nach Differenzen mit Paul zog sich Heller allerdings noch im selben Jahr vom Unternehmen zurück.
1981 verwirklichte er im Rahmen der Wiener Festwochen den zweiten Teil seiner "Trilogie der möglichen Wunder" in Form des "poetischen Varietés Flic Flac", mit dem er anschließend auf Europa-Tournee ging.
Von da an realisierte er spektakuläre Großprojekte mit völkerverbindendem Anspruch: mit dem "Theater des Feuers" brachte er 1983 in Lissabon ein Millionenpublikum auf die Beine; es folgten "Begnadete Körper" (1985), "Luna Luna" oder "Body and Soul", "Jagmandir, das exzentrische Privattheater des Maharana von Udaipur" oder die 50 Meter hohe Skulptur "Bamboo Man" im Hafen von Hongkong.
Er sammelte "Stimmen Gottes" und Feuerkunst, Zigeunerkultur und Parkanlagen. Weder die Fantasie noch die Geografie schienen Hellers Projekten Grenzen zu setzen, stets wurden und werden alle Sinne angesprochen, wirken Poesie und Exotik, Varieté- und Jahrmarkt-Stimmung zusammen.
1995 baute er im Auftrag des Tiroler Kristallherstellers Swarovski in Wattens die märchenhaften und im Dezember 2003 erweiterten "Kristallwelten": diese wurden mit bis zu 720.000 jährlichen Besuchern einer der größten kommerziellen Erfolge Hellers.
Mit dem Auftrag für die Inszenierung der finalen Präsentation Deutschlands als Bewerber für die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 sowie die spätere Verantwortung für das Kulturprogramm der Fußball-WM erreichte Heller endgültig ein Millionen-Publikum (die geplante große Eröffnungs-Show wurde kurzfristig abgesagt).
Sein "Afrika! Afrika!", ein "magisches Zirkusereignis vom Kontinent des Staunens" aus 2005 wurde zum erfolgreichsten Zirkustheater Europas.
André Heller gestaltet aber auch Gärten: 1988 den "Giardino Botanico" und 2008 "Anima" (ein Garten-, Park-, Bauten- und Skulpturenprojekt am Fuße des Atlas-Gebirges bei Marrakesch, Marokko) und veröffentlichte etliche Bücher. Über seine Verwirklichungen und Pläne wurden 21 TV-Dokumentationen gedreht, u.a. von Werner Herzog, H.J. Syberberg und Elsa Klensch.
André Heller war von 1970 bis 1984 mit der Schauspielerin, Sängerin und Autorin
Erika Pluhar verheiratet, lebte jeweils einige Jahre mit der Burgschauspielerin
Gertraud Jesserer und später mit der Schauspielerin
Andrea Eckert zusammen und hat aus einer weiteren Beziehung einen Sohn.
André Heller lebt in Wien, der Lombardei, in Marokko und auf Reisen.
Auszeichnungen, Ehrungen (Auswahl)#
- Bambi, 1986
- Berliner Bär (B.Z.-Kulturpreis), 1993
- Amadeus Austrian Music Award für "Ruf und Echo", 2004
- Aufnahme in die Liste der 50 wichtigsten Österreicher der letzten 50 Jahre (Leserumfrage der Tageszeitung Kurier), 2004
- Romy für Scheitern, Scheitern, besser Scheitern als Beste Dokumentation TV, 2011
- Raimund-Ring, 2011
- Platin-Romy (für sein Lebenswerk), 2015
Werke (Auswahl)#
Schallplatten
- Nr. 1, 1970
- Platte, 1971
- Das war André Heller, 1972
- Neue Lieder, 1973
- A Musi A Musi, 1974
- Bei lebendigen Leib (live), 1975
- Bitter und Süß, 1975
- Abendland, 1976
- Basta, 1978
- Bitter und Süß, 1978
- Ausgerechnet Heller, 1979
- Starportrait. André Heller (Sampler), 1979
- Heurige und gestrige Lieder (gemeinsam mit Helmut Qualtinger, 1979
- Verwunschen, 1980
- Stimmenhören, 1983
- Narrenlieder, 1985
- Liebeslieder, 1989
- Kritische Gesamtausgabe 1967–1991, 1991
- Ruf und Echo (mit Xavier Naidoo, Thomas D, Brian Eno u. a., 2003
- Bestheller 1967-2007, 2008
Bücher (Prosa, Lyrik )
- King-Kong-King-Mayer-Mayer-Ling. Ein Stück Theater, 1972
- Sie nennen mich den Messerwerfer. Lieder, Worte, Bilder, 1974
- Die Ernte der Schlaflosigkeit in Wien, 1975
- Auf und davon. Erzähltes, 1979
- Die Sprache der Salamander. Lieder 1971–1981,1981
- Schattentaucher. 61 Beschreibungen aus dem Leben des Ferdinand Alt, 1987
- Wallfahrten zum Allerheiligsten der Phantasie. Lieder, Prosa, Tagebücher, 1990
- Schlamassel. Erzählungen, 1993
- Sitzt ana und glaubt er ist zwa. Verloren geglaubte Gelegenheitsgedichte, 1993
- Als ich ein Hund war. Liebesgeschichten und weitere rätselhafte Vorfälle, 2001
- Schattentaucher, 2003
- Wie ich lernte, bei mir selbst Kind zu sein, 2008
- Wienereien oder ein absichtlicher Schicksalsnarr, 2012
- Das Buch vom Süden, 2016
- Uhren gibt es nicht mehr. André Heller im Gespräch mit seiner Mutter – ein Buch voller Weisheit, Poesie und Witz, 2017
Bücher (Bilderbände)
- Es werde Zirkus. Ein poetisches Spektakel, 1976
- Flic Flac. Ein poetisches Varieté von André Heller (Fotografien Stefan Moses), 1981
- Die Trilogie der möglichen Wunder, 1983
- Himmelszeichen. Flying Sculptures, 1986
- Luna Luna, 1987
- Jagmandir. Traum als Wirklichkeit. Das exzentrische Privattheater des Maharana von Uidaipur, 1991
- Der Zaubergärten des André Heller, 1998
- Bilderleben. Öffentliches & Privates, 2000
- Mein Garten. Flora-Führer durch den Giardino Botanico Gardone, 2001
- Augenweide. Der Garten der Gärten (zusammen mit Julia Kospach), 2003
- Afrika! Afrika! Das magische Zirkusereignis vom Kontinent des Stauens (zusammen mit Carol Beckwith), 2005
- Vienna Warhol Vienna. Photo-Essay (zusammen mit Gabriela Brandenstein), 2005
Show-Projekte, Installationen, Inszenierungen, Design
- Flic-Flac (Varieté-Stück), 1981
- Theater des Feuers, 1983
- Sturz durch Träume: Feuerspektake vor dem Berliner Reichstag, 1984
- Begnadete Körper: Jongleure, Equilibristen und Akrobaten, engagiert aus chinesischen Artistenschulen, 1985
- Dichtergarten: Graz; aus Blumen geformte Kernsätze bedeutender Schriftsteller, 1986
- Himmelszeichen - Heißluftballon-Skulpturen schweben am Himmel von London, München, Venedig, Oslo, New York, Moskau, San Francisco und über den Niagarafällen, 1986
- Luna Luna - Jahrmarkt der modernen Kunst (mit Beiträgen von R. Lichtenstein, S. Dalí, K. Haring, F. Hundertwasser und P. Glass), 1987
- Body and Soul - eine Show des schwarzen amerikanischen Kulturguts, 1988
- Jagmandir - Das exzentrische Privattheater des Maharana von Udaipur, Indien, 1991
- Versinkende Riesin - Blumenskulptur mit Brunnen im Schlosspark von Schönbrunn, Wien, 1991
- Swarovski Kristallwelten in Wattens, 1995
- Yumé - Flug durch Träume: ein japanisches Kaleidoskop, 1997
- Afrika! Afrika! 2005 (Zirkus-Show)
- Magnifico (ein Kaleidoskop an märchenhaften Szenen rund um das Motiv Pferd), 2011
- Bon Voyage (ein Abend mit dem Leben und den Liedern von Greta Keller, verkörpert von Andrea Eckert), 2012
- Eröffnung der 'Al Noor Insel' in Schardscha (Vereinigte Arabische Emirate), 2015
- Eröffnung des 'Anima Gartens' südöstlich von Marrakesch bei Ourika, 2016
Literatur#
- A. Heller. Bilderleben, 2000
- Ch. Seiler: André Heller. Feuerkopf. Die Biografie, 2012
Weiterführendes#
- Wer war André Heller? (Kulturzeitschrift DAVID)
- Bildbericht über den Anima-Garten von André Heller bei Marrakesch (AEIOU)
- Schmickl, G.: Magnetismus und Abstoßung (Essay)
- Torsch, B.: A Zigeina woit’ a sein (Essay)
- v. Mersi, I.: Allzeit willens, nicht zu stranden (Essay)
- Historische Bilder zu André Franz Heller (IMAGNO)
Quellen#
- AEIOU
- André Heller
- Heller Garden
- Anima Garden
- ORF
- ORF Wien
- Wiener Zeitung,
- APA / OTS Presseaussendungen