Wochinz, Herbert#
* 15. 11. 1925, Villach
† 16. 10. 2012, Klagenfurt
Regisseur, Theaterintendant
Nach dem Schauspielstudium am Wiener Max-Reinhardt-Seminar ging der am 15. November 1925 in Villach geborene Wochinz 1950 nach Paris, wo er unter anderem mit Marcel Marceau zusammentraf. 1950-55 Ausbildung in Paris (S. Beckett, E. Ionesco, J. Cocteau, J. Genet); 1956 Schauspieler und Regisseur am Theater der Courage in Wien, 1958 Gründung des Theaters am Fleischmarkt in Wien (Erstaufführungen von Stücken der französischen Avantgarde; Bühnenbilder unter anderem von Wolfgang Hutter, Josef Mikl und Wander Bertoni). Er inszenierte aber auch am Tonhof im Kärntner Maria Saal, dem Sitz der Familie Lampersberg. Die Thomas Bernhard-Stücke "Die Erfundene", "Rosa" und "Frühling" wurden dort 1960 unter seiner Regie uraufgeführt. 1961 Gründung und Leitung der "Komödienspiele Porcia" in Spittal an der Drau, Aufführungen klassischer Komödien der Weltliteratur. 1968-92 Intendant des Klagenfurter Stadttheaters, das er durch ein abwechslungsreiches Programm zwischen Klassik und Moderne zu einem "Volkstheater" für alle Kärntner machte. Danach führte er ein eher zurückgezogenes Leben.
Wochinz brachte die französische Avantgarde nach Österreich und hatte zugleich eine Leidenschaft für die Komödie. Mühelos und beinahe selbstverständlich entwickelte Wochinz Feingefühl für die Avantgarde, lebte aber auch gleichzeitig für Komödiendichter wie Feydeau und Moliere. H.C. Artmann - noch ein enger Freund - hieß damals das Bindeglied zwischen diesen zwei Welten, er hatte die meisten Texte der beiden Franzosen übersetzt. Doch nicht nur die Regie, auch mit seinem schauspielerischen Talent erfuhr Wochinz offizielle Anerkennung: Armand Gattis Film "L'Enclos", in dem Wochinz vor der Kamera gestanden hatte, erhielt 1961 in Cannes die Goldene Palme.
Wochinz verstarb am 16. 10. 2012 im Klinikum Klagenfurt im Alter von 86 Jahren.
Auszeichnungen#
- Goldene Palme, Cannes, 1961
- Berufstitel Professor, 1975
- Französischer Kulturorden "officier des arts et lettres" für Verdienste um die europäische Komödie, 1983
- Höchster Zivilorden Frankreichs "Chevalier de l'Ordre National du mérite", 1984
- Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst, 2000
- Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst, I. Klasse, 2006
Literatur#
- F. Hubmann und A. Brandstetter, H. Wochinz. Vom Endspiel zum Theater der Freude, 1994
- G. Schmidauer (Hg.), Ein Leben für die Komödie. H. Wochinz und das leichte Lachen von Porcia, 2000
- APA-Meldung
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